Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Streit!«
Parker »Dein Freund könnte einfach abgehauen sein, Sarah. Das ist nicht schön, aber wesentlich wahrscheinlicher, als von Obdachlosen entführt zu werden.«
Sarah »Wir haben uns nicht gestritten. Wir sind gerade erst nach Porterville gezogen. Wir lieben uns, okay? Er ist nicht abgehauen!«
Parker »In meinem Beruf bekommt man so einiges mit, Sarah. Mit der Zeit wird man zu so einer Art ›Hobby-Psychologe‹.«
Etwas war merkwürdig an der Art, wie er das Wort Hobby-Psychologe aussprach.
Sarah »Ich pfeife auf ihre Hobby-Psychologie! Wenn Sie mir nicht helfen, suche ich ihn allein!«
Ich hatte die Nase voll von Sheriff Parker. Ich rannte die Treppe hinunter, riss die Tür auf und fing an zu heulen. Es tat gut und befreite ein wenig. Der Sheriff reichte mir ein Taschentuch. Ich nahm es, obwohl ich nicht wollte. Wie auch immer sich die Dinge entwickeln sollten, ich würde noch öfter mit Sheriff Parker zu tun haben. Ich bedankte mich brav und entschuldigte mich. Ich war eine Frau. Ich hatte nachgegeben, alles war gut. Machos wie Parker sind eben einfach gestrickt. Im Präsidium gab ich alles zu Protokoll und unterschrieb die Vermisstenanzeige. Die Polizisten, allen voran eine nette Frau namens Ellie, versuchten, mich aufzumuntern und wurden nicht müde, mir immer wieder zu versichern, dass Tom wieder auftauchen würde. Ganz sicher.
Dann stand ich wieder auf der Straße. Diese Stadt, die mir noch vor wenigen Stunden angenehm und freundlich vorgekommen war, erschien mir plötzlich kalt und abweisend. Ich war allein in dieser Stadt. Dieses verdammte Gefühl war wieder da. Und jetzt wusste ich endlich, woher es kam. Es war eine Vorahnung. Ich hatte es gewusst. Von Anfang an. Ich würde allein sein in dieser Stadt. Jetzt war ich es.
Als ich aufwachte, hatte ich die zweite Nacht in meinen Klamotten geschlafen. Ich stellte mich unter die Dusche und blieb dort die nächsten 30 Minuten. Am schlimmsten war das bohrende Schuldgefühl. Ich hatte ihn im Stich gelassen. Ich riss mich zusammen und versuchte, die Situation pragmatisch anzugehen. Tom war weg. Was war zu tun? Ich wollte ihn suchen. Den Bemühungen der Polizei traute ich nicht. Die Universität musste informiert werden. Ich beschloss, es bei der halben Wahrheit zu lassen. Er war verschwunden. Eine dringende Familienangelegenheit hatte ihn dazu gezwungen, unvermittelt aufzubrechen. Dass Tom keine Familie hatte, wusste an der Universität niemand. Der Professor war besorgt und fragte, ob er helfen könne. Ich verneinte. Ich wolle mich um alles kümmern. Tom würde sich bei ihm melden, wenn er wieder da sei. Das war erledigt. Als Nächstes rief ich die Freunde in New York an und bat sie, sich umgehend bei mir zu melden, falls Tom auftauchen sollte. Sie regten sich auf und verlangten zu wissen, was passiert war. Ich sagte nichts. Sie im Ungewissen zu lassen, war mir lieber, als sie anzulügen. Die Wahrheit konnte ich ihnen ohnehin nicht sagen. Dann überlegte ich, wer mir helfen konnte. Wen kannte ich in Porterville? Die Liste war nicht besonders lang. Ein einziger Name stand darauf: Martin, der Bibliothekar.
Er war mit Büchern bepackt und überrascht, mich so schnell wiederzusehen. Meine Arbeit sollte erst in einer Woche beginnen.
Martin »Hallo!«
Sarah »Hi.«
Ich lächelte ihn an und sah ihm in die Augen.
Martin »Du … du musst erst nächsten Montag anfangen.«
Sarah »Ich wollte dir bei der Arbeit zusehen. Dann fällt mir der Einstieg leichter.«
Martin »Oh …«
Ihm fielen fast die Bücher aus der Hand.
Sarah »Außerdem … brauche ich deine Hilfe.«
Ich beschloss, die Karten auf den Tisch zu legen. Alles andere würde zu lange dauern.
Martin »Du … du brauchst meine Hilfe?«
Sarah »Können wir irgendwo unter vier Augen reden?«
Martin nickte verwirrt, führte mich in sein Büro, das mit Büchern und Akten vollgestopft war und bot mir den einzigen Stuhl an. Ein fettiger Bürosessel. Ich setzte mich vorsichtig darauf, gefasst, dass das gute Stück unter mir zusammenbrechen könnte, und entdeckte an der Wand eine ordentliche Reihe gerahmter Portraitfotos. Die Bilder fesselten sofort meine Aufmerksamkeit. Sie zeigten ältere Männer in steifer Haltung mit ernsten Mienen. Martin grinste und beschrieb mit der Hand einen theatralischen Halbkreis.
Martin »Die Ahnengalerie der Stadtbücherei. Darf ich vorstellen: Meine hochdekorierten Vorgänger.«
Sarah »Die sind alle ziemlich alt.«
Martin »Und ich bin jung. Ich weiß. Was
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