Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
und ihr Glanz wurde durch die hässlichen Kleider, die sie trug, gedämpft. Sie hatte sich erneut getarnt, genau wie in der Gasse.
Er zog einen der Dolche, die er aus der Bibliothek des Highlords gestohlen hatte, und schlich sich von hinten an die beiden an. Er durfte nicht wieder versagen, nicht, wenn er so dicht davor stand.
So dicht.
So ungemein dicht.
Dicht genug.
»Dein Name ist Legion!«, schrie Leary, als er ihr den Dolch in den Rücken rammte. »Zur Hölle mit dir!«
Sie drehte sich um und zeigte ihm das Gesicht der Unschuld, das Gesicht, das ihn entsetzt aufschreien und zurücktaumeln ließ. Er schlug mit den Armen durch die Luft, um es aufhören zu lassen, um die Vision zu vertreiben, jetzt, bevor die Würmer kamen. Leary wirbelte herum, lief die kleine, dunkelhaarige Frau um, die die Schlampengöttin in ihren Armen auffing und um Hilfe schrie und den Dämon Eliane nannte.
Das war nicht ihr Name. Ihr Name war Legion. Sie hatte es ihm gesagt.
Leary rannte und rannte, aber keine der Türen öffnete sich für ihn, und er war gefangen, saß in der Falle, wurde an einen dunklen Ort getrieben, wo es nur eine Tür gab, die aufschwang, und dann glitzerten die gefrorenen Flammen der Hölle überall um ihn herum.
»Vater im Himmel.«
Er fiel nach vorn, wurde von weichen, sanften Händen aufgefangen, von einer süßen Stimme eingehüllt. Und als er es wagte, die Augen zu öffnen, blickte er in die der einen, die er töten sollte, der einen, von der die anderen nur blasse Kopien waren.
»Orson«, sagte sie, und ihre pinkfarbene Zunge blitzte zwischen scharfen weißen Zähnen auf. »Ich habe auf dich gewartet.«
Nick war noch nie in einem wirklich guten Antiquitätengeschäft gewesen. Genauso wie Juweliergeschäfte und Modeboutiquen war das nicht ihre Welt. Außerdem begegneten die Leute, die dort arbeiteten, einer jungen Frau in Lederjacke mit dem gleichen Enthusiasmus, den sie SpongeBob Schwammkopf entgegenbrachten.
Schade, denn dieser Laden war schön. Ein echtes Vorzeigegeschäft mit breiten, asymmetrischen Gängen, die sich um kleine Inseln aus Möbeln und Schaukästen mit Schmuck und altem Silber schlängelten. Gerahmte Bilder in verschiedenen Größen hingen in ordentlichen Reihen an der goldenen Eichenwand, und eine Wagenladung Kristall- und Buntglasleuchter hing von der hohen vertäfelten Decke herunter.
Nick lebte vielleicht im Keller wie ein Maulwurf, aber sie wusste die feineren Dinge, die sich die meisten Leute niemals leisten konnten, zu schätzen.
Gabriel hatte so ein Zeug vermutlich in seinem Haus, bevor die heiligen Freaks es ihm stahlen . Sie beugte sich vor und betrachtete ein fünfreihiges Perlencollier, das ungefähr zu der Zeit aufgereiht worden war, als die Titanic sank. Das hier ist er gewohnt .
Nick beschlich ein merkwürdiges Gefühl, und sie richtete sich auf und sah sich im Laden um. Sie hatte so oft den Waldtraum geträumt, dass sie ihn erwartete, nicht etwas wie das hier. Altes hübsches Zeug interessierte sie nicht. Davon gab es bei ihr zu Hause genug, aber es nützte ihr gar nichts. Sie hatte ein Dutzend Mal versucht, es zu verkaufen, aber jedes Mal, wenn sie es zusammenpackte und nach draußen tragen wollte, hielt sie etwas zurück. Die besonderen Dinge, die Schätze, die sie in dem Zimmer neben ihrem aufbewahrte, gehörten nicht ihr, aber sie musste sie aufbewahren. Darüber wachen.
Manchmal fragte sich Nick, ob sie vor zehn Jahren den Verstand verloren und es nur nie gemerkt hatte.
Sie sah ein altes Buch auf einem Tisch liegen. Ein silbernes Symbol war auf den blauen Stoffeinband gedruckt, eine Form, die an eine fette 69 erinnerte. Yin und Yang? In Träumen konnte man normalerweise nicht lesen; die Buchstaben waren alle durcheinander. Sie öffnete das Buch und blätterte es durch, aber die gold geränderten Seiten waren alle leer.
Keine Geschichte . Sie schloss das Buch. Was für ein Buch enthält keine Geschichte? Vielleicht war es eine Art Fotoalbum. Oder soll ich die Geschichte schreiben? Sie kicherte. Sie war keine Schriftstellerin.
Nick ging zur nächsten Vitrine, in der ein altmodisch bemaltes Teeservice stand, und betrachtete ihr Spiegelbild in dem glänzenden Tablett. Das solide Silber informierte sie, dass die Farbe aus ihren Haaren verschwunden war und es wieder zwei Nuancen dunkelblonder als weiß war. Sie musste es wirklich waschen und schneiden. Vielleicht würde sie es diesmal schwarz färben.
Ich mag dich so, wie du bist.
Sie blickte sich zu der
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