Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
einem dritten. Sein Tonfall wechselte von verwirrt zu fassungslos. »Nicola, wo sind meine Bücher?«
»Sie sind weg.« Sie hätte ihn niemals herbringen dürfen. Das hier würde ihn umbringen. »Alles ist weg.«
Er drehte sich langsam um. » C’est une blague ou quoi? «
»Nein, Gabriel.« Sie schluckte mit enger Kehle. »Über so etwas würde ich keine Witze machen.«
»Was fehlt noch?«
»Ich glaube nicht …«
» Sag es mir .«
»Es ist alles weg. Die Bücher, die Möbel, die Statuen, alles. Das Haus wurde komplett ausgeräumt. Und nach dem Staub und den Spinnweben zu urteilen, würde ich sagen, dass es schon vor einer ganzen Weile passiert ist.« Sie musste ihm nichts von den Spuren der Drogenabhängigen und der Hausbesetzer sagen. »Lass uns fahren, ja? Ich suche uns in der Stadt ein nettes Hotel und versuche herauszufinden, was hier passiert ist. Vielleicht hat dein Diener ja alles eingelagert.«
»Nein.« Er ging von Regal zu Regal und wirbelte Staub auf, während er nach den Büchern tastete, die nicht da waren. »Sie müssen herausgefunden haben, dass dies mein Haus ist.«
»Du meinst die heiligen Freaks?« Nick trat einen der ruinierten Teppiche zur Seite und sah, dass eine der Eichendielen darunter nicht zu den anderen passte. »Warte mal.« Sie benutzte ihre Brechstange, um das Holz aufzustemmen. Darunter war ein Stück aus dem Zementfundament herausgeschnitten worden, sodass darunter ein Hohlraum entstanden war. »Hier ist eine lange Metallkiste. Sie ist nicht verschlossen, aber sie hat ein rotes Kreuz oben drauf.«
»Mach sie auf.«
In der Kiste fand Nick ein Bündel Papiere, einen dicken gefütterten Umschlag und ein langes dunkles Schwert. Der Umschlag enthielt mehrere tausend Dollar in bar, fünf Pässe, zwei Samtbeutel und einen handgeschriebenen Brief.
Nick schüttete sich den Inhalt eines der Beutel auf die Hand und stellte fest, dass er Diamanten enthielt. Die Versuchung ließ sie die Finger für einen Moment darum schließen. Er konnte nicht sehen; er würde es nie erfahren. Aber sie konnte einen blinden Mann nicht bestehlen, vor allem nicht, wo er gerade alles verloren hatte, was ihm etwas bedeutete.
Sie war eine Diebin, aber sie hatte noch ein Gewissen.
Sie schüttete die Diamanten zurück in den Beutel, während sie ihm beschrieb, was die Kiste noch enthielt, und ihm die Namen auf den Personalausweisen und Pässen vorlas.
»Da ist auch noch eine handgeschriebene Notiz. Sie ist auf Englisch, und sie ist ein Jahr alt.«
»Dalente schrieb mir immer lieber auf Englisch; kein Mitglied des Personals konnte es sprechen.« Er trat zu ihr und hockte sich neben sie. »Würdest du es mir bitte vorlesen?«
Sie faltete den Brief auseinander, richtete ihre Taschenlampe auf die geschwungenen Buchstaben und fing an, laut vorzulesen:
Mein Lord Gabriel,
verzeiht, dass ich mich kurz fasse, aber ich glaube, mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Lord Tremayne hat mir ausrichten lassen, dass Ihr von den Brüdern hingerichtet wurdet, aber das glaube ich nicht. Unser Band ist so stark, dass ich überzeugt davon bin, dass ich Euren Übergang von dieser in die nächste Welt gespürt hätte.
Heute Morgen kamen Eure Feinde ins Haus, um mich zu befragen. Sie sprechen von Euch, als wärt ihr tot und als würde das Haus jetzt ihnen gehören. Sie verlangten, dass ich das gesamte Anwesen und alle Besitztümer darin an sie übergebe und gehe.
Ich gab vor, nichts zu wissen, und zeigte ihnen wie immer die Grundbucheintragungen, aber trotzdem glaube ich, dass sie zurückkommen und sich alles mit Gewalt holen werden. Sie wissen, dass ich nicht riskieren kann, die Behörden einzuschalten, ohne Euch oder die Kyn zu verraten. Ich bin alt, aber ich schwöre, dass ich mich nicht kampflos ergeben werde.
Ich weiß auch, wie unwahrscheinlich es ist, dass ich diese Auseinandersetzung überleben werde. Deshalb muss ich Euch von den verstörenden Neuigkeiten schreiben, die ich von unseren Freunden jenseits des Atlantiks erfahren habe. Angelica hat Euch – genauso wie Thierry, Jamys und die Familie Durand – an die Brüder verraten. Ich fürchte, sie stand schon von Anfang an auf der Seite Eurer Feinde.
Ich werde diese Kiste dort verstecken, wo Eure Feinde sie nicht so einfach finden können. Angelicas Verrat bedeutet, dass es keinen Ort in Frankreich mehr gibt, an dem Ihr sicher seid. Ich bitte Euch, geht nach England und sucht Zuflucht beim Highlord.
Ich bin dankbar für das lange und glückliche Leben, das ich in
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