Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
drücken.
Martin »Die ist viel zu dick. Da ist irgendwas drin.«
Martin drehte sich zum Schreibtisch, holte eine Schere hervor und hob vorsichtig, mit der Spitze der Schneidefläche, die Rückwand des Bilderrahmens an. Einen Moment lang starrten wir auf unseren Fund. Ohne etwas sagen zu müssen, war uns klar, dass nur der verrückte Stewart Falkner ihn dort versteckt haben konnte. Sorgfältig, wie ein Chirurg mit dem Skalpell, entfernte Martin die Rückwand und holte einen akkurat gefalteten, vergilbten Bogen Zeitungspapier hervor. Er war so dünn und brüchig, dass Martin Angst hatte, ihn zu zerreißen. Vorsichtig legte er ihn auf die Arbeitsfläche des Schreibtischs und begann, ihn Faltkante für Faltkante auszubreiten. Es war die erste Seite einer uralten ›Porterville Times‹.
Vor uns entblätterte sich die Schlagzeile vom 23. Januar 1881: ›St. Helena Park gesperrt‹.
Martin las halblaut, während seine Finger vorsichtig das Papier festhielten. »Der Stadtrat hat mit knapper Mehrheit beschlossen, den ›St. Helena Park‹ zu sperren und für die Bebauung freizugeben. Die Diskussion wurde hitzig geführt, doch die Befürworter der Sperrung konnten sich durchsetzen. Die Häufung der Vorkommnisse steht in keinem Verhältnis zum Nutzen des Parks, so Luther Emmerson, Ratsmitglied und Vorsitzender des Verbandes der Einzelhändler. Richter Thomas Maddock wurde deutlicher: Der ›St. Helena Park‹ ist ein Schandfleck. Er muss verschwinden. So schnell wie möglich. Fremdenverkehr und Wirtschaft würden negativ beeinflusst. Der Park habe von Einheimischen bereits den Namen ›Darkside Park‹ bekommen …«
Martin las weiter, doch ich hörte ihn nicht mehr. Darkside Park! Es machte ›Klack‹ in meinem Kopf. Als würden uralte Zahnräder einrasten und zum ersten Mal reibungslos funktionieren. Es war wieder Leben in der Maschine. Welchem Zweck sie diente, war verschleiert. Von giftigem Nebel.
In meiner Erinnerung hörte ich die Stimme des Sheriffs, als würde er direkt neben mir stehen: »Sarah? Kennst du den Darkside Park?«
Mir wurde heiß und kalt. Das Blut pochte in meinen Ohren. Ich taumelte. Martin ergriff meinen Arm.
Martin »Was ist mit dir? Ist dir nicht gut?«
Sarah »Ich brauche frische Luft.«
Ich wollte das Büro verlassen, doch Martin hielt mich fest und sah mir in die Augen.
Martin »Sarah, du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählst. Das bleibt unser Geheimnis. Einverstanden?«
Ich nickte konsterniert und verwirrt.
Sarah »In Ordnung.«
Ich wankte auf die Straße. In meinem Kopf drehte sich alles. Fragen türmten sich auf.
Die bohrendste von allen: ›Gab es einen Zusammenhang zwischen der Frage des Sheriffs und der Einweisung von Stewart Falkner? War er eingewiesen worden, weil er etwas herausgefunden hatte? Weshalb hätte er sonst das Zeitungsblatt verstecken sollen?‹
Stewart Falkner war offensichtlich paranoid gewesen. Und doch … leise und lautlos nagte der Zweifel an mir. Ich wusste noch immer nicht, wo ich Tom suchen sollte. Doch in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich niemandem trauen konnte. Martin war mein einziger Verbündeter.
Ich arrangierte mich so gut es ging mit der Situation, richtete die Wohnung ein und rief jeden Tag im Präsidium an, um von Sheriff Parker immer das Gleiche zu hören: »Tut mir Leid, Sarah! Er ist nicht aufgetaucht. Wenn wir ihn finden, bist du die Erste, die es erfährt!«
Es sollte vierzehn Tage dauern, bis ich ein Lebenszeichen von Tom bekam. Ein Lebenszeichen, bei dem ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich es nicht bekommen hätte.
Es war warm und sonnig an diesem Tag. Ich zog meine Riemchen-Sandaletten und ein kurzes Sommerkleid an. Der Wind strich angenehm um meine nackten Beine, als ich zum Walmart schlenderte, um Brot und Milch einzukaufen. Wie viel schöner hätte dieser Frühling, der allmählich zum Sommer wurde, sein können, wenn Tom jetzt bei mir gewesen wäre. Ich konnte nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich musste etwas unternehmen.
In meine Grübeleien versunken, nahm ich den Rückweg vom Supermarkt nicht wahr. Ich befand mich außerhalb von Raum und Zeit, als mich im Durchgang, direkt vor unserer Wohnung, ein Obdachloser abfing. Er lag zusammengerollt auf dem Boden und sprang auf die Beine, als ich die Tür öffnete. Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich beinahe umfiel, als ich ihn im Dämmerlicht endlich erkannte. Sein Gesicht war eine konturlose
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