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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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verletzliche Fleisch eines Kindes bissen …
    »Hilfe!« Er stolperte zur Tür und versuchte sie aufzumachen, während jemand von der anderen Seite gleichzeitig dagegen drückte.
    »Tut mir leid, Mann.« Eine riesige Hand legte sich auf Johns Schulter und drängte ihn zurück, während sich ein zotteliger blonder Kopf unter dem niedrigen Türrahmen hindurchzwängte. »Du darfst hier nicht rumlaufen.«
    »Bitte«, flüsterte er, und Schweiß kühlte seine erhitzte Haut. »Bitte lassen Sie mich nicht hier drin mit ihr alleine.«
    Der riesige Mann blickte über Johns Schulter und atmete ein. »Schon gut, Mann. Hier ist niemand außer dir und mir.«
    »Sie steht da drüben, auf der anderen Seite vom Bett.« John musste sich zwingen, sich umzudrehen und sie anzusehen, doch sie war nicht mehr da. Da waren nur das Bett und das Fenster. »Sie war hier drin. Ich schwöre es – als ich aufwachte, wartete sie schon auf mich. Ich glaube, sie lässt mich halluzinieren.«
    Der Mann führte John zurück zum Bett. »Die Drogen, die man dir gegeben hat, lassen einen manchmal Dinge sehen, die nicht da sind. Ich bringe dir was zu essen; das wird deinen Magen beruhigen.«
    Hatte er sich das alles nur eingebildet? John setzte sich, und die Verwirrung betäubte seine Angst. »Sie wirkte so real.« Er blickte sich um. »Wo bin ich? Warum hat man mich hierhergebracht?«
    Der Wachmann schüttelte nur den Kopf und ging.
    Nick war auf ihrem Erkundigungs-Rundgang durch das Dorf auch schon in der Fleischerei gewesen, aber diesmal ging sie eine schmale Gasse hinunter und näherte sich dem Laden von hinten. Licht fiel aus einem Fenster im Erdgeschoss nach draußen, und als sie hindurchblickte, sah sie, was drinnen passierte. Der Fleischer stand mit dem Rücken zu ihr und zerteilte und verpackte verschiedene Fleischstücke.
    Auf der Fensterbank stand eine kleine blau-weiße Keramikstatue der Heiligen Jungfrau Maria, die die Hände ausgestreckt hatte und deren Lächeln so zurückhaltend war wie ihr nach unten gerichteter Blick.
    Nick sah am Gebäude hoch. Es gab keine Feuerleiter, aber eine Regenrinne führte an dem offenen Fenster im ersten Stock vorbei. Wenn sie sich an den Metallstreben festhielt, mit denen die Rinne am Gebäude befestigt war, konnte sie sich hinaufziehen. Ein Elektrokasten und ein recht großer Abluftventilator würden ihren Füßen Halt geben.
    Nick zog die Stiefel aus und stellte sie außer Sichtweite hinter einen Stapel leerer Holzkisten, bevor sie das Abflussrohr testete, indem sie einmal kräftig daran zog. Es löste sich nicht vom Gebäude, also stieg sie auf die Kisten und schwang sich von dort an das Rohr. Nachdem sie ein paar Sekunden gewartet hatte, um zu sehen, ob es ihr Gewicht trug, griff sie nach oben und hielt sich an dem Ventilatorkasten fest.
    Sie war schon halb oben, als eine Schelle ertönte und die Hintertür des Ladens aufging. Der Fleischer kam mit zwei Mülltüten in der Hand heraus. Nick bewegte sich nicht und hoffte, dass der Schatten des Gebäudes sie verbarg. Der Fleischer ließ die Säcke in eine Tonne fallen und ging zurück zur Tür, dann blieb er stehen.
    Sieh nicht nach oben, sieh nicht nach oben, sieh nicht …
    Der Mann unter ihr setzte sich auf die Ecke einer der Kisten, holte eine Zigarette heraus und zündete sie an.
    Nick wagte nicht zu atmen. Sie spürte, wie ihr Gewicht an dem Rohr zog, und schätzte den Abstand zwischen ihr und dem Fenster ab. Die anderthalb Meter hätten genauso gut fünfzehn Meter sein können; selbst wenn sie sich schnell bewegte, würde er sie hören und aufsehen, bevor sie in das Fenster klettern konnte.
    Der Fleischer brauchte zehn Minuten, bevor er mit Rauchen fertig war und wieder hineinging. Nick lockerte langsam ihre steifen Glieder und zog sich zum Fenster hoch. Eine weitere, größere Statue der Madonna stand in einer Ecke des Fensters; diese war mit einem Kruzifix aus goldenen und weißen Perlen geschmückt. Der Vollmond tauchte das Schlafzimmer in ein wunderschönes Licht, und Nick überzeugte sich davon, dass die Frau fest schlief, bevor sie über das Fensterbrett kletterte.
    Weiße, verzierte Möbel strahlten im Mondlicht, das durch die feinen Spitzengardinen gefiltert wurde. Nick betrachtete die Rüschenbordüre, die um das Bett lief, und die ebenfalls rein weiße Satindaunendecke, die ordentlich am Fußende aufgerollt war. Milchglaslampen mit verzierten Spitzenschirmen und ein cremefarbener Teppich gaben ihr das Gefühl, in eine Schale Vanilleeis

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