Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Meter gelaufen. Der Traum war so real. Ich konnte die Wärme ihres Körpers spüren. Ich schließe die Augen. Tränen rollen meine Wangen hinunter. Ich würde alles dafür geben, in diesen Traum zurückkehren zu können.
Schritte und flüsternde Stimmen holen mich in die Realität zurück. Mehrere Personen kommen die Treppe hinunter. In beiden Treppenhäusern. Die Polizei! Irgendwie haben sie rausgefunden, dass ich hier bin. Ich bin sofort hellwach, stopfe Tagebücher, Artikel, Dosen und Toastbrotverpackung in den Rucksack, schleiche ins Archiv und spähe auf den Flur. Das Flackern von Taschenlampen im Treppenhaus. Noch sind sie nicht da. Geduckt renne ich los. Keine Sekunde zu früh. Als Sheriff Parker und zwei seiner Männer am Ende der Treppe auftauchen, verschwinde ich gerade in der Nische und drücke mich neben die Getränkeautomaten. Genau vor mir bleiben die Männer stehen. Parker leuchtet den Gang mit der Taschenlampe ab und wendet sich in gedämpfter Lautstärke an weitere Männer, die im Treppenhaus zurückgeblieben sind. Dann geht plötzlich das Licht in der ganzen Bibliothek an.
Parker »Gut gemacht Mr. Prey, mein Kompliment! Aber Sie hätten auf Ihre Schwiegermutter hören sollen. Mrs. Bates hat sich für Sie verbürgt. Wussten Sie das? Denken Sie auch mal an Camilla. Sie könnte Schwierigkeiten bekommen, Mr. Prey. Hören Sie, was ich sage?«
›Ich höre nur zu gut, was du sagst, verdammtes Schwein‹, denke ich, halte den Mund und versuche, nicht zu atmen.
Parker »Na gut, Mr. Prey, hören Sie zu! Was Sie nicht wissen, ist Folgendes: Es ist vollkommen gleichgültig, wie Sie sich entscheiden und was Sie tun. Es hat keinen Bestand und keine Auswirkung. Auch wenn Sie im Moment nicht verstehen, warum, können Sie mir in diesem Punkt ausnahmsweise vertrauen. Und wenn es egal ist, wie Sie sich entscheiden, dann können Sie auch rauskommen und sich stellen. Das ist doch richtig, Mr. Prey? Würden Sie mir da zustimmen? … Mr. Prey?«
Warum ist es egal, wofür ich mich entscheide? Für einen kurzen Moment bin ich irritiert, dann fange ich mich wieder. Nichts als Lügen.
›Hör nicht auf ihn!‹ Ich verharre schweigend und gebe keinen Laut von mir.
Parker »Na gut. Dann müssen wir die Sache eben anders lösen. Sie haben es so gewollt. Wir rücken ab! Los, raus hier! Alle! Und zwar schnell. Barry, mach das Licht aus! Die Sicherung raus, verstanden?«
Die Männer rücken ab. Das Licht geht aus. Die Bibliothek mit ihren Jugendstilbalkonen und Wandreliefs versinkt wieder in der Dunkelheit. Ich höre, wie die Polizisten zu den Eingängen drängen, um schnell nach draußen zu kommen. Keiner will der Letzte sein. Die Türen krachen ins Schloss und werden von außen verriegelt. Dann wird es still. Vorsichtig richte ich mich auf und sehe mich um. Ist das ein Trick? Ist Parker in der Bibliothek geblieben? Das wäre zumindest möglich. Ich beschließe, mich weiterhin leise zu verhalten. Irgendwie muss ich aus der Bibliothek raus. Hier ist der Boden eindeutig zu heiß geworden.
Ich laufe geduckt zum Fenster und spähe nach draußen. In diesem Moment schließen die Polizisten die hölzernen Fensterläden. Lautes Krachen und Klappern ertönt von allen Seiten des Gebäudes. Sie verrammeln die Fenster, als würden sie sich auf einen Hurrikan vorbereiten.
War es vorher schon dämmrig, so ist es jetzt stockfinster. Was soll das alles? Leise höre ich, wie Polizeiautos anspringen und abfahren. Es ist unglaublich, aber die Cops rücken wirklich ab! Falls das nicht eine Finte ist …
Schließlich ist es wieder ruhig. Eine gespenstische Stille breitet sich aus. Die Stadtbibliothek und ganz Porterville scheinen den Atem anzuhalten. Was um alles in der Welt hat Sheriff Parker vor? Es dauert nicht lange, bis ich es herausfinde.
Das leise Geräusch, das ich höre, lässt mir das Blut in meinen Adern gefrieren: Das Schmatzen einer Gummidichtung auf verchromtem Metall. Der Kühlschrank öffnet sich und lässt die Küche in kaltem Licht erstrahlen, als hätte sich ein falscher Himmel geöffnet. Unwillkürlich sehe ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gibt keine. Ich sitze in der Falle. Plötzlich erhebt sich eine dünne Stimme und beginnt zu singen. Ein altes Kinderlied.
Ein heftiges Déjà-vu durchfährt mich. Meine Kindheit ist plötzlich wieder da. All die Dinge, die ich vergessen hatte. Sonnenuntergänge am Cale River, zwischen den Fischerhütten, wo wir als Kinder Verstecken spielten. Der Schulausflug in den
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