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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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    Nein.
    Gabriel war einmal ein Mensch gewesen, wie diese Frau. Er erinnerte sich an den Eid, den er während dieses Lebens geschworen hatte, und an den Gott, dem er gedient hatte. Er war ein Krieger gewesen und hatte im Heiligen Land gekämpft, aber er war nie blutrünstig gewesen. Er hatte seinem Templer-Meister gehorcht und die Geheimnisse des Ordens gehütet, aber er hatte seine Bedürfnisse nie vor die anderer gestellt.
    Er wandelte nicht länger als Mensch auf der Erde, aber er hatte nicht vergessen, wie es sich anfühlte, sich der Welt in einer so schwachen Form zu stellen, unerschrocken und ohne Angst.
    Ich kann ihr nicht das Leben nehmen, um meines zu retten.
    Gerade, als sich dieses Wissen schmerzhaft in ihn bohrte, riss ihn die Stimme des alten Mannes aus seinen wirren Gedanken. »Was tust du hier, Junge?«
    Junge? Gabriel sog erneut die Luft ein. Der Schweiß des alten Mannes, beißend vor Angst, fügte der Luft eine säuerliche Note hinzu, aber er überdeckte oder änderte nicht den Duft der Frau.
    »Ich möchte Fotos machen.« Sie sprach in einem leisen, irgendwie gekünstelt klingenden Französisch, aber es war der Klang ihrer Stimme, die Gabriel schockierte. »Diese Kapelle ist sehr alt. Wird sie gerade für jemanden restauriert?«
    Sie kann es nicht sein.
    »Sie ist zu alt, um sie zu restaurieren, Junge. Niemand darf sie betreten.« Claudios Stimme bewegte sich zur Mitte der Kapelle. »Siehst du den Balken da? Er ist erst gestern runtergestürzt. Der Rest des Dachs könnte jeden Moment einstürzen. Fahr zurück ins Dorf und fotografier lieber die alte Kirche dort.«
    »Es dauert nur ein paar Minuten …«
    »Hau ab, du Idiot, oder ich rufe die Polizei.«
    Kein Geräusch war zu hören außer dem rasselnden Atmen des alten Mannes, und dann durchquerten leichtfüßige, leise Schritte den Kapellenboden und bewegten sich nach draußen.
    Sie ging.
    Die Ketten, mit denen Gabriel gefesselt war, rasselten, als seine Muskeln schlaff wurden. Das Geräusch des Motorradmotors registrierte er kaum. Dass er einer Flucht so nahe gekommen war, bestürzte ihn nicht so sehr, wie die Stimme der Frau es tat.
    Es war weder Wahnsinn noch Illusion.
    Er kannte jetzt die Konturen ihrer Lippen, das weißblond glänzende, lockige Haar, das ihre weichen Wangen umrahmte, die Tiefe des winzigen Grübchens in der Mitte ihres Kinns. Wusste, dass sie ihm, wenn sie vor ihm stand, gerade bis an die Schulter reichte. Er sah, ohne es wirklich zu sehen, ihre zierliche, jungenhafte Gestalt vor sich, sah die Ausbuchtungen an ihrem Hals, die Narben auf den Knöcheln ihrer rauen Hände mit den kurzen Nägeln. Er musste ihr nicht in die Augen sehen, um zu wissen, dass sie blauer als ein Sommerhimmel waren oder dass ihre Wimpern und Augenbrauen vier Schattierungen dunkler als ihre Haare waren.
    Er wusste all diese Dinge, weil er sie kannte, weil sie ihm schon seit vielen Monaten vertraut war, weil er Trost gefunden hatte im Schwung ihrer Lippen, im Strahlen ihrer Augen, im Klang ihrer Stimme. Die gleiche Stimme, die ihm zu oft etwas zugerufen hatte, als dass er sich hätte irren können.
    Sein Mädchen war kein Traum.

 
    4
    Während sich Gabriel mit der tatsächlichen Existenz seines Traums konfrontiert sah, ertrug ein weiterer Ausgestoßener das, was zu seinem persönlichen Albtraum geworden war.
    Die einzige Person auf der Welt, die John Keller wirklich etwas bedeutete, seine Schwester Alexandra, schwebte in großer Gefahr. Um sie zu retten, musste er Kreaturen vertrauen, von denen man ihm erzählt hatte, sie wären seelenlose Dämonen, die die Menschheit vernichten wollten. Die seelenlosen Dämonen, die ihn bis vor Kurzem noch für einen ihrer Feinde gehalten hatten, gestatteten ihm jetzt zögernd Einblicke in ihre Welt. In ein paar Stunden würden sie alle zusammen ein Flugzeug besteigen und nach Irland fliegen, um gegen den Dämonenkönig zu kämpfen und seine Schwester zu retten.
    Und wie das mit Plänen so war, klang dieser so, als würde er definitiv in einer absoluten Katastrophe enden.
    John wusste, dass die Kyn ihm nicht trauten, aber er fand keine Anzeichen dafür. Seit er nach Orlando gekommen war, wurde er höflich, sogar freundlich behandelt. Doch man hatte ihn auch nicht an den Diskussionen über seine Schwester und dem Plan für ihre Rettung aus den Fängen des Darkyn-Highlords beteiligt. Wie ein ungeladener, unerwünschter Gast behandelt zu werden, störte ihn nicht, aber nicht zu wissen, was mit seiner Schwester

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