Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
Straße hinunter zum Bulli.
Leary öffnete die Türen und versetzte dem jungen Mann einen Stoß. »Da rein.«
»Was’n das für’n Geruch?«
Süßes Geißblatt strömte aus dem hinteren Teil des Wagens. »Komm, mon ami «, sagte Philippe und berührte den Hals des Drogensüchtigen. »Du musst dich ein wenig ausruhen.«
Leary fing den Junkie auf, als er in sich zusammensackte. »Was ist mit ihm?« Normalerweise musste er die Menschen, die er einsammelte, betäuben oder schlagen.
»Er schläft jetzt.« Philippe nahm den jungen Mann und legte ihn auf den Boden des Wagens. »Bring auch die anderen zu mir. Ich werde mit ihnen das Gleiche tun.«
Der Bruder fand noch vier weitere junge Männer, die willens waren, ihren Körper zu verkaufen, und führte sie in die Gasse zu Philippe, der sie alle tief und fest einschlafen ließ. Leary war sehr glücklich über dieses Arrangement, bis er sie am Ende des Blocks entdeckte.
»Das reicht«, meinte Philippe. »Wir verlassen diesen Ort.«
»Ich muss mal pissen«, erklärte Leary dem Vampir. »Dann fahren wir.«
Das blonde Mädchen lehnte mit der Hüfte hinten an einem rostigen Mini. Sie sah älter aus als die anderen Drogensüchtigen, und ihre Haut war weiß wie Milch. Fettspritzer und Flecken bedeckten die Vorderseite der Polyester-Uniform, die sie trug, und als Leary näher kam, konnte er ölige Pommes und frittierten Fisch riechen.
Es war natürlich nur eine geschickte Tarnung. Die Schlampe würde sich nicht dazu herablassen, anderen zu dienen.
Leary wollte nicht mit ihr sprechen – sie verdiente so viel freundliche Aufmerksamkeit nicht –, aber hier, vor so vielen Zeugen, konnte er nicht tun, was er tun musste.
»’n Abend, Miss«, sagte er und blieb ein paar Schritte vor dem Mini stehen. Wenn er so tat, als fiele er auf ihre Tarnung herein, würde sie nicht vermuten, dass er sie erkannt hatte. »Ganz allein hier?«
Die Frau hob ihren Mittelfinger in die Luft. »Verpiss dich.«
»Ich möchte Sie nicht belästigen«, protestierte Leary mit falscher Freundlichkeit. »Ich suche nach jemandem, mit dem ich das teilen kann, was ich habe.«
»Ich warte auf meinen Freund«, sagte sie und blickte auf ihre billige Armbanduhr. »Wenn er dich hier sieht, dann reißt er dir den Arm ab und schlägt dir den Schädel ein.«
Sie klang so echt, aber das tat sie ja immer.
»Ist schon ziemlich spät.« Leary sah sich um. »Vielleicht kommt er nicht. Hast du was, wenn er nicht kommt?«
»Er würde mich nicht … ach, scheiß drauf.« Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. »Also, wie viel?«
»Ich gebe es dir, wenn du mir ein bisschen Gesellschaft leistest.« Und er ihren weichen, wabbeligen Hals zwischen die Hände bekam.
»Ihr Säue wollt doch alle irgendwas«, meinte die junge Frau bitter. »Also was? Soll ich dir auf dem Rücksitz einen blasen, wenn ich high bin, ist es das? Oder nimmst du mich mit zu dir, damit deine Kumpel auch mal rankönnen?«
Leary schüttelte den Kopf. »Ich will mich nur zudröhnen, aber dich will ich nicht. Du hältst mir den Rücken frei und ich dir.« Er zeigte ihr zwei Tütchen mit Heroin, die er dem Dealer abgenommen hatte. »Schniefen ist besser als spritzen; das weißt du. Verschmutzte Nadeln bringen einen um.«
»Ja. Hat meinen Freund Jamie letzten Winter erwischt.« Der Anblick der Drogen ließ ihre Augen glänzen. »Ja, ja, okay. Aber ich zuerst.«
Sie war zu allem bereit. Wahrscheinlich wollte sie ihn nehmen, sobald er das Heroin geschnupft hatte. Die dämliche Schlampe.
»Ich bin ein Gentleman«, erklärte er ihr und deutete auf den Mini. »Wir machen es gleich hier.«
Sie holte einen Schlüsselbund heraus und blieb dann abrupt stehen. »Du bist doch nicht wie dieser Percy in Schweigen der Lämmer , oder?« Sie wich vor ihm zurück. »Du schneidest mich doch nicht auseinander, um dir daraus Sachen zu machen …«
»Halt’s Maul.« Leary griff ihr plötzlich in die Haare, rammte ihr Gesicht in die Seite des Mini und brach ihr die Nase. »Du glaubst, ich wüsste nicht, wer du bist?« Als sie in sich zusammensackte, zog er sie um das Auto herum und in den Schatten der Gasse.
Ratten quiekten und verschwanden im nächsten Versteck. Leary nahm die junge Frau unter den Arm, drückte sie gegen seine Seite, während er überprüfte, ob irgendjemand in der Gasse im Freien übernachtete. Er brauchte einen dunklen Ort, wo die Schatten tief waren, wo niemand hinging und niemand hinsah …
»Beine Dase«, sagte sie und spuckte Blut,
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