Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
älteres Paar in gold-weißen Kostümen der französischen Aristokratie sie erneut eingehend musterte.
Jaus sah sie an. »Nein, nirgends. Warum fragen Sie?«
»Nur so.« Offensichtlich kannten diese Leute sich alle, aber sie kannten sie nicht, also waren sie neugierig. Das musste der Grund dafür sein, dass man ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte.
»Sie haben mich belogen«, sagte Jaus, während er in der Mitte der Tanzfläche weitertanzte. »Sie sind eine exzellente Tänzerin. Sie müssen jahrelang heimlich geübt haben.«
Sie grinste. »Sie haben mich erwischt. Ich schleiche mich sechsmal pro Woche heimlich auf Bälle.«
»Sie müssen mir erlauben, Sie einmal zu begleiten.« Er zog sie bei der nächsten Drehung ein bisschen näher an sich. Er roch nach Kamelien, aber er arbeitete ja auch so oft in seinem Garten, dass das fast immer der Fall war. »Ich bin es so leid, mir Sachen auf dem History Channel anzusehen. Ich habe das Gefühl, dass ich inzwischen jede Sendung auswendig kann.«
»Dann sollten Sie mal den Science-Fiction-Kanal probieren. Da gibt es ein paar tolle Miniserien wie Children of Dune . Die mochte ich.« Jema sah nicht viel fern, deshalb suchte sie hastig nach einem anderen Thema. »Haben Ihre Freunde erwartet, dass Sie heute Abend eine Ihrer Freundinnen mitbringen?«
»Ich werde Ihnen ein Geheimnis anvertrauen«, sagte er und beugte sich vor. Seine Hand bewegte sich ihren Rücken hinunter. »Ich habe keine Freundinnen. Ich bin ganz allein auf der Welt, Miss Shaw.«
»Oh.« Jema fragte sich, ob die Frauen von Chicago plötzlich blind geworden waren. Dann fiel ihr ein Grund für so viele verschiedene Frauen in seinem Leben ein. »Sie sind doch nicht schwul, oder?«
»Schwul …? Ah, Sie meinen, wenn ein Mann Männer liebt. Nein, das bin ich nicht.«
»Gott sei Dank. Ich meine, nicht dass es schrecklich wäre, wenn Sie es wären, es wäre nur eine furchtbare Verschwendung.« Sie stöhnte. »Bitte treten Sie mir ruhig auf die Zehen.«
»Es ist schwer zu erraten, welchen Eindruck man auf jemanden macht«, sagte er leise. »Ich bin nicht beleidigt.« Er wischte ein Haar von ihrer Wange und legte seine Hand gegen ihren Hals. »Ich würde sehr gerne wissen, was Sie von mir halten.«
Sie wollte seine Gefühle nicht verletzen, aber ein merkwürdiges Gefühl drängte plötzlich in ihr hoch – als gäbe es nichts Wichtigeres, als völlig ehrlich mit ihm zu sein. Und dann, ehe sie es sich versah, kam die Wahrheit aus ihrem Mund. »Sie sehen natürlich sehr gut aus, und Sie sind toll in Form. Sie sind einer der nettesten Männer, die ich kenne. Ich kenne niemanden, der schönere Blumen züchtet als Sie.«
»Ich verstehe.« Er starrte an ihrem Gesicht vorbei und ließ die Hand wieder zu ihrer Taille gleiten.
»Wissen Sie, wenn Sie zurzeit ungebunden sind, vielleicht könnte ich Ihnen dann eine Frau vorstellen, die ich kenne.« Sie dachte an Sophie Tucker, die eine sehr gut aussehende Rothaarige war. Sie ist außerdem ein Meter fünfundsiebzig groß. »Mögen Sie große Frauen, oder fühlen Sie sich dann unwohl?«
Jaus murmelte etwas in seiner Muttersprache, als die Musiker zu spielen aufhörten, und nahm ihre Hand fest in seine. »Ich danke Ihnen für diesen Tanz, Miss Shaw. Würden Sie mich bitte entschuldigen?«
Besorgt, dass er ihre Bemerkung als Beleidigung aufgefasst haben könnte, folgte ihm Jema über die Tanzfläche. Seine Gäste machten ihm Platz, stürzten dann jedoch auf sie zu, um mit ihr zu sprechen.
»Guten Abend, Fräulein.« Ein Mann, der wie ein Jäger gekleidet war, verbeugte sich. Der Silberfuchs-Fellkragen seines Mantels passte zu der Winterfarbe seiner schmalen Augen und seinem kurz geschnittenen Haar.
»Guten Abend«, erwiderte Jema und lächelte, während sie sich an seinem Köcher vorbeischob, der mit echt aussehenden Pfeilen gefüllt war.
Ein schlanker Südländer im Kostüm eines Matadors hielt sie am Arm fest. »Sie tanzen göttlich, Señorita Shaw. Darf ich um den nächsten Tanz bitten?«
»Vielen Dank, aber im Moment möchte ich nicht tanzen«, sagte sie verlegen. Woher kannte er ihren Namen? »Ich muss zu Mr Jaus.«
Das schien einen magischen Effekt auf die Leute um sie herum zu haben, die so schnell und schweigend zur Seite wichen wie zuvor für ihren Gastgeber. Jema lächelte erneut und lief hinaus in den vorderen Raum, doch in der Zwischenzeit war Jaus verschwunden.
Im vorderen Raum standen die Gäste in Gruppen von zehn oder zwölf zusammen und unterhielten
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