Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
handschriftlich verfasst worden. Ein Urlaubsfoto, das die drei Mädchen vor einem Leuchtturm am Meer zeigte, war auf den Zettel geklebt und die Seite kopiert worden. Ob man Maki gefunden hatte? Wohin war sie verschwunden? All das stand nicht auf dem Zettel.
Das andere Blatt zeigte das Portrait von Matt Broyers, einen Mann von circa 55 Jahren. Darunter eine sehr förmlich und höflich formulierte Bitte, sich bei Kate zu melden, falls man ihn sehen sollte. Kate war vermutlich Matts Frau. Es war nicht zu erkennen, wie alt der zweite Zettel war. Der Grad der Ausbleichung sagte mir, dass er älter sein musste als der erste. Ich war allein in der Stadt. Aber mit meinem Problem war ich offensichtlich nicht allein. In Porterville schienen öfter Leute zu verschwinden.
Plötzlich entdeckte ich noch etwas. Ein Graffiti. Nichts Besonderes, doch dieses Graffiti erinnerte mich stark an ein Monster, das sich Kekse in den Mund warf. Das Stoffmonster an Sheriff Parkers Rückspiegel … ich hatte das Graffiti bereits auf anderen Hauswänden in Porterville gesehen und deshalb das Gefühl gehabt, es zu kennen. Es musste eine Art Porterville-Maskottchen sein. Völlig harmlos also. Und doch … gerade als ich dies dachte, wurde mir klar: Das, was sich das niedliche Monster in den Rachen warf, waren keine Kekse. Es waren Sterne!
Langsam, zögernd schob ich mich aus dem Durchgang in die Sonne zurück. Plötzlich spürte ich einen Blick auf mir, sah instinktiv zur Seite und bekam in der prallen Sonne eine Gänsehaut. Die stumpfen, schwarzen Augen eines Obdachlosen starrten mich an. In derselben Sekunde drehte er sich weg und verschwand. Hatte er mich die ganze Zeit über beobachtet? War er mir gefolgt? Hatte er meine Flyer abgerissen? Ich brauchte einen Moment, um mich von dem Schreck zu erholen. Dann sprang ich aufs Fahrrad und radelte zur Stadtbibliothek zurück. Das war kein Zufall!
Auch wenn ich nichts Positives zu berichten hatte, war ich froh, als Martin mich anlächelte und sich erkundigte, wie es gelaufen war. Ich erzählte ihm von meiner Begegnung. Er legte den Finger auf den Mund und führte mich, um die Leser im Saal nicht zu stören, in sein Büro.
Martin »Das glaube ich nicht. Das würde ja bedeuten, dass dich der Obdachlose gezielt sabotiert hat. Warum sollte er das tun?«
Sarah »Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Tut mir Leid. Ich bin total durch den Wind. Was soll ich denn machen? Ich weiß nicht weiter. Ich kann doch nicht einfach rumsitzen und nichts tun. Ich muss ihn doch finden.«
Der Damm brach, und ich begann zu weinen. Martin legte mir die Hand auf die Schulter. Ich drückte meinen Kopf an seine Brust. Die plötzliche Nähe war ihm unangenehm, das spürte ich. Peinlich berührt, mit hochrotem Kopf stand er da mit einem heulenden Etwas im Arm. Man hätte fast Mitleid mit ihm haben können. Ich wischte mir die Tränen weg und bedankte mich. Martin hatte einen Kloß im Hals, und ihm war offensichtlich schwindelig. Um ehrlich zu sein, sah er schlechter aus als ich.
Trotzdem fragte er mich: »Geht’s dir besser?«
Ich nickte, zog die Nase hoch und versuchte zu lächeln.
Sarah »Tut mir Leid.«
Martin »Kein Problem.«
Martin öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Die Situation wurde brenzlig. Möglicherweise war Martin einer Frau noch nie so nahe gekommen. Ich sah mich um und suchte nach einer Ablenkung, bevor Martin etwas Dummes sagen konnte. Das Portrait von Stewart Falkner!
Sarah »Hast du ihn gekannt?«
Martin »Was? Wen?«
Ich war haarscharf einem missglückten Kompliment entkommen.
Martin »Stewart Falkner? Ach so, nur von Erzählungen. Es gab … Gerüchte über ihn.«
Sarah »Gerüchte? Was für Gerüchte?«
Martin »Er hätte hier im Keller Geheimräume eingerichtet. Vielleicht war sogar was dran.«
Sarah »Man kann ihm ansehen, dass mit ihm was nicht stimmt. Findest du nicht?«
Martin »Hoffentlich sehe ich später nicht so aus.«
Wir mussten lachen. Die Situation war gerettet. Einem starken Impuls folgend, nahm ich Falkners Bild von der Wand, um es näher in Augenschein zu nehmen. Falkners wässrige Augen starrten mich an. Sie hatten etwas Hypnotisches. Oder war es Furcht? Plötzlich spürte ich etwas und drehte den Rahmen um. Irgendetwas stimmte nicht. Martin sah mich an.
Martin »Was ist?«
Sarah »Fühlt sich merkwürdig an. Irgendwie weich.«
Martin »Zeig mal.«
Martin nahm den Rahmen in die Hand und prüfte die Rückseite. Sie ließ sich ein Stück nach innen
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