Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Größten und Stärksten von uns auf dem Schlachtfeld gefangen zu nehmen. Wie oft haben wir Durand dabei zugesehen, wie er sie einen nach dem anderen niedermähte?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Er war wie eine Sense im Kornfeld.« Jaus blickte auf das einzige Bild im Raum, einen Schnappschuss in einem Kristallrahmen. Es war das einzige Foto, das von Valentin Jaus existierte. Darauf saß er mit einem dunkelhaarigen schlafenden Säugling auf dem Arm in einem Schaukelstuhl. »Er wird das Gleiche mit der Polizei und jedem anderen machen, der versucht, ihn zu betäuben.«
»Sicher, aber wir sind die Einzigen, die ihn aufhalten können. Das Beruhigungsmittel wird helfen.«
Jaus traute weder Cypriens Quacksalberin noch ihren Mitteln, aber mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen konnte er Durand vielleicht in eine Falle locken. »Es wird geschehen, wie Ihr es wünscht.«
»Nutzt, was immer Ihr braucht. Wenn ich es Euch geben kann, reicht es, darum zu bitten.« Cyprien klang, als hätte er es eilig. »Ich muss Schluss machen, alter Freund, aber haltet mich über die Situation auf dem Laufenden. Adieu.«
Jaus legte auf und rief eine seiner Leibwachen. »Falco soll sich bei mir melden, sobald er mit den Männern fertig ist.« Als der Leibwächter gegangen war, hob er erneut den Hörer ans Ohr und rief den zuletzt ernannten amerikanischen Suzerän an, dessen Rat er ebenso vertraute wie Michael Cypriens. Weiter reichte sein Vertrauen in ihn allerdings nicht.
»Hier spricht Jaus. Ich brauche einen Rat.« Er erklärte die Situation. »Ihr habt ihn aus Dublin hergebracht. Was erwartet uns?«
»Ich musste Durand mit Kupferketten fesseln, nur um ihn aus dem Spielzimmer der Brüder zu bekommen. Sie hatten ihm die Beine gebrochen, seine Füße zermalmt und ihn an ein paar Stellen gekocht, aber er hat dennoch versucht, mir den Kopf abzureißen.« Lucan, ehemaliger Hauptkiller des Highlords Tremayne und Michael Cypriens ältester Feind, unterdrückte ein Gähnen. »Wir haben alle gesehen, was für wunderbare Arbeit Cypriens süße kleine Chirurgin an ihm geleistet hat. Durand ist jetzt sehr gesund, sehr stark – und verrückt wie Monte Christo.«
»Ja.«
»Ihr braucht keinen Rat von mir, Valentin«, sagte Lucan. »Ihr wisst bereits, was Ihr tun müsst. Ihn umbringen.«
Jema hielt an einer Telefonzelle, um das Büro der Gerichtsmedizin anzurufen, und nachdem sie die Details erfahren hatte, saß sie ein paar Minuten da und überlegte, ob sie zurück zum Shaw House fahren oder ihre nächtliche Arbeit fortsetzen sollte. Meryl würde jetzt im Bett sein, und Dr. Brandford blieb nie auf und wartete auf sie. Die übliche Konfrontation würde erst morgen früh stattfinden, wenn ihre Mutter sie am Frühstückstisch ausfragte.
Wo warst du? Meryl rief oft im Museum an, um zu überprüfen, wann Jema gefahren war, deshalb konnte sie diese Frage nicht ehrlich beantworten. Wie spät warst du gestern Abend zu Hause? Das würde sie so beantworten müssen, dass es zur ersten Frage passte. Warum bist du immer so rücksichtslos? Das würde ihr Stichwort sein, um sich dafür zu entschuldigen, ihrer Mutter Sorgen gemacht zu haben, was Meryl nicht zufriedenstellen würde, aber es wurde trotzdem erwartet.
Jema wünschte, sie könnte Meryl von ihrem geheimen Leben erzählen. Ich arbeite für die Gerichtsmedizin, Mutter. Ich untersuche nachts Tatorte von Verbrechen. Ich sammle und identifiziere ungewöhnliche Spuren. Ich schreibe Berichte für die Polizei. Auf eine Art helfe ich, Mörder zu fangen .
Meryls Reaktion würde sofort erfolgen, negativ ausfallen und unvermeidlich sein. Du bist eine Shaw. Shaws arbeiten für niemanden.
Voller Selbstverachtung fuhr Jema in die Stadt zum Tatort in einem privaten Park, der den Bewohnern einer exklusiven Wohnanlage zur Verfügung stand. Als sie ihren Ausweis zeigte, ließen die uniformierten Beamten, die das Gelände abriegelten, sie passieren, aber es beeindruckte den Inspektor der Mordkommission nicht, der die Spurensicherung überwachte.
»Shaw? Sie haben sich aber verdammt viel Zeit gelassen.« Detective Stephen Newberry streckte die Hand aus und verlangte nach ihrem Ausweis. Sein ausdrucksloses Gesicht und seine kleine, schmale Gestalt hätten auch zu einem Englischlehrer gepasst, aber seine harten blauen Augen zeigten den Polizisten. »Im Berufsverkehr stecken geblieben?«
»Ich war gerade erst mit meiner normalen Arbeit fertig, Detective«, sagte sie und reichte ihm die Marke, die sie als
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