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Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Titel: Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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der Pinzette ein feines Büschel kurzer brauner Haare aus dem Gras in der Nähe des bewegungslosen rechten Fußes. »Das hier könnten Tierhaare sein. Geht hier jemand abends mit seinem Hund spazieren?«
    »Nein. Im Gebäude sind keine Haustiere erlaubt. Wir überprüfen das, wenn wir die Wohnungen abklappern, und sehen nach, ob sich jemand nicht an die Regeln hält.« Newberry nahm ihr den Spurensicherungsbeutel ab, markierte ihn und gab ihn einem wartenden Mitarbeiter, zu dem er sagte: »Wenn der Fotograf fertig ist, holt ein paar Männer her, damit wir ihn umdrehen und wegschaffen können.«
    Jema betrachtete die Lage der Gliedmaßen, den Zustand der Fingernägel und die hellen Flecken der Kopfhaut, die durch das dicke schwarze Haar schimmerten. »Er hat gekämpft, solange er konnte, aber irgendwann wurde er gefesselt. Die Verletzungen an seinen Handgelenken deuten auf Seil oder Schnur hin.« Als die Leute von der Spurensicherung ihn umdrehten, blickte Jema in das Gesicht des Opfers. Es war das eines jungen Asiaten, und es war total zugeschwollen und voller Schnittwunden. »Mein Gott.«
    Jemand hatte mit einem Messer ein Hakenkreuz in das Gesicht des Opfers geritzt. Die Schnitte waren so tief, dass man die Knochen sah.
    Blitzlicht zuckte auf, als der Tatortfotograf mehrere Bilder von den Gesichtswunden des Opfers machte. Newberry holte sein Handy raus und lief auf und ab, während er seinem Vorgesetzten Bericht erstattete. Jema konzentrierte sich darauf, die Vorderseite des Opfers zu untersuchen, aber ihre Augen wanderten immer wieder zu dem schrecklichen Symbol, das in das Gesicht des jungen Mannes geritzt worden war.
    »Fertig?«, fragte der Detective, nachdem er seinen Anruf beendet hatte.
    »Fast.« Sie fand Gewebespuren im Gras, sicherte sie und übergab sie der Spurensicherung. »Ich will das mit den Wunden in seinem Mund abgleichen.«
    Jetzt sah Newberry sie verdutzt an. »Woher wollen Sie wissen, dass er Wunden im Mund hat?«
    »Da sind Bissspuren auf seiner Unterlippe. Er hat wiederholt draufgebissen und dasselbe wahrscheinlich mit seiner Zunge und den Innenseiten seiner Wangen getan. Er hat versucht, nicht zu schreien.« Sie beugte sich vor und sammelte noch mehr Haare von der geschundenen Brust des Mannes. »Diese passen zu denen, die ich im Gras gefunden habe, aber es sind keine Hunde- oder Katzenhaare; sie sind zu grob und dick, fast wie Wolle.«
    »Wir schicken sie ins FBI-Labor«, sagte Newberry, obwohl er darüber nicht glücklich zu sein schien. »Die sollten uns in ein oder zwei Wochen mehr sagen können.«
    »Ich kenne eine Anthropologin aus der Gegend, deren Spezialgebiet die Identifizierung von tierischen Überresten ist. Sie kann diese Proben mit ihrer Datenbank abgleichen und feststellen, zu welcher Spezies sie gehören. Und sie kann auch einen DNA-Test durchführen«, bot Jema an. »Dafür bräuchte sie einen, höchstens zwei Tage.«
    Der Detective sah auf die Leiche. »Ich bespreche das mit meinem Vorgesetzten. Wenn wir Ihre Expertin damit beauftragen, brauchen wir Kopien aller Berichte, und die Proben müssen an die zuständige Stelle bei der Polizei zurückgegeben werden.« Detective Newberry gab ihr ein Klemmbrett mit einem Formular, das sie unterzeichnete. Es bewies, dass sie am Tatort gewesen war. »Sie sagten, er hätte sich auf die Lippe und die Zunge gebissen, um nicht zu schreien. Warum?«
    Sie hatte zu viel gesagt. »Das ist nur eine Schlussfolgerung, und ich könnte mich irren.«
    »Aber?«
    »Ich habe schon mehrfach mit asiatischen Studenten zusammengearbeitet, die über den Sommer für ein Praktikum ins Museum kommen. Einem fiel mal eine schwere Kiste auf den Fuß, und er brach sich drei Zehen, doch er gab keinen Laut von sich.« Sie sah zu, wie die Bestatter das Opfer in einen geöffneten Leichensack legten. »Einige asiatische Kulturen empfinden es als erniedrigend, Schmerzen zu zeigen.«
    »Sie prügeln ihn zu Tode, aber er beißt sich auf die Lippen, um nicht zu schreien, weil das schlimmer wäre?« Newberry klang ungläubig.
    Jema versuchte nicht zusammenzuzucken, als der Reißverschluss des Leichensacks geschlossen wurde. »Wenn Sie wüssten, dass Sie sterben müssen, Detective, würden Sie nicht versuchen, wenigstens Ihre Würde zu wahren?«
    »Ich würde lieber schreien und jemanden auf mich aufmerksam machen, damit ich nicht sterben muss. Nicht so etwas.« Detective Newberrys Augen wurden schmal. »Sie sprechen vom Tod, als hätten Sie persönliche Erfahrungen

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