Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
schweigend in Position, um die unbewaffneten Frauen zu schützen. Jeder Seneschall im Raum zog sein Schwert und seine Dolche und stellte sich vor seinen Lord.
Jayrs erster Impuls war es, zu Locksley zu laufen und ihn zu entwaffnen, doch dann fing sie Byrnes Blick auf. Er hob eine Hand in einer einfachen Geste, die bedeutete: Bleib, wo du bist.
Jayr nickte, war jedoch bereit, sofort zu handeln. Sie hatte Locksley noch nie wütend gesehen, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Dass die Farben von Sherwood so offen gezeigt wurden, hatte ihm offenbar jeden Funken Verstand genommen.
»Lord Locksley.« Michael Cyprien bewegte sich mit der tödlichen Eleganz einer großen Katze und stellte sich zwischen den Suzerän und sein ausersehenes Ziel. »Haltet ein.«
»Du willst an dieser Sache nicht beteiligt sein, Michael«, sagte Locksley durch zusammengebissene Zähne. Er sah den Seigneur überhaupt nicht an, sondern richtete den Blick nur auf Nottingham. »Sei ein netter Kerl und bring die Frauen aus dem Saal.«
Die Kynmänner, die noch keine Waffen in den Händen hielten, zogen rasch ihre Schwerter. Gemurmelte Befehle wurden von den Lords erteilt und unter den Kriegern verbreitet. Mehrere Frauen hatten ebenfalls kleine, mit Juwelen besetzte Dolche aus Halftern an ihren Fesseln oder Oberschenkeln gezogen. Jayr nutzte die Ablenkung, um sich zwischen Byrne und Locksley zu stellen.
Einhundert verschiedene Düfte, ausgelöst durch die körperliche Reaktion der Kyn auf die Bedrohung, mischten sich zu einer heißen, süßlichen Wolke, die den Raum füllte. Drohende Gewalt, wortlos und zunehmend, hing über jedem Kopf.
»Hey.«
Jayr blickte zu Alexandra Keller, auf die niemand geachtet hatte. Die Sygkenis des Seigneurs benutzte einen leeren Stuhl, um auf einen Tisch zu steigen, wo sie zwei Finger an den Mund legte und einen lauten, durchdringenden Pfiff ausstieß.
Das und ihre Position brachten den Raum zum Schweigen.
»Ich habe noch nicht jeden hier kennengelernt«, sagte Alexandra, und ihre Stimme klang laut und freundlich, »aber ich bin Alex Keller, die Freundin vom Boss und der neue Vampir in der Stadt. Ich wollte nur noch mal erwähnen, dass dies hier mein erster Urlaub mit Michael ist, seit mir Fangzähne gewachsen sind. Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich habe schon so viele Kyn Blut vergießen sehen, dass es für ein ganzes Leben reicht. Was meint ihr, sollen wir uns nicht lieber alle entspannen, ein bisschen Spaß haben und niemandem die Gliedmaßen abschlagen?«
Die Kyn schienen nicht recht zu wissen, was sie von Alexandras Bitte halten sollten. Jayr wollte ihr gerne applaudieren.
»Noch eins: Wenn jemandem etwas Wichtiges abgeschlagen wird – ich werde definitiv zu sehr damit beschäftigt sein, mich in meinem Urlaub zu entspannen, um es wieder anzunähen. Vielen Dank also im Voraus dafür, dass ihr euch nicht in kleine Stücke hackt. Ich freue mich schon, euch alle kennenzulernen.« Alexandra ergriff Michaels Hand und stieg wieder vom Tisch herunter.
Jayr bemerkte, dass Cyprien sich über die ungewöhnliche Ansprache seiner Sygkenis zu freuen schien und sich nicht für sie schämte, und ihr Herz schmolz ein bisschen. Das Gerede stellte Cyprien immer als kalt und berechnend dar, und viele hatten geglaubt, er wäre nach Irland gegangen, um Highlord zu werden, und nicht, um seine Sygkenis zu retten. Jayr sah jetzt, dass das nicht stimmte, und fragte sich, ob Alexandra Keller wusste, wie glücklich sie sich schätzen konnte, von so einem Mann geliebt zu werden.
»Keine Angst, Mylady«, sagte Locksley und starrte den Italiener weiter hasserfüllt an. »Es wird nicht möglich sein, das wieder zusammenzuflicken, was ich zurücklasse.«
»Ich nehme an«, sagte Nottingham mit seiner wunderschönen Stimme, »dass Ihr der dreiste Bastard seid, der meine Farben heruntergerissen hat.«
Überall im Raum knackten und knirschten plötzlich zerbrechliche Gegenstände. Jayr sah, dass die Fenster noch intakt waren, und dann fiel ihr Blick auf einen Weinkelch, der in ihrer Nähe stand. Weißer Frost bedeckte das Äußere des Bechers, und im Wein innen bildeten sich Eisblumen, die die Oberfläche erstarren ließen, als wäre sie gefroren.
»Du.« Locksleys Handgelenke traten weiß hervor, als er seinen Schwertgriff fester umfasste. »Sprich nicht mit mir.« Er versuchte, am Seigneur vorbeizukommen, doch Michael hielt ihn am Arm fest. Überrascht sah Locksley ihn an. »Du hältst mich zurück und lässt
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