Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
haben.«
»Vergib mir.« Sie legte die Kordeln weg und rieb sich die brennenden Augen. »Bevor ich herkam, habe ich einiges in meinem Leben getan, das ich bereue. Daran wurde ich gestern erinnert. Das ist alles.«
»Nein, ist es nicht«, sagte er und lächelte sie trocken an, »aber wie du willst. Du weißt, wo meine Ohren und meine Schulter sind.« Er hob einen Stapel neu umsäumte Tischdecken auf und ging.
Das Nähen war immer eine unbekümmerte, beruhigende Tätigkeit für Viviana gewesen, aber heute lenkte sie das Zusammenspiel von Faden und Stoff nicht von ihren Gedanken ab. In ihrem Kopf gab es ein böses Nest aus Angst und Wut, zusammengehalten von Verzweiflung.
Jetzt, wo er gekommen ist, wird alles enthüllt werden.
Sie hatte das Geheimnis nicht hüten wollen. Eigentlich hatte sie sogar schon tausendmal versucht, es Harlech zu gestehen, aber nie den richtigen Moment gefunden. Nein, um ganz ehrlich zu sein, hatte sie immer eine Ausrede gesucht, um es ihrem Mann nicht sagen zu müssen. Harlech würde sie niemals bloßstellen, aber sie hatte befürchtet, dass die Wahrheit ihn von ihr forttreiben würde. Sicher verdiente sie doch nach allem, was passiert war, nach allem, was sie verloren hatte, ein bisschen Glück?
Die Antwort kam von irgendwo hinter ihr, mit einer Stimme, die zu schön war, um einem Mann zu gehören. »Wie schön es ist, einer Frau bei einer so komplizierten Arbeit zuzusehen.«
Heißer, schwerer Anisduft schloss sich wie ein schwarzer Wollmantel um sie.
Sie schob die Satinkordeln zusammen und verknotete auf dem Weg zu ihrem Arbeitskorb einige der schimmernden Bänder, die sie vorher miteinander verwoben hatte.
»Ana.« Eine schwarz behandschuhte Hand hielt sie fest und fing ihre Finger zwischen den Kordeln und dem weichen Leder ein. »Freust du dich nicht, mich zu sehen?«
Sie drehte sich zu ihm um. »Was wisst Ihr von Freude?«
»Nicht die Begrüßung, die ich mir erhofft hatte, aber sie reicht mir.« Er richtete sich auf. »Es ist erstaunlich, wie gut du aussiehst. Dein hübsches Gesicht ist noch genauso wie an dem Tag, als deine Mutter dich mir gab.«
»Ich bin nicht länger ein unwissendes Kind, das verzweifelt versucht, seine Familie zu ernähren. Die Familie, die Eure Mutter hungern ließ.« Sie hob ihre linke Hand und zeigte ihm den schlichten Goldring, den Harlech ihr angesteckt hatte. »Ich bin jetzt geschützt.«
»Mein Seneschall berichtete mir, dass du jetzt einen Ehemann hast. Eine interessante Neuigkeit, finde ich, angesichts deiner Vergangenheit … und meiner.« Er ging um sie herum und musterte sie, als wäre sie ein Pferd, das er kaufen wollte. »Ich hatte Angst, dass die Zeit dir deine Schönheit nehmen würde, aber du bist, was du immer warst: eine Flamme in der Asche.«
»Die Vergangenheit ist tot, und ich gehöre jetzt einem anderen.« Sie spürte, wie seine Hand an ihrer Haube zog, und griff erbost danach. »Ihr werdet nicht mit mir spielen. Nicht, wenn Ihr diese merkwürdige Scharade fortzusetzen wünscht.«
»Aber, Ana, war das etwa eine Drohung? Du bist erwachsen geworden.« Er lächelte. »Ich gestehe, es hat mich schockiert, dass du gestern sofort geflohen bist, als du mich sahst. Ich dachte, meine Scharade wäre zu Ende, denn schließlich bist du jetzt ja eine ehrbare Frau. Du hast deinem Mann doch von mir erzählt, nicht wahr?« Er beugte sich vor. »Oh je. Du hast es ihm verheimlicht. Wie schade.«
»Harlech lernte mich erst kennen, als die Jardin -Kriege schon vorbei waren. Wir haben nie darüber gesprochen, was wir erlebten, bevor wir uns trafen. Es war nicht wichtig.« Sie hielt seinem Blick stand. »Was wollt Ihr?«
»Macht. Vergnügen. Viele Dinge.« Er nahm eine Strähne ihres Haares, die unter ihrer Haube hervorschaute, und kitzelte sie damit am Kinn. »Wir müssen uns über vieles unterhalten, du und ich. Du wirst heute zu mir kommen, sobald dein Mann ruht.« Seine andere Hand fuhr die Kontur ihrer Brust nach. »Ich freue mich schon darauf, unsere Beziehung aufzufrischen.«
»Nein.«
»Das war keine Bitte.« Er riss ihr die Kopfbedeckung herunter, griff mit der Faust in ihr Haar und benutzte es, um sie zu sich heranzuziehen. »Du wirst zu mir kommen, Ana, und du wirst genau das tun, was ich dir sage. Sonst wird dein Mann sehr viele Dinge erfahren.« Seine Hand schloss sich brutal und fest um ihren Busen. »Ich glaube, ich werde damit anfangen, wo du herkommst.«
Viviana zog ihren Dolch und drückte ihn gegen seine Rippen. »Wenn Ihr
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