Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
sich. Fünf verschiedene Sprachen summten um Jema herum, während sie sich nach dem tiefen Blau von Jaus’ Kostüm umsah. Merkwürdig, dass sie und der Gastgeber die Einzigen waren, die heute Abend Blau trugen, aber zumindest stachen sie so aus der Menge heraus.
Ist Thierry hier? Sie nahm die Maske ab, wodurch sie noch mehr angestarrt wurde, aber zumindest konnte er sie so erkennen. Ich frage mich, ob ich Mr Jaus sagen sollte, dass ich Thierry eingeladen habe herzukommen. Sie drehte sich zu einem bulligen Mann in einem Bürgerkostüm um. »Haben Sie einen großen dunkelhaarigen Franzosen hereinkommen sehen? Er wird sich umgesehen haben; wir wollten uns hier treffen.«
»Ich verstehe nicht«, sagte der Mann auf Deutsch, und in seiner Stimme schwang offensichtliches Bedauern mit. »Es tut mir leid.«
Jema wiederholte die Frage, musste jedoch feststellen, dass niemand um sie herum halbwegs fließend Englisch sprach. Die meisten sagten nur »Freut mich« oder »Ich verstehe nicht«, genau wie der erste Mann.
»Ich will nicht tanzen«, sagte eine vertraute Frauenstimme irgendwo in der Nähe. Es war leicht, sie zu verstehen, weil sie die einzige Person war, die Englisch sprach. »Ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt. Ich meine es ernst. Hände weg, Hans; ich bin vergeben. Sie da – ja, Prinzessin Butterblume, ich rede mit Ihnen –, sprechen Sie vielleicht Englisch? Wunderbar. Wo zur Hölle ist Val?«
Jema sah sich um und versuchte zu erraten, welche Frau Alexandra Keller war. Das Problem war, dass es sich bei jeder zweiten Frau um eine zierliche dunkelhaarige Schönheit mit einer Maske handelte, die ihr Gesicht vollständig verdeckte.
»Alexandra?«, rief Jema, so laut sie es wagte, aber es kam keine Antwort, und sie hörte Alexandras Stimme nicht mehr.
Die einzige Person auf der Party, die ein Arztkostüm trug – etwas, das Alexandra vielleicht tun würde –, schien Daniel zu sein. Durch seinen weißen Laborkittel war er leicht zu erkennen, aber er und ihre Mutter gingen aus dem Raum und verschwanden in einen Flur, bevor Jema sie einholen konnte.
Bitte, hab nicht wieder Brustschmerzen, Mutter , dachte Jema, als sie ihnen folgte. Ich muss lange genug bleiben, um mich bei Mr Jaus zu entschuldigen und um Thierry zu finden.
Thierry fand Jaus’ persönliche Leibwächter beeindruckend, aber nicht unüberwindlich. Er benutzte die Bäume, um über die hohe Sicherheitsmauer zu gelangen, und sprang aufs Dach, von wo aus er über ein geöffnetes Fenster ins Haus gelangte. Er blickte sich in dem Gästezimmer um, wo mehrere Kostümschachteln auf dem Bett lagen. Jaus war schon immer sehr pedantisch darauf bedacht gewesen, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Es war wirklich schade, dass er nicht wusste, dass Jema Thierry gehörte.
Heute Abend würde er es erfahren.
Beim Durchwühlen der Schachteln stieß Thierry schließlich auf das Kostüm eines dämonischen Lords mit einer passenden Maske, das groß genug für ihn war. Er war wegen Jema hier und nicht, um sich von Jaus’ Jägern einfangen zu lassen, deshalb zog er sich die auffälligen Sachen an und ging nach unten auf die Party.
Thierry witterte Jema im vorderen Raum und folgte ihrem Duft in den Ballsaal. Dann sah er ein Paar in Mitternachtsblau, das in der Mitte des Saals Walzer tanzte.
Es war Jaus, und er hielt Jema im Arm. Er tanzte mit ihr. Lachte mit ihr. Thierry sah auch, wie der Österreicher ihr in den Ausschnitt starrte, und sein attrait , den er verströmte, war so intensiv, dass der Raum vom Boden bis zur Decke mit Kamelien hätte gefüllt sein können. Als Jaus die Hand auf Jemas Hals legte, begann eine ungläubige Wut in Thierry zu brennen.
Jaus hatte sie nicht aus nachbarschaftlicher Freundlichkeit zu einem Maskenball der Kyn eingeladen. Jaus wollte sie. Er hatte vor, sie zu verführen. Er wollte Sex mit ihr haben. Er verwendete in diesem Moment seine Gabe auf sie.
Jema benutzen. Jema nehmen . Während sie immer noch Thierrys Samen im Leib trug. Nicht, wenn er durch ein Loch in seinem Nacken atmet .
Thierrys Dolch war in seiner Hand, als er auf die Tanzfläche trat. Es waren so viele Gäste bewaffnet, dass niemand von ihm Notiz nahm. Er bahnte sich den Weg durch die herumwirbelnden Paare, ganz auf sein Ziel konzentriert, und war nur noch wenige Meter von Jema entfernt, als zwei Männer vor ihm auftauchten. Einer trug das Kostüm eines Pantomimen, der andere das Gewand eines Priesters.
»Mr Durand«, sagte der Priester, als
Weitere Kostenlose Bücher