Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
Sachen geboren werden, dagegen?«
»Zu deiner Zeit mussten sie damit leben, wenn man sie am Leben ließ. Viele Hermaphroditen – so werden Leute in diesem Zustand genannt – wurden nach der Geburt getötet, wenn Merkmale beider Geschlechter zu sehen waren.«
»Merkmale?«, fragte Jayr schwach.
»Wenn man mit einer Vagina und einer riesigen, langen Klitoris geboren wird. In den letzten fünfzig Jahren wird hitzig darüber diskutiert, ob die Klit nicht vielleicht nur ein unterentwickelter Penis ist. Einige werden von den Schamlippen völlig verdeckt und sind nur zu sehen, wenn sie anschwellen oder freigelegt werden.« Alex warf ihr einen unschuldigen Blick zu. »Hast du da unten irgendetwas, von dem ich wissen sollte?«
»Äh, nein.« Jayr war das furchtbar peinlich, doch sie fügte hinzu: »Ich bin schon einigen weiblichen Kyn-Gästen im Bad zur Hand gegangen, und ich gestehe, dass ich einen Spiegel benutzt habe, um mich zu betrachten und herauszufinden, ob ich genauso gebaut bin. Ich habe keine Körperhaare, aber ansonsten ist bei mir alles genauso.«
»Gut zu wissen – und es ist nichts Schlimmes daran, den eigenen Körper zu erkunden.« Die Ärztin zog sich die Handschuhe aus und warf sie weg. »Noch eine Frage, und dann sind wir fertig. Du bist schon so, seit du eine Kyn bist; warum willst du jetzt etwas daran ändern?«
»Ich hasse meinen Körper nicht«, erklärte Jayr langsam. »In vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt wegen meiner Stellung in diesem Jardin , ist es besser, dass ich nicht aussehe wie andere Frauen.«
»Ich würde sehr gerne den Körper mit dir tauschen, weißt du«, erklärte ihr Alexandra. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
Sie hielt Alex’ Blicken stand. »Ich bin eine Frau. Ich wollte niemals Nonne werden oder zölibatär leben. Ich würde gerne die Chance haben, das zu genießen, was andere Frauen haben. Mit diesem Körper kann ich das nicht.«
»Einige Männer stehen total auf den dünnen Supermodel-Look, weißt du.« Alexandra sah sie wissend an. »Oh, ich verstehe. Du hast schon ein Auge auf jemanden geworfen, und er mag seine Damen üppig ausgestattet.«
Jayr zuckte ein wenig zusammen. »So etwas in der Art, ja.«
»Zumindest funktionieren deine Hormone gut.« Alexandra kicherte und wurde dann nachdenklich. »Es gibt da eine Frau, die ich in Chicago getroffen habe – Jema Shaw – , die von einem Menschen zu einer Kyn geworden ist. Sie wurde mit Kynblut infiziert, als sie noch ein Kind war, und von einem Verrückten über Jahre hinweg teilweise in einem vorpubertären Stadium gehalten.«
»Das hier hat mir kein Verrückter angetan, Doktor«, versicherte Jayr ihr.
»Ich weiß.« Alexandra lächelte gedankenverloren. »Es ist nur so, dass der Verrückte durch die Unterdrückung der Entwicklung von Jemas Hirnanhangdrüse dafür gesorgt hat, dass sie dreißig Jahre lang ein Mensch blieb. Ich bräuchte einige sehr spezielle Medikamente, aber ich denke, wenn ich die Formel umkehre, dann könnte ich deinen Körper vielleicht dazu anregen, von selbst erwachsen zu werden.«
Jayr gestattete sich einen kurzen Anflug von Freude. »Dann wäre ich so, wie ich hätte werden sollen. Wir haben Freunde in der Stadt, die alle Medikamente und Geräte besorgen können, die Ihr braucht.«
»Ich kann nicht garantieren, dass es funktioniert, Schätzchen. Es ist unglaublich schwierig, die Kyn mit synthetischen Hormonen zu behandeln. Die Hormonproduktion anzuregen, wird sicher sehr viel schwerer werden, als sie zu unterdrücken.« Alexandra nahm sich ihren Notizblock. »Ich kann dir kein Wunder versprechen, aber mit ein bisschen Glück können wir den natürlichen Reifungsprozess wieder in Gang bringen.«
»Ich wäre dankbar für alles, was Ihr tun könnt.« Jayr streckte die Hand aus und umfasste Alex’ Unterarm, wie sie es bei Gleichgestellten tun würde. »Habt Dank, Doktor.«
»Gern geschehen.« Alexandra fing an zu schreiben. »Und jetzt stellen wir die Einkaufsliste zusammen.«
Die Eröffnungsrunden des Turniers füllten den Realm in den nächsten Tagen mit hektischer Betriebsamkeit. Da es keine weiteren Vorfälle zwischen Locksley und Nottingham gab, die darauf zu achten schienen, sich aus dem Weg zu gehen, entspannte Philippe sich langsam und genoss die Zeit. Cyprien hatte Unterredungen mit seinen Suzeränen, und Alexandra arbeitete zufrieden in der Krankenstation an ihrer medizinischen Forschung, sodass Philippe sich jeden Abend ein bisschen Zeit nahm, zum Turnierplatz
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