Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
innerlich die Daumen, als sie gleich große Anteile Blutzellen von Ratten und Menschen mischte und sie zuerst zu Korvels Blutprobe gab und dann zu Richards. Ein paar Zellen in jeder Probe wurden abgestoßen, aber die meisten absorbiert. »Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es. Das ist ein fünfzig-fünfzig-Mix; die Hälfte menschliches Blut, die andere von Ratten. Sehen Sie? Diesmal wird nicht so viel unterschieden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Alle Kyn vertragen eine kleine Menge Tierblut.«
»Ja, aber dieser Test beweist, dass ihr mehr vertragen würdet, wenn ihr es gemischt mit menschlichem Blut trinkt«, erklärte sie ihm und wiederholte die Simulation. »Genauso, wie ihr Wein trinken könnt, solange er mit menschlichem Blut gemischt ist. Korvel, das Pathogen braucht Blut. Davon lebt es. Es ist bereit, fremde Zellen und Substanzen zu tolerieren – oder sogar zu absorbieren –, solange es etwas davon bekommt. Wenn nicht, dann ist es gezwungen, sich anzupassen. Ergo, ein zusätzlicher Chromosomensatz und unangenehme körperliche Mutationen.«
Korvel schien jetzt benommen. »Ich verstehe nicht.«
»Ich dachte, es ginge um die körperlichen Veränderungen. Ich bin ein Idiot. Es beginnt alles auf der Zellebene.« Sie versuchte, es für einen Laien verständlich auszudrücken. »Richard war gezwungen, jahrelang Tierblut zu trinken. Um zu überleben, schuf das Pathogen einen neuen DNA-Satz, um die fremden Zellen zu verdauen und den neuen Blutlieferanten anzuziehen. Es veränderte Richard, sodass die Wirte auf ihn ansprechen. Wie jeder sich entwickelnde Organismus hat es sich einfach an seine Umgebung angepasst. Wenn es sich einmal angepasst hat, dann kann es das definitiv auch noch einmal tun.«
Korvel sah fassungslos aus. »Sie meinen, es kann rückgängig gemacht werden?«
Alex erinnerte sich an Elizabeth’ Drohung. Sie würde Richard nur unter der Bedingung heilen, dass John zuerst in die Staaten zurückgebracht wurde. Dann konnte Elizabeth ihm nichts tun.
»Wir werden der neuen DNA auf gar keinen Fall mehr das geben, was sie haben will.« Alex wurde klar, dass eine Heilung auch ihre Fahrkarte aus Dundellan war, und hätte gerne den Computer, den Hauptmann und alle Ratten im Schloss geküsst. »Und es sollte auch nicht allzu lange dauern … Richard hat noch inaktive Kyn-DNA in seinen Zellen.«
»Habe ich das, ja?«
Alex fühlte sich schlagartig nicht mehr so toll und beugte sich hinunter, um die dicke Katze aufzuheben, die mit Richard hereingekommen war. »Hey, Kätzchen«, sagte sie und streichelte das zutrauliche Tier. »Sieh nur, was du da mit reingebracht hast.«
»Korvel, lassen Sie uns allein.«
»Ja, Mylord.« Der Hauptmann ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und warf Alex einen Blick zu, den sie nur als eindringliche Warnung interpretieren konnte. Dann ging er.
»Meine Frau sagt, dass Sie in ihren Gemächern waren«, meinte Richard, während er zur Labortür ging und sie abschloss. »Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das erlaubt zu haben.«
»Und ich kann mich nicht erinnern, um Erlaubnis gefragt zu haben.« Alex schloss die Simulation. Sie konnte Richard erzählen, dass seine Frau gedroht hatte, John umzubringen, falls Alex irgendwelche Fortschritte machte, aber sie bezweifelte, dass er ihr glauben würde. Elizabeth war seine Frau, seine Heimmannschaft; Alex war eine widerspenstige, unkooperative Gefangene. »Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Hauptmann sagt, ich habe die letzten Menschen getötet, die uns als Blutlieferanten dienten. Ich kann mich nicht daran erinnern, aber die letzten beiden Tage fehlen mir fast völlig.« Er zog seine Maske ab und enthüllte sein entstelltes Gesicht mit der dicken Haarschicht und den langen, gebündelten Schnurrhaaren, die ihm gewachsen waren.
Jetzt, wo die Haare wieder zu sehen waren, verstand Alex endlich, von was Richard sich ernährt hatte. Sie blickte auf die getigerte Katze und fuhr mit dem Daumen durch das Fell an ihrem Hals, tastete mehrere Punktwunden. »Es sind die Katzen. Sie ernähren sich von den Katzen.«
Alex fielen all die Katzen wieder ein, die in der Festung herumliefen. Es gab Dutzende, und die Hälfte der Weibchen war trächtig. Er sorgte vermutlich bewusst dafür, dass sie sich vermehrten, damit er immer genug hatte. Und sie würde gleich kotzen, wenn sie noch länger darüber nachdachte.
»Als die Brüder mich in Rom gefangen hielten«, sagte Richard, »verweigerten sie mir Nahrung. Ich ertrug den Hunger, so
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