Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
schnappen.« Alex zog ihren Laborkittel aus und ging Richtung Lift. Als Nick ihr nicht folgte, warf sie einen Blick über die Schulter zurück. »Komm schon, Mädchen. Wir brauchen es beide.«
Nick blickte finster drein. »Ich bin kein Mädchen, und ich brauche keine Mutter.«
»Das ist gut, weil ich wirklich keinen unsterblichen Teenager mit Komplexen brauchen kann, der mich ›Mom‹ nennt.« Alex ging weiter.
Widerwillig folgte Nick ihr zum Lift und aus dem Herrenhaus. Alex wanderte den gepflasterten Weg zum Aprikosenhain entlang, wo die Luft erfüllt war vom köstlichen Duft reifender Früchte.
»Dieser Geoff-Kerl steht wirklich auf Aprikosen«, bemerkte Nick.
»Michael ist bei Lavendel genauso, und ich wette, Gabriel hat bereits darüber gesprochen, auf deiner Farm Wacholder zu pflanzen.« Sie nickte, als Nick sie überrascht musterte. »Sie riechen uns gerne, auch wenn wir gerade nicht da sind.«
Ein kleines Lächeln hob einen von Nicolas Mundwinkeln. »Da bin ich ja froh, dass ich nicht nach Pferdemist oder verbranntem Plastik rieche.«
Alex nickte wieder. »Wo wir gerade von knusprigen Dingen reden – falls die Patienten dir an die Nieren gehen, solltest du dir ein paar Tage von der Krankenstation frei nehmen.«
Die junge Frau wandte sich ab. »Mir geht’s gut.«
Alex hielt an, um eine Aprikose zu pflücken, und hielt sie sich unter die Nase. »Gott, wie ich Essen vermisse. Du nicht? Ich meine, ich liebe die Superkräfte, die Selbstheilungssache und den tollen Sex, aber manchmal verzehre ich mich so sehr nach einer Tüte M&Ms, dass ich schreien könnte. Was ist mit dir?«
Nick beäugte sie. »Falls Sie vorhaben, mir einen Vortrag über meine miese Einstellung zu halten, Doc, lassen Sie uns einfach so tun, als hätten Sie es gesagt, und dann gehen wir zurück in die Krankenstation.«
»Ich wollte es auch nicht, Nick.« Alex rollte die goldene Frucht zwischen ihren Handflächen hin und her. »Und, nur fürs Protokoll, meine Einstellung ist viel mieser als deine. Tatsächlich könnte ich dir noch ein paar Tipps geben, wenn du willst. Und du kannst mich duzen.«
Nick verzog den Mund. »Gib mir noch ein paar Jahre. Ich ziehe schon noch gleich.«
»Die Sache ist«, erklärte Alex, »ich werde dir nie den Arsch küssen oder dich bis zum Erbrechen ›Mylady‹ nennen. Ich bin wie du. Mir blieb keine Wahl.«
Nick schwieg eine Weile, dann sagte sie schließlich: »Es ist okay. Überwiegend ist es der Vampirkönig. Er geht mir auf die Nerven. Beobachtet mich ständig. Ich merke es, obwohl die Kapuze seine Blicke verbirgt.«
»Er ist ein neugieriger Drecksack.« Alex unterdrückte ein Aufwallen von Schuldgefühlen. »Sonst noch was auf dem Herzen?«
Nicola trat einen Stein über die Wiese. »Richard will Gabriel zum Sig-lord oder was auch immer machen. Ihm die Leitung eines Nestes übertragen.«
»Wirklich.« Alex war nicht sonderlich überrascht; Gabriel war einer von Richards vertrauenswürdigsten Leutnants gewesen, bevor er von der Bruderschaft entführt und gefoltert worden war. »Hat Gabe mit dir darüber geredet?«
»Nein. Der Vampirkönig kam gestern Abend zu Gabriel, und sie dachten, ich schliefe. Er hat ihm ein Territorium im Norden angeboten, in der Nähe meiner Farm. Gabriel hat Nein gesagt, aber so wie er klang …« Ihre Schultern sackten nach unten. »Ich glaube, er will die Dinge wirklich wieder so haben, wie sie mal waren. Du weißt schon, in einem großen Haus leben und Diener, Wände voller Kunst und Schwerter haben, Krieger anführen, all der Scheiß.«
»Aber du nicht.«
Nick stopfte die Hände in die Hosentaschen. »Es spielt keine Rolle, was ich will. Es ist sein Leben. Mit einem Leben ständig auf Achse wird er nie zufrieden sein, das habe ich schon erkannt. Der Kerl braucht Wurzeln. Kyn-Wurzeln. Wenn es ihn glücklich macht, wenn ich ihn gehen lasse, dann lasse ich ihn gehen.«
»Das kannst du nicht, Nick.«
»Pass nur auf.«
»Als wir in Irland waren, und Gabriel dachte, du wärst in seinen Armen gestorben«, sagte Alex, »hat er Michael gebeten, ihn zu töten. Als Michael sich geweigert hat, hat er um ein Messer gebeten, um sich selbst umzubringen. So sehr liebt er dich.«
Nick starrte Alex böse an. »Du raffst es einfach nicht, oder? Ich bin nicht wie du oder Braxtyn und die anderen Reißzahn-Miezen. Ich kann diese Scheiße einfach nicht. Die Kyn haben mir alles genommen. Meine Eltern. Mein Zuhause. Mein gesamtes Leben. Jedes Mal, wenn ich einen von euch anschaue,
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