Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
übernehmen und dadurch verhindern, dass die Bluthörigkeit ihn bewegungsunfähig machte. Sie würden dafür sorgen, dass sie nicht litt. Er ertrug seit Jahren täglich Folterungen; wenn sie zu ihm kam, hatte er das Recht, sie zu benutzen. Und was den alten Mann anging, sein Leben musste er auch nicht schützen. Die Vielen würden sich auch um ihn kümmern …
Nein .
Gabriel sackte in seinen Fesseln zusammen. Wie auch immer es ausging, er konnte die Frau nicht töten und auch den alten Mann nicht. Er würde dafür sorgen, dass beiden nichts geschah. Vor allem der Frau nicht; er würde bestimmte Maßnahmen ergreifen müssen, damit nicht auch sie zu einem Opfer der Brüder wurde.
Falls sie zurückkehrte. Wenn sie zurückkehrte.
Gabriel bewegte sein Handgelenk, bis die Wunde brannte und das Bedürfnis zu schlafen wie ein schweres Gewicht auf ihm lastete. In letzter Zeit war es öfter so, als würde sein erschöpfter Körper sich heftig gegen ihn auflehnen. Er musste sich ausruhen, musste seine Kräfte schonen, aber wenn sie kam, wenn er schlief … Das war sein letzter Gedanke, bevor er hinter die dunkle Grenze des Nachtlandes schwebte.
Der Wald machte Platz für hügelige grüne Wiesen und die sanften Kreaturen, die darauf grasten. Gabriel ging durch das saftige, herrlich kühle Gras und atmete den erdigen Geruch ein, den er schon fast vergessen hatte. Seine Verbundenheit mit dem Land hatte ihn immer getröstet, obwohl er diesen Ort nicht kannte. Die fruchtbare schwarze Erde hier roch nicht vertraut.
Geh zurück , flüsterte ein Teil von ihm. Das hier ist kein Platz für dich .
Es gab nichts, wovor er sich hätte fürchten müssen, denn Gabriel sah nur ein hübsches weißes Bauernhaus. Es war ein bescheidenes Gebäude, kaum mehr als ein Cottage mit einem Anbau, aber diejenigen, die hier lebten, hatten einen Garten angelegt und hielten alles in Ordnung. Pfingstrosen und Rittersporn bildeten Farbkleckse am Rand des kleinen Steinpfades, der hinter das Haus führte.
Geh zurück . Sie sagte die Worte jetzt, und ihre Stimme klang ängstlich. Du solltest nicht hier sein. Bitte .
Er ignorierte die Warnung und lief schnell in den riesigen Blumengarten. Rosen und Nelken blühten um einen Kupferbrunnen, auf dem eine Marmorstatue der Jungfrau Maria stand. Der Marmor schimmerte in einer merkwürdig feurigen Farbe, als wäre die Statue aus heißem Metall geformt worden, das niemals abgekühlt war.
Wie kann ich dich finden?, rief ihre Stimme aus den Schatten des Gartens nach ihm.
Gabriel hatte keinen Namen für den Ort, an dem er seinen Körper verlassen hatte. Du warst schon dort. Komm zurück zu mir.
Schwarz gefiederte Hühner, die im Gras jagten und nach Käfern pickten, liefen ihm um die Füße. Er blieb stehen, um das dunkle, regenbogenartige Schimmern auf ihrem Federkleid zu bewundern; selbst das Dutzend junger Hühner, das den Mutterhennen folgte, besaß ein Gefieder aus purem Ebenholz. Ein dunkler Hahn zog am Saum seiner Tunika und ließ Gabriel nach unten sehen.
Er trug das Gewand der Brüder, und auf der Brust waren fünf Kreuze aufgestickt. Es dauerte einen Moment, bis er die Anzahl mit dem in Verbindung brachte, was mit ihm passiert war; eines für jeden Kyn, der mit ihm gefangen genommen worden war.
Thierry, Jamys, Marcel, Liliette . Die Namen brannten sich in sein Herz. Angelica .
Du hättest nicht kommen sollen .
Sie kam aus dem Rosengarten, sein blasses Mädchen, aber etwas Schreckliches war ihr angetan worden. Ihr Körper war blutverschmiert und mit Wunden überzogen, ihr Baumwollslip mit Erde beschmutzt. In den Händen hielt sie einen Zweig mit grünen Blättern und Trauben von silberblauen Beeren.
Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, erstarrte jedoch, als sie vor ihm zurückwich. Ich will dir nicht wehtun .
Man hat mir schon wehgetan . Sie drückte ihm den Zweig in die Hand, als könnte sie es nicht länger ertragen, ihn festzuhalten. Liebst du mich?
Er liebte ihre Anwesenheit, die Art, wie sie ihn beruhigte, die Traurigkeit in ihren Augen, die zu seinem gequälten Herzen sprach. Er liebte, dass sie zu ihm kam und mit ihm sprach, obwohl er kein Teil ihrer Suche war. Er liebte die Gespräche, die er mit ihr auf ihrer Reise durch das Nachtland führen durfte.
Real oder ausgedacht, er liebte sie.
Aber sie wusste nichts von dem Schrecken, zu dem er geworden war, und er würde sich ihr nicht aufdrängen. Ich bin nicht wie andere Männer. Ich kann dich nicht …
Sie warf sich in
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