Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Contessa hob die Handschrift vom Boden auf, bevor sie langsam aus der Zelle zurückwich. »Endlich.« Sie hielt das Buch so zärtlich im Arm, als wäre es ein Baby.
Chris hörte ein Stöhnen und sah, dass Robin außer Gefecht gesetzt war. Schnell ersann sie eine List und sagte: »Contessa, ich bin in Rom zur amerikanischen Botschaft gegangen und habe dafür gesorgt, dass mir ein Überwachungsteam nach Venedig folgt. In ein paar Minuten werden sie dieses Haus umstellt haben. Lassen Sie uns frei, und ich werde meinen Einfluss geltend machen, damit Sie und Ihre Männer freies Geleit zurück in die Staaten bekommen.«
»Freies Geleit.« Salva lachte leise und tauschte die Handschrift bei einem ihrer Männer gegen eine Pistole. »Niemand ist dir gefolgt außer uns, meine Liebe, und wir reisen direkt nach England.« Sie zielte mit der Waffe auf Chris’ Gesicht.
Chris, die sich bewusst war, dass sie nichts mehr tun konnte, sah mit offenen Augen dem Tod entgegen.
Im letzten Moment riss die Contessa die Waffe herum und feuerte. Nottingham wurde nach hinten geworfen und ließ den Dolch in seiner Hand fallen, dann zog er einen weiteren aus dem Gürtel und warf sich auf Salva. Sie schoss ihm noch ein zweites Mal ins Bein, da fiel er um und rührte sich nicht mehr.
Rotes Blut sickerte unter seinem Körper heraus.
»Gib mir das Buch.« Die Contessa nahm es ihrer Wache weg, öffnete es und riss am oberen Ende des Einbandes. Dann knurrte sie etwas Obszönes auf Italienisch und warf das Buch von sich.
Es landete geöffnet vor Chris’ Zelle, und sie sah, dass die Seiten leer waren.
»Ihr wagt es, mir eine Fälschung zu geben?« Salva ging zu Nottingham und trat ihn gegen das verletzte Bein, bis er stöhnend zu Bewusstsein kam. »Wo ist das Buch?«
Nottingham hob den Kopf und schaffte es, höhnisch das Gesicht zu verziehen. »Hier nicht, Mylady.«
»Ich hätte so etwas erwarten müssen. Einmal ein Verräter, immer ein Verräter. Bringt ihn auf die Beine.« Salva tigerte mit ruckartigen Bewegungen auf und ab, während ihre Wachen Nottingham vom Boden wuchteten. »Ich war sehr geduldig mit Euch und Euren Forderungen, Mylord. Doch das ist jetzt vorbei. Sagt mir, wo es ist. Sagt es mir jetzt .«
Nottingham schwieg. Eine der Wachen schlug ihn, sodass sein Kopf nach hinten flog.
»Ich werde dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen«, versprach die Contessa.
»Tötet mich«, krächzte er, »und Ihr werdet es nie wiederfinden.«
»Wartet«, sagte Salva, als die Wache sich daranmachte, ihn wieder zu schlagen. »Bringt das Mädchen raus.«
Die Wache, die immer noch Chris festhielt, schob sie aus der Zelle Richtung Contessa und Nottingham.
»Du begehrst diese Frau, oder?«, meinte Salva, als sie sich neben Chris stellte.
Nottingham wandte den Blick ab. »Sie ist eine Sterbliche. Sie bedeutet mir nichts.«
»Aber Ihr habt so wunderbar miteinander getanzt.« Die Contessa legte ihre Arme um Chris’ Hüfte und stützte ihr Kinn auf ihre Schulter. »Ich habe Euch auf dem Ball beobachtet. Ich habe gesehen, wie Ihr sie geküsst habt. Ihr könnt sie haben, Mylord, und mit ihr machen, was immer Ihr wollt. Wenn er aufwacht, wird Locksley keine andere Wahl haben, als Euch zuzusehen. Gebt mir nur das Buch.«
Nottingham schwieg weiterhin.
»Nun gut.«
Chris keuchte, als sie fühlte, wie die Contessa ihre Reißzähne in ihrer Schulter versenkte. Der Schmerz dauerte nur einen Moment an, bevor die Contessa sie von sich stieß.
»Sie stinkt nach Locksley«, beschwerte sich Salva und wischte sich mit angewiderter Miene das Blut vom Gesicht. »Es ist, als würde man muffigen Earl-Grey-Tee trinken.«
Chris versuchte, Richtung Treppe zu fliehen, aber eine der Wachen fing sie ein und schleuderte sie zu Boden. Ihr Gesicht war nur Zentimeter von der zertretenen Ratte entfernt. Der Wachmann drehte Chris mit Tritten, bis sie auf dem Rücken lag, und sie schlug die Arme über den Kopf, um ihr Gesicht zu schützen.
Metall schepperte, Männer schrien. Chris wurde hochgehoben und mit baumelnden Beinen gehalten, während der Wachmann, der sie getreten hatte, sie mit der Faust in Rippen und Brust schlug. Sie wand sich in dem Versuch, den Schlägen zu entkommen, aber dann fühlte sie das kalte Brennen eines Dolches, der in ihren Oberarm schnitt.
»Ich muss nicht von ihr trinken«, verkündete die Contessa. »Ich kann auch einfach nur Stückchen von ihr abschneiden und ihr beim Bluten zusehen.« Sie drückte die Spitze des Dolches gegen Chris linke
Weitere Kostenlose Bücher