Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
lassen.
Auf dem Weg zum Tor, das der einzige Ausgang war, sah John den Abt mit Bruder Ignatius auf sein Haus zugehen, und ihm wurde klar, dass Mercer ihn entdecken würde, wenn er blieb, wo er war. Da er näher dran war, lief er hinter das Haus und wartete, bis sein Freund hineingegangen war.
»Wenn Sie den Brüdern mehr Zeit geben würden, Vater, dann bin ich sicher, dass sie besser vorbereitet wären für das, was getan werden muss.«
John sah zu dem Fenster, das offen stand; Ignatius’ Stimme erklang dahinter, leise, aber klar genug, dass er sie gut verstehen konnte. Er ermahnte sich, nicht zu lauschen, und ging, aber dann roch er den fruchtigen Duft von Wein.
»Ihr wurdet alle ausgebildet, oder nicht?«
Das war Mercer, erkannte John, doch seine Stimme war nicht länger sanft und freundlich, sondern ausdruckslos und kalt wie Stein.
»Das wurden wir, aber Sie müssen bedenken, dass wir in den letzten zwanzig Jahren nicht aktiviert wurden.« Ignatius hörte sich flehend an.
»Sie hatten noch keinen Dämonenlord als Anführer, seit sie dieses Land mit ihrer Anwesenheit besudelten«, erwiderte Mercer. »Der, der jetzt gekommen ist, war der Teufel, der unsere treuen Soldaten in Dublin abgeschlachtet hat.«
»Das kann nicht stimmen. Man hat uns gesagt, es wäre ihr Henker gewesen – er bewacht den König …«
John hörte ein hartes Klatschen, zerbrechendes Glas und Ignatius’ Schluchzen. Er schloss die Augen.
»Du wirst die Worte des Hüters des Lichts nicht anzweifeln, Bruder. Du befolgst die Befehle oder du verstößt gegen dein Gelübde und stirbst. Und jetzt hol mir was zu trinken.« Etwas Flüssiges wurde in ein Glas gegossen. »Sie haben ein weiteres ihrer teuflischen Nester irgendwo in der Gegend gegründet. Ich habe ein Suchraster festgelegt. Jede Nacht werden drei Männer jeweils einen Bereich absuchen. Sie müssen komplett bewaffnet sein und dürfen nur die Kupferwaffen benutzen, die ich mitgebracht habe, sonst nichts.«
»Wenn einer meiner Brüder dabei erwischt wird, wie er eine dieser Kreaturen umbringt, dann wird man ihn verhaften.«
»Jeder Bruder, der in die Fänge der Polizei gerät, wird nicht bis zu seiner Verhandlung am Leben bleiben«, versprach Mercer. »Daran wirst du sie erinnern. Wo ist Keller?«
John hielt den Atem an.
Ignatius schniefte. »Sie haben ihn in die Stadt zum Einkaufen geschickt.«
»Es war dumm von mir, ihn herzubringen. Finde morgen eine andere Unterkunft für ihn und sichere das Gelände. Keine weiteren Gäste mehr, bis wir unsere Mission beendet haben.«
»Vater, bitte versteht das, ich stelle Ihre Befehle nicht infrage. Ich werde das nur noch einmal fragen. Die meisten Brüder hier sind alte Männer …«
»Ihr wurdet alle für das Licht geboren. Ihr werdet darin sterben. Das ist es, was zählt. Gib mir mehr Wein.« Eine Flasche gurgelte, und Flüssigkeit wurde ausgegossen. »Der Hüter des Lichts hat sich einen genialen Weg ausgedacht, wie wir so viele wie möglich lebendig fangen können – indem wir Fallen mit ihren eigenen Leuten als Köder aufstellen. Wenn du dich als nützlich erweist, dann lasse ich vielleicht einen der Gefangenen holen, mit dem du machen kannst, was du willst.«
»Was, wenn der Gefangene seine Kräfte benutzt, um zu entkommen?« Ignatius’ Stimme klang ängstlich. »Wäre es nicht besser, sie in einer unserer Einrichtungen zu behalten und die aledicti nur glauben zu lassen, wir hätten einen ihrer Leute?«
»Die Dämonen wissen immer, wenn wir sie zu täuschen versuchen«, erklärte ihm der Abt. »Lebendige Köder sind das Einzige, was funktioniert.«
John wagte es nicht, durch das Fenster zu blicken, um zu sehen, ob Mercer sich betrank oder Ignatius einen Nervenzusammenbruch bekam. Er konnte nicht glauben, dass Mercer ein Mitglied der Bruderschaft war. In all der Zeit, die sie sich jetzt kannten, hatte er John gegenüber nie ein Wort darüber gesagt. Natürlich nicht, denn wenn er das getan hätte, dann wäre er dafür getötet worden.
Die erste Regel des Ordens ist, dass niemand über den Orden redet.
»Was ist mit der Nachkommenschaft? Habt ihr euch schon willige Frauen gesucht?« Mercers Stimme klang scharf.
»Wir haben gerade erst damit begonnen.« Ignatius schniefte und räusperte sich. »Wir haben lange ein klösterliches Leben geführt – wie man es uns befohlen hatte, möchte ich hinzufügen.«
»Der Hüter des Lichts wird sehr enttäuscht sein. Wir brauchen neue Männer, um die zu ersetzen, die von den Maledicti
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