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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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vorgebeugt; er hatte sie hochgehoben und drückte sie mit der Hüfte und mit ihren verschränkten Händen gegen die Wand.
    Sie war schon Männern begegnet, zu denen sie sich sofort und unwiderstehlich hingezogen gefühlt hatte. Aber das hier war anders. Es fühlte sich zu stark an, zu unheimlich. Von drei Kugeln getroffen zu werden, hatte ihr nicht so viel Angst gemacht, doch sie konnte ihm nicht ausweichen, und wenn sie in dieser Position verharrte, dann würde sie vielleicht etwas sehr Dummes tun, wie …
    »Hör mir zu, Samantha«, sagte er. »Du willst es, oder nicht?«
    Sie hatte sich selbst nie als den gehorsamen Typ gesehen, aber sie wollte es, einfach so. Die Vorstellung, dass er mit den Fingern schnippte und sie sprang, hätte sie entsetzen sollen, aber stattdessen fand sie es erregend. Alles an ihm war erregend, vor allem die Hitze seines Körpers und die Art, wie er roch. Männer, die Eau de Cologne benutzten, fand sie normalerweise abstoßend, aber sie rochen nicht nach …
    »Jasmin.« Sie atmete ein. »Das bist du. Es kommt von dir.«
    Er murmelte etwas, das wie ein Fluch in einer anderen Sprache klang. Dann beugte er sich mit geöffnetem Mund vor, als wollte er sie küssen. Aber er näherte sich nicht ihrem Mund. Er zwang ihre Hand auf und drehte sie um, bis sein Atem die Narbe auf ihrer Handfläche berührte.
    Lucan biss sie.
    Für mehrere Augenblicke verschwand der Raum. Und auch die Welt und die Zeit und alles, was es jetzt noch gab, waren Sam und Lucan, zusammen in der Dunkelheit, die das Universum war.
    Samantha öffnete die Augen. Sie war von wunderschönen Frauen in langen Kleidern in allen Farben des Regenbogens umgeben und von attraktiven Männern in altmodischen Gewändern mit kurzen Jacken und langem weißem Spitzenstoff, der aus ihren Ärmeln und Krägen quoll. Sie unterhielten sich mit leisen, kultivierten Stimmen; ab und zu kicherte eine der Frauen. Niemanden schien es zu stören, dass sie ihre Uniform trug.
    »Du hättest zum Militär gehen sollen.«
    Lucan stand plötzlich neben ihr, aber er war nicht so gekleidet wie die anderen Männer. Er sah aus, als käme er gerade von einem Kostümball. Sein Kostüm sollte das eines Ritters sein, nahm Sam an, aber er hatte es nicht besonders pfleglich behandelt. Die metallenen Stulpenhandschuhe, die seine Unterarme bedeckten, waren geschwärzt und löchrig; und an dem Rest klebte zu viel künstliches Blut. Die schmutzige weiße Tunika, die er trug, war in der Mitte zerrissen und hinterließ ein Loch auf dem dort aufgemalten Kreuz, durch das ein stumpfes, dunkles Kettenhemd schimmerte. Über seinen Schultern hing ein langer, schwarzer Umhang, der voller Blut war.
    Sam roch Rauch und Schweiß und Wut. »Du hättest ein Bad nehmen und in die Reinigung gehen sollen.«
    »Was hätte das gebracht? Ich werde niemals mehr rein sein.« Er warf ein riesiges, blutverschmiertes Schwert auf den Tisch mit den Getränken und zog einen kurzen Dolch aus einer unter seinem Arm befestigten Scheide. »Gib mir deine Hand.«
    Sam versuchte, ihre Waffe zu ziehen. Aus dem Halfter kam ein Strauß Jasmin.
    Lucan betrachtete die Blumen, als wären sie eine Waffe. »Warum wehrst du dich gegen mich? Wirst du wie Frances sein?«
    Wer ist Frances? »Ich versuche, dich zu verhaften.«
    »Du bist ganz anders als sie, weißt du. Du bist alles, was sie hätte sein können, wenn ich sie hätte retten dürfen.« Er schlug den Dolch durch die Mitte seiner linken Hand.
    »Verdammt noch mal.« Sam ließ die Blumen fallen und umfasste sein Handgelenk. »Das war wirklich saudumm.«
    »Das ist das hier auch.« Lucan zog den Dolch heraus und umfasste ihr Handgelenk mit seiner verletzten Hand, öffnete die Narbe in der Handfläche erneut mit der Spitze des Dolches, bevor er seine Hand drehte und seine blutenden Finger mit ihren verschränkte.
    Ihre verletzten Handflächen kamen zusammen, verbunden durch seine Berührung und ihr Blut.
    Sam sah zuerst so viele Dinge, dass sie beinahe in Ohnmacht fiel. Ozeane. Burgen. Endlose Wälder. Exotische und öde Landschaften. Goldene Paläste. Schiffe aus verrottendem Holz. Pferde. Inseln. Schwarzen Sand. Dunkle Männer und weiße Frauen. Könige. Bettler.
    Ein goldenes, mit roten und schwarzen Juwelen besetztes Kreuz.
    Nachthimmel, Hunderte, Tausende. Dahinter etwas Dunkleres. Etwas, das schlimmer war als die ewige Dunkelheit von Verzweiflung und Tod.
    Du musstest wegen deines Fluchs nicht deine Heimat verlassen, Samantha. Ich verstehe jetzt, warum du

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