Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
man versuchen muss, den anderen von den Zinnen zu werfen? Ich meinte das ernst, was ich über meinen Urlaub gesagt habe.«
»Und ich habe dir jedes Wort geglaubt«, sagte er und führte ihre Hand an seinen Mund, um sie zu küssen. »Es ist Vollmond, und Byrnes Gärten sind wunderschön. Ich dachte, etwas frische Luft und vielleicht ein bisschen Zeit allein mit mir würden dir guttun.«
»Zeit allein mit dir ist gut.« Alex hatte es nicht eilig, ins Bett zu gehen. Nur wenn sie sich eine Dosis Beruhigungsmittel spritzte, konnte sie dem Traum aus dem Wege gehen, den sie immer wieder hatte. Michael hasste ihre Selbstexperimente; wenn er herausfand, dass sie das Zeug als persönliches Schlafmittel benutzte, würde er ausrasten. »Zeig mir das Mondlicht.«
Alex fand, dass die Gärten des Suzeräns makellos und sehr schön angelegt waren, und sie schafften es, immerhin über eine Minute lang ihr Interesse zu wecken. Irgendwann würde sie herausfinden, was genau Cyprien so an ein paar Pflanzen und Erde faszinierte, aber im Moment gingen ihr andere Dinge im Kopf herum.
Erzähl ihm von dem Traum , argumentierte eine Seite ihres Verstandes. Er wird wissen, wer der Blonde ist .
Sicher , erwiderte die andere Hälfte. Und wenn du ihm erzählst, was du mit dem Blonden gemacht hast, dann wird er ihn jagen und ihm die Kehle rausreißen .
Alex wusste, dass Träume für die Kyn nicht nur unbewusste Selbsttherapie-Sitzungen waren. Thierry Durand, einer von Michaels besten Freunden, hatte seine Träume benutzt, um mit Alex zu kommunizieren, während sie wach war. Obwohl Thierrys Fähigkeit mit seinem Talent, in die Träume der Menschen einzudringen und sie zu beeinflussen, zusammenhing, vermutete Alex, dass alle Kyn menschliche Träume auf ähnliche Weise nutzen konnten. Als Michael sie angriff, nachdem sie sein Gesicht wiederhergestellt hatte, war sie durch sein Talent in einem Traumzustand geblieben.
»Abgesehen von dem einen Mal, wo du gepfiffen hast und auf den Tisch geklettert bist«, sagte Michael, »warst du sehr ruhig. Was geht dir im Kopf herum, chérie ?«
»Außer dass ich gerne Blutvergießen und das Annähen von Körperteilen vermeiden möchte, gar nicht viel.« Sie entzog ihm ihre Hand und ging auf eine Gartenlaube zu, die mit dichtem grünen Wein bewachsen war. Die weißen, trompetenförmigen Blüten entfalteten und öffneten sich gerade. »Ich würde aber gerne zwei Dinge wissen.«
»Was denn?«
»Na ja, erstens, warum Byrnes Gesichtstattoos niemals verschwunden sind?« Als er sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »Der Kyn-Erreger heilt jede Art von Wunde ohne Narben. Tätowierungen sind im Grunde mit Tinte gefüllte Narben. Sein Körper hätte sie schon vor langer Zeit absorbieren und auslöschen müssen.«
»Ah.« Er nickte. »Ich habe ihn das auch mal gefragt. Byrne kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber er weiß noch, dass der Blaufarbstoff und die anderen Dinge, aus denen die Tinte gemacht ist, in einem Kupferkessel zubereitet wurden.«
»Daran könnte es liegen.« Alex hatte bereits Gabriel Serans grüne Narben gesehen, verursacht von Verbrennungen durch kupferüberzogene und in Weihwasser getauchte Rosenkränze, die die Brüder, die ihn verhörten, wochenlang auf seiner Haut gelassen hatten. »Und zweitens, warum ist Locksley wegen dieses violett-grauen Flaggendings so ausgerastet?«
»Das ist kompliziert. Ich werde versuchen, eine moderne Entsprechung zu finden.« Er schob ihren Arm durch seinen. »Was fühlst du, wenn du im Fernsehen siehst, wie Extremisten im Mittleren Osten protestieren und die amerikanische Flagge verbrennen?«
»Dann möchte ich ihnen eine Handgranate vor die Füße werfen«, gestand sie.
»Die Kyn empfinden genauso leidenschaftlich, wenn es um ihre Farben geht. Die Banner des Italieners herunterzureißen, war sehr respektlos. Auf eine Art sind es die Flaggen unserer Väter und unserer Familien.« Michael führte sie zu einer der Steinbänke, die in der Laube standen, und ließ sich mit ihr dort nieder. »Während unseres menschlichen Lebens symbolisierten sie, wer wir waren, unsere Abstammung und unser Erbe. Oft auch unseren Platz in der Gesellschaft. Die Wappen der Menschen wurden irgendwann sehr kompliziert, deshalb benutzten die Kyn nur zwei Farben und einfache Muster, damit wir uns auf dem Schlachtfeld erkennen konnten.«
Alex kicherte. »Netter Trick.«
»Unsere Farben beschützten auch die Menschen gut, die uns dienten«, erklärte er. »Das Blau-Weiß –
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