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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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seine Arme, und ihre Hände umklammerten seine Schultern, während sich ihr Körper an seinem versteifte. Als er hinuntersah, erkannte er, dass sie sich den Wacholderzweig in den Bauch gerammt hatte.
    Ihr Blick fand seinen. Wenn ich zu dir komme, will ich, dass du mich tötest .
    Ma bien-aimée . Sie konnte nicht sterben wollen. Er starrte auf die Wunde in ihrem Bauch und sah, wie der Wacholderzweig darin verschwand. Er legte die Hand darauf und versuchte, das silberblaue Blut aufzuhalten, das daraus hervorquoll. Niemals .
    Du musst es tun . Tränen liefen über ihre Wangen zu ihrem Kinn. Ich kann es nicht. Ich weiß nicht wie. Ich finde keinen Weg .
    Die Hühnerschar sammelte sich um sie herum und pickte in der Blutlache, die sich zu ihren Füßen bildete. Gabriel nahm sie auf die Arme und trug sie in den Rosengarten, während er nach etwas suchte, mit dem er die Wunde verbinden konnte. Dann waren seine Arme plötzlich leer, und er stand zwischen den Rosen, am Rande eines tiefen, rechteckigen Lochs. Er sah hinein und entdeckte ihren Körper darin, schlaff und leblos. Die Seiten des Grabes begannen, auf sie zu stürzen und sie zu begraben. Er versuchte hineinzuspringen und sie herauszuziehen, aber er konnte sich nicht bewegen. Tränen der Wut und der Frustration blendeten ihn.
    Weine nicht . Ihre Augen öffneten sich, kurz bevor die Erde ihr Gesicht bedeckte. Ich kann dich auch nicht lieben .
    »Ihr Name ist Legion«, murmelte Vater Orson Leary und zündete mit zitternder Hand eine Kerze an, »denn sie sind Viele.«
    Er kniete vor der Statue des Heiligen Paulus und betete schon den ganzen Morgen zu ihm, aber sein Schutzpatron erhörte ihn nicht. Ganz egal, wie viele Gebete er sprach, das ernste, geliebte Gesicht, das so geschickt in den grauen Marmor gehauen war, starrte ihn in schweigender Missbilligung an. Wenn der Heilige Paulus sprechen könnte, dann hätte er ihn bestraft, das wusste Leary.
    Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr1 … der wart ihr …
    Der Heilige Paulus hatte Orson Leary verlassen, genau wie der Vater. Und genauso hatte er es verdient. Der Michaelistag rückte näher, ein schwarzes Datum im Kalender, an dem er erneut den Handel erfüllen musste, den er mit den Dämonen geschlossen hatte. Leary hatte in der Vergangenheit versucht, sich dem zu widersetzen; hatte tagelang gebetet, in Weihwasser gebadet, das heilige Abendmahl gefeiert und sich auf jede Art, die er kannte, gereinigt, bevor der Tag kam, an dem er seine Schuld entrichten musste. Nichts hatte ihn von dem Schrecklichen befreit, unter dem er litt. Das einzige Mal, das er ihnen nicht gehorcht hatte, hatte er zwei Wochen lang aus Christi Wunden geblutet.
    Die Mutter hatte es gewusst. Ihr Geist war durch die Nacht geflogen und hatte ihn zusammengekauert und weinend in der Stille der Kirche gefunden.
    Was tust du hier, mein Sohn?
    Leary wollte nicht an sie denken oder an ihr Lachen oder an die Art, wie sie ihn benutzt hatte. Sie beschmutzte die Reinheit seines Körpers und Geistes. Sie hatte ihn dazu gebracht, seinen heiligen Schwur zu brechen. Sicher verstand der Heilige Paulus, dass sie es war, die seinen Fleischestempel entweiht hatte.
    Gebete würden ihn jedoch nicht retten und auch die Dämonen nicht.
    Er hatte mit ihrem Dämonenkönig einen Handel geschlossen. Richard hatte versprochen, seinen Verstand zu retten – eine Belohnung für das Böse, das Leary für ihn tat –, aber der Dämon selbst verfiel zusehends dem Wahnsinn.
    Leary hatte Angst vor Richard. Seine dämonische Gestalt und seine heimtückische Stimme brandmarkten ihn als Kreatur der Hölle. Aber als Richard ihm den Handel angeboten hatte, war Leary verzweifelt genug gewesen, sich daran zu klammern, an die einzige irdische Hoffnung darauf, seine Seele zurückzugewinnen. Leary hatte geglaubt, dass Richard ihn retten konnte, bis er erfuhr, dass Richard seine eigenen Diener an Mittsommer abgeschlachtet hatte. Nicht als Opfergabe an den Teufel, sondern aus einer bloßen Laune heraus, wie eine Katze, die im Rattennest weiter tötet, selbst wenn ihr Bauch längst voll ist.
    Vielleicht hatte die Mutter das dem Dämonenkönig angetan, damit Leary ihr nicht entkommen konnte. Das traute er ihr zu. Ihre Bösartigkeit befiel alle Männer.
    Leary versuchte, sein Dilemma als heiliges Leiden zu sehen, die Art von Übel, denen auch

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