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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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die im Moment eine bunte Unterwasserlandschaft zeigen und ein unsichtbares Sound-System, auf das ich jederzeit Zugriff habe.
    Der Bürgermeister schätzt übrigens Händel. Vor allem die Oper Giulio Cesare. Wenn ich ihm daraus etwas vorspiele, lächelt er sanft. Einmal bat er mich sogar, den Aufzug anzuhalten, damit er noch ein wenig lauschen konnte.
    Ein akustisches Signal, ein herrlich altmodisches »Pling!«, kündigt an, dass wir die gewählte Etage erreicht haben. Zwei Männer von der Sicherheit schauen in die Kabine und helfen dem bedenklich schwankenden Tannen in den Flur.
    Wenn bei ›Macintosh & Partner‹ gefeiert wird, befinden sie sich im Alarmzustand. Sie müssen achtgeben, dass die Mitarbeiter der Kanzlei nicht über die Stränge schlagen. Wobei die Toleranzgrenze sehr hoch ist.
    Aus dem Hintergrund dröhnt ›Satisfaction‹ von den Rolling Stones. Eine Männerstimme stimmt kreischend in den Refrain ein, und ich glaube, irgendwo in dem Tumult eine Frau weinen zu hören.
    Tannens junge Begleiterin zögert, sieht sich nach mir um und wird mit Nachdruck von einem der Wachmänner aus meinem Aufzug geführt. Abwärts.
    Mein Lächeln spiegelt sich im Chrom der Tür. Es sieht unecht aus. Ich mache mir zu viele Gedanken. Die Erinnerung ... mit einem Schlag ist sie wieder da. Der Junge ... ich habe nie seinen Namen erfahren.
    ›Nein! Hör sofort auf damit!‹
    Ich öffne das verborgene Fach in der Wand. Es bietet Platz für ein paar persönliche Dinge. Und für meine Medizin. In dem Metalldöschen, ein Geschenk von meiner anbetungswürdigen Frau Marge, sind nur noch zwei winzige rosafarbene Tabletten. Kein Problem. Morgen früh, vor Dienstantritt, werde ich zu Dr. Barrett gehen. Vielleicht muss er die Dosis ein klein wenig erhöhen. Ihre Wirkung hält nicht mehr so lange wie früher an.
    Ich zerbeiße die vorletzte Tablette in meinem Mund und spüre, dass es mir augenblicklich besser geht. Sogar der Blick der Frau mit dem Sonnenschirm ruht jetzt milde und nicht länger vorwurfsvoll auf mir.
    Tannens Hand hat auf dem Chrom einen hässlichen Abdruck hinterlassen. Ich entferne ihn mit einem Reinigungstuch. Es riecht nach Oleander, dem Lieblingsduft des Bürgermeisters. Anschließend kümmere ich mich um die Sauerei auf dem Teppich. Dabei pfeife ich ein kleines Liedchen aus meiner Jugend.

    Der nächste Tag beginnt mit einer Überraschung. Marge hat eine Nachricht von Florence, unserer jüngsten Enkeltochter, erhalten.
    Die Nachricht besteht nur aus einem Satz: »Es ist vollbracht!«
    Florence mochte es immer schon etwas pathetisch, aber diese Botschaft ist für uns in der Tat die Vollendung eines Traums. Bedeutet es doch, dass alles für unsere Rückkehr in die Heimat vorbereitet ist. Genau nach unseren Wünschen.
    Ich sehe es genau vor mir: Das Haus am Moosehead Lake steht bereit. Keine 50 Meter vom Ufer entfernt. Am Anleger dümpelt ein kleines Motorboot, und ich werde viel Zeit mit meiner alten Leidenschaft, dem Angeln, verbringen dürfen. Die Erinnerungen an die Geschehnisse in Porterville werden verblassen. Vielleicht werde ich sogar irgendwann auf die Antidepressiva verzichten können.
    Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss und die sechs Zylinder des BMWs erwachen zu seidenweichem Lauf. Ich mag diese Automobile. Sie werden mir ein wenig fehlen. Marge steht in der Haustür. Sie winkt mir lächelnd zu, dann kommt sie eilig die Auffahrt hinunter. Ich lehne mich aus dem Wagenfenster, und sie gibt mir einen langen Kuss. Sie streichelt mich mit ihren Fingern im Nacken, und ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken.
    »Pass gut auf dich auf«, flüstert Marge in mein linkes Ohr. Heute beginnen unsere letzten zwei Wochen an diesem Ort.

    Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre gekommen bin, aber ich gehöre zu Dr. Barretts privilegierten Patienten. Ich muss mich nicht um einen Termin bemühen, sondern kann ihn jederzeit in seinem Privathaus aufsuchen.
    Der Mediziner wohnt in einer der besten Gegenden von Porterville. Hohe Hecken schützen die Villen vor neugierigen Blicken. Nie ist ein Mensch auf den Straßen zu sehen. Das Viertel erscheint die meiste Zeit wie eingefroren. Bar jeglicher Bewegung.
    Umso mehr erstaunt mich der Polizeiwagen am Straßenrand vor Barretts Haus. Ein Beamter steigt ohne Hast, beinahe lässig, aus dem Fahrzeug und bedeutet mir anzuhalten. Ich verhalte mich ordnungsgemäß. Das heißt: Ich schalte den Motor aus, öffne die Seitenscheibe und lege beide Hände deutlich sichtbar ans

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