Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
muss man ja leben. Weißt du, was das Beste daran ist? Früher habe ich Hakenkreuze auf die Haustüren von Leuten gemalt und bin weggelaufen. Jetzt, dank Raze, ritze ich sie in die Gesichter von irgendwelchen Schlitzaugen, und die Leute laufen vor mir weg.«
Ein Tropfen Bier lief in Johns Auge und brannte. »Du kannst da immer noch raus, Brian. Du bist nicht so, du bist besser.«
»Nein, Mann. Das ist ja das Traurige an dir. Du verstehst einfach nicht, dass ich genauso bin.« Er lächelte. »Und es gefällt mir.«
Nachdem er Pure, die blass und schweigsam war, noch einmal Anweisungen gegeben hatte, stopfte Decree John den Knebel wieder in dem Mund und ging. Pure fing, wenige Sekunden nachdem das Rolltor zuschlug, zu weinen an. Sie rollte sich zu einem Häufchen Elend auf dem Boden zusammen und schluchzte in ihre Hände.
John schloss die Augen. Er wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb, bis Decrees Boss – wahrscheinlich einer der Brüder – ihn holen kam.
»Wie konnte er nur?«, jammerte Pure. Sie hielt beide Hände über ihren Bauch. »Was soll ich tun, wenn sie ihn wegen Mordes in den Knast stecken? Ich kann das Baby allein nicht bekommen.«
John sah sie die ganze Zeit über an und hoffte, dass sie zu ihm kam und ihm noch einmal den Knebel abnahm. Nach mehreren Minuten setzte sie sich neben seinen Sessel. Er stieß hinter dem Knebel eine Reihe von drängenden Lauten aus, bis sie ihn davon befreite.
»Pure, ich will dir und Decree und dem Baby helfen, aber so kann ich das nicht.«
»Er bringt mich um, wenn ich dich freilasse.« Sie schluchzte die Worte. »Oder er übergibt mich an Raze. Weißt du, was Raze behauptet? Dass er ein Vampir ist.« Das ließ sie noch heftiger weinen.
Das Tor rollte nach oben, und sie schrie.
Jamys Durand und Dougall Hurley kamen herein. Hurley schloss das Tor schnell, und Jamys zog einen Dolch. Er ging an der zusammengekauerten Pure vorbei und benutzte den Dolch, um John von dem Klebeband freizuschneiden, das ihn an den Sessel fesselte. Dann gab er John den Dolch, kniete sich neben Pure und berührte ihren Hals. Die Augen des Mädchens rollten nach hinten, und sie fiel zur Seite.
»Was hast du mit ihr gemacht?«, wollte John wissen.
»Das, was er mit mir auch gemacht hat«, meinte Hurley. Er war blass, und seine Augen waren weit aufgerissen, ein Mann, der einen heilsamen Schock erlitten hatte. »Weißt du, dass dieser Junge Fangzähne hat?«
John wich erschrocken zurück, als Jamys die Hand nach ihm ausstreckte, dann spürte er eine unmittelbare Wärme, als der Junge seinen Arm berührte.
Ich habe ihr nur gesagt, dass sie schlafen soll , sagte eine junge männliche Stimme in Johns Kopf. Alexandra geht es gut; sie ist in dem Feuer nicht verbrannt, aber sie und Michael und Valentin sind in großer Gefahr. Ich kann nicht sprechen, und sie können mich in ihren Köpfen nicht hören. Das funktioniert nur bei Menschen. Dougall geht mit uns, aber für ihn ist meine Gabe zu viel. Ich brauche deine Hilfe.
»Hilfe bei was?« John war schwindelig.
»Wir müssen die Bones aufhalten«, meinte Hurley. »Diese wahnsinnigen Arschlöcher wollen einen Massenmord begehen. Zumindest behauptet das Fangzahn hier.«
In Johns Kopf sagte Jamys: Sie werden Michael und deine Schwester für die Brüder umbringen. Heute Nacht, am See.
Jema schlief erst, als Thierry sie verlassen hatte, kurz vor Morgengrauen. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihm von Valentin Jaus’ Maskenball erzählt hatte, und an sein Versprechen, sie dort zu treffen.
»Wir haben so viel zu besprechen«, sagte er, als er sie zum Abschied küsste. »Ich sehe dich heute Abend.«
Sie wollte ihn fragen, wo genau sie sich treffen würden und was für ein Kostüm er tragen wollte, aber sie war erschöpft, und er stand bereits in der Balkontür. Er blickte auf sie zurück, die goldenen Augen voller Liebe.
Sie schlief ein, während sie hineinsah, aber sie träumte nicht. Das musste sie nicht.
Daniel kam drei Stunden später, um sie aufzuwecken, und schimpfte mit ihr, aber sie achtete kaum auf ihn oder auf die zwei Injektionen, die er ihr gab. Sie runzelte nur kurz die Stirn, als er ihr die zweite verabreichte.
»Noch eine Vitaminspritze«, erklärte er. »Ich glaube, das wird die letzte sein, die du brauchst. Du siehst heute Morgen viel besser aus.«
Sie frühstückte allein und beschloss, nicht zur Arbeit zu gehen. Sie musste Thierry heute Abend auf dem Maskenball treffen, und sie wollte besonders gut aussehen. Deshalb ging
Weitere Kostenlose Bücher