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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Heimat ein Star sein. Zum Glück trägt er jetzt eine Hose.
    Einige alte Damen können es gar nicht abwarten. Sie lassen ihre Umhängetaschen schon im Fahrstuhl fallen, um mit ihren Kameras als erste bei der Attraktion zu sein. Es bleibt mir nichts anders übrig, als die Taschen herauszutragen. Die erste ist verblüffend schwer. Es ist die mit der Jimmy-Carter-Puppe. Zwischen einem Bildband über den amerikanischen Bürgerkrieg und einer Schachtel mit kandierten Erdnüssen entdecke ich eine durchsichtige Schutzhülle mit zwei Reisetickets.
    Alle Anwesenden konzentrieren sich auf den absurden Tanz des fetten Mannes. Vorsichtig fingere ich die beiden Tickets heraus. Sie sind auf Johan und Gro Olsen ausgestellt. Beide sind nur wenige Jahre älter als Marge und ich. Ich überlege nicht lange. Es ist ein Reflex. Die Tickets verschwinden in der Innentasche meiner Uniformjacke.
    Während der Aufzug ins Parterre gleitet, rechne ich mir meine Chancen aus. Es ist möglich, dass die Olsens den Verlust der Tickets erst bei Antritt der Rückreise bemerken. Da der Besuch des Hudson Towers grundsätzlich am ersten Tag in Porterville auf dem Programm steht, bliebe also noch viel Zeit. Möglicherweise.
    ›Was ist, wenn die gute Gro zur Pedanterie neigt und ständig ihr Gepäck kontrolliert? Dann weiß sie aber noch immer nicht, wohin die Tickets verschwunden sind.‹
    Es ist die einzige Chance. Sie werden uns sonst hier sterben lassen. Einmal in der Heimat angekommen, werde ich Brenners Willkür und die ganzen Widerwärtigkeiten, die hier geschehen, den entsprechenden Stellen melden. Es gibt schließlich noch Gesetze.
    Doch zunächst muss ich meinen Dienst wie gewohnt beenden. Ein plötzliches Verschwinden würde mich sofort verdächtig machen. Ich bin mir darüber im Klaren, welche Hürden es noch zu überwinden gibt. Aber es kann ... es darf nicht unmöglich sein.
    Ich stelle die Taschen brav in die 44. Etage. Niemand achtet auf mich. Glatzkopfs bizarre Aufführung hat alle in ihren Bann gezogen. Er stößt seine zischenden Laute aus und dreht sich auf einem Bein stehend um die eigene Achse. Dabei versetzt er seine Fettmassen in wellenartige Bewegungen. Er erinnert an einen Berg, an dessen Flanken Fleisch gewordene Lawinen zu Tal gleiten.
    Ein blinkendes Licht zeigt an, dass im Foyer Kundschaft auf mich wartet.

    Es ist keine weitere Besuchergruppe, sondern ein einzelner junger Mann. Er trägt nagelneue Turnschuhe, ein einfaches T-Shirt und eine rote Baseballkappe mit dem grünen Monster auf der Stirnseite und sieht mich verwirrt an.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«, frage ich.
    Er antwortet nicht, und dann wird mir klar, woran mich sein äußeres Erscheinungsbild erinnert: An einen Botenjungen.
    »Kann es sein, dass Sie zu mir wollen? Zu Daniel Chester Kipling?«
    Er nickt.
    Ich senke die Stimme. »Dann bringen Sie mir die Tabletten?«
    »Genau!«, sagt er und scheint irgendwie erleichtert. Er sieht sich um und flüstert: »Ich soll sie Ihnen im Aufzug übergeben, Mr. Kipling.«
    Ich mache eine einladende Geste. Während ich überlege, ob ich das Medikament überhaupt noch benötige, drängt mich der Bote so grob zur Seite, dass ich ins Straucheln gerate.
    »Hey! Was soll das?«, protestiere ich, und ich sehe, wie der Mann mit der Baseballkappe den Knopf der obersten Etage drückt. 56. Stock!
    »Sind Sie wahnsinnig?!«
    »Ganz und gar nicht!« Er steht vor mir in Lauerstellung. Auf dem Monitor hinter seinem Kopf schwebt ein Katamaran über das glitzernde Meer.
    »Das dürfen Sie nicht!«, schreie ich ihn an und versuche, an die Tastatur zu gelangen.
    Sein Schlag trifft mich am linken Ohr.
    »Tut mir leid«, höre ich ihn wie aus weiter Ferne, während der Boden auf mich zurast. Der Teppich dämpft meinen Aufprall. Etwas Warmes, Blut, rinnt aus meinem Ohr.
    »Ich habe mich entschieden!«, sagt der junge Mann so laut und bestimmt, als müsse er sich selbst Mut zusprechen.
    ›Du bist tot‹, denke ich.
    »Pling!« Wir sind ganz weit oben.
    Vergeblich versuche ich, mich aufzurichten. Der Bursche hastet hinaus. Ohne mein Zutun schließt sich die Tür sofort wieder hinter ihm. Der Fahrstuhl bewegt sich nicht von der Stelle. Die Zeit ist wie eingefroren.
    »Kip!« Die Südsee-Impressionen sind verschwunden. Howard K. Brenners Gesicht sieht von den Monitoren auf mich hinab. »Johan und Gro möchten ihre Tickets zurück.« Er zündet sich einen Zigarillo an. »Und hören Sie auf, sich wie ein Frischling zu benehmen.«
    »Was ist ein

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