Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Thierry ihn zur Seite schob, »Sie müssen mit uns kommen.«
Thierry sah auf die lächelnde Maske des Priesters. Die Erinnerung an die Brüder weckte etwas Wildes in seinem Innern. »Warum?« Er hielt dem Mann den Dolch unter das Kinn. »Glaubt ihr, ihr könntet mich noch mal gefangen nehmen?« Er beugte sich vor und genoss die Angst in den dunklen Augen, die zu ihm aufstarrten. »Du hättest nicht aus deiner Zelle kriechen sollen, Priester.«
»Ich gehöre nicht zur Bruderschaft. Ich bin John Keller, Alexandras Bruder.« Als Thierry weitergehen wollte, hielt er ihn am Arm fest. »Mr Durand, hören Sie mir zu. Alle hier, auch Miss Shaw, sind in Gefahr.«
»Gleich wird Miss Shaw es nicht mehr sein«, meinte Thierry. Er sah den zweiten Mann an, der wie ein Pantomime verkleidet war und jetzt die weiße Maske anhob, die sein Gesicht bedeckte. Und bekam den zweiten Schock des Abends, sodass ihm beinahe der Dolch aus der Hand fiel. »Jamys? Mon Dieu , was ist das? Wie kannst du hier sein?«
Sein Sohn, der Tausende von Meilen entfernt in New Orleans sein sollte, griff an ihm vorbei und umklammerte den Arm des Priesters.
»Bitte kommen Sie sofort mit uns, dann erkläre ich Ihnen alles«, sagte der Priester. »Ihr Sohn sagt, dass wir nicht viel Zeit haben.«
»Mein Sohn kann nichts sagen«, knurrte Thierry. » Deine Leute haben ihm das angetan.«
»Er kann durch mich sprechen«, erklärte John Keller und schluckte. »Ich kann seine Stimme in meinem Kopf hören. Ich werde Ihnen alles mitteilen, was er sagt.«
Thierry blickte seinen Sohn an, der nickte. »Du warst fleißig, Junge.« Er blickte auf das tanzende Paar in Blau und schob den Dolch zögernd in die Scheide zurück. »Wir erledigen das schnell.«
Er folgte Jamys und dem Menschen aus dem Ballsaal und einen Flur hinunter in ein Zimmer, wo Jaus’ Sammlung von Schwertern ausgestellt war.
Der Priester schloss die Tür und drehte den Schlüssel. »Mr Durand, Mitglieder einer Straßengang wurden angeheuert, sich auf dieser Party einzuschleichen und Michael Cyprien und meine Schwester Alexandra zu töten. Ihr Sohn hat mich aus ihrer Gewalt befreit. Wir sind gekommen, um Cyprien zu warnen, aber offenbar sind die Verbrecher bereits da und verstecken sich unter den Gästen.«
»Jetzt erinnere ich mich an Sie.« Thierry ging zu dem Menschen und riss ihm die heilige Maske ab. »Sie sind der Priester, den ich in New Orleans beinahe getötet habe.« Er wandte sich an seinen Sohn. »Warum bist du mit ihm zusammen? Warum bist du nicht bei Marcel und Liliette geblieben, wo du in Sicherheit wärst?«
Jamys setzte ebenfalls die Maske ab und kam zu ihnen, um seine Hand an Johns Unterarm zu legen.
»Ihr Sohn kam nach Chicago, um nach Ihnen zu suchen«, sagte Keller zu ihm. »Er hatte Angst um Sie. Er wusste, dass Cyprien den Befehl gegeben hatte, Sie zu suchen. Er hatte Angst, dass einer der Kyn Sie vielleicht umbringt.«
Thierry wollte das Gesicht seines Sohnes berühren, aber Jamys wich ihm aus. Diese kleine Geste der Ablehnung tat schlimmer weh als jede Wunde, die man ihm jemals zugefügt hatte. »Ich habe diese Sache in mir unter Kontrolle. Ich werde dir nicht wehtun, Junge.«
Schweiß lief John Keller über das Gesicht. »Er hat keine Angst vor Ihnen. Er schämt sich.«
»Was?«
»Jamys möchte Ihnen sagen, wie leid es ihm tut, was seine Mutter getan hat.« Der Priester keuchte für einen Moment. »Er hätte es Ihnen sagen müssen, aber er hatte Angst vor ihr und dachte, Sie würden ihm nicht glauben. Er denkt, es sei seine Schuld, was passiert ist.« Er blickte Thierrys Sohn an. »Ich glaube nicht, dass ich das noch lange durchhalte. Ich habe das Gefühl, dass ich gleich ohnmächtig werde.«
Mit einem Nicken nahm Jamys die Hand von Kellers Arm. Er ging zu den Schwertern hinüber, die Jaus an die Wand gehängt hatte, und betrachtete sie, so als versuche er zu entscheiden, welches er nehmen sollte.
Thierry setzte seine Maske ab und stellte sich neben seinen Sohn vor die Wand. Jamys hatte sich seit Hunderten von Jahren nicht verändert – würde sich nie verändern –, aber wenn er erwachsen geworden wäre, dann wäre er das Ebenbild seines Großvaters. Thierry konnte etwas von Jean-Vayle Durands Entschlossenheit in Jamys’ Augen sehen, während er ihn beobachtete.
Was konnte Thierry sagen, um die Wunden zu schließen, die immer noch in seinem Sohn bluteten? Vielleicht war es an der Zeit, Jamys zu zeigen, dass er nicht der einzige Durand war, der noch immer
Weitere Kostenlose Bücher