Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Freunde da draußen nach Äpfeln angeln lassen.«
Jema wartete, bis Daniel gegangen war, bevor sie leise die Tür schloss und floh.
Verzweifelt glitt Jemas Blick über die Masken der Gäste auf der Suche nach jemandem, der wie Alexandra oder Thierry aussah. Sie sah eine Gruppe von Nachzüglern, die gerade hereinkamen, und lief auf sie zu. Sie trugen mittelalterliche Tierkostüme mit sehr realistischen Masken.
Ein paar Schritte vor einem Mann mit einer Hyänenmaske blieb sie stehen. Sie musste keine Probe von der Maske nehmen, um das Haar wiederzuerkennen. Es war das gleiche, das sie auf dem Opfer bei dem fremdenfeindlichen Mord gefunden hatte. Die gleichen Masken hatten außerdem die Männer bei dem Überfall auf sie getragen.
Daniel Bradford hielt sich für einen geduldigen Mann. Das musste man sein, wenn man für Meryl Shaw arbeitete. Es war merkwürdig, dass er jetzt, nach drei Jahrzehnten des Planens, Wartens und Forschens, in denen er immer getan hatte, was sie wollte – oder zumindest so getan hatte, als wäre das so –, plötzlich feststellte, dass seine unendliche Geduld am Ende war.
»Es ist nicht hier.« Meryl ließ sich in den Rollstuhl zurücksinken. »Können wir in ein anderes Zimmer gehen?«
Er legte das Tuch beiseite und zog sich ein Paar Latexhandschuhe an, bevor er die Arzttasche öffnete, ohne die er nirgendwo hinging. Heute Abend hatte er einen silbernen Flachmann mit Meryls Lieblings-Bourbon und ein Kristallglas hineingetan.
»Bei all den vielen Leuten würde das merkwürdig aussehen.« Daniel füllte das Glas und brachte es ihr. »Hier, meine Liebe. Trink etwas.«
»Wie aufmerksam.« Meryl klang sarkastisch, aber sie trank das halbe Glas mit zwei Schlucken aus. »Oh, das hier ist sinnlos. Wenn ich erst das Geld habe, kann ich Leute bezahlen, um das Haus zu durchsuchen. Hol Jema und lass uns nach Hause gehen. Du kannst das Krankenhaus anrufen und die Vereinbarung rückgängig machen, sobald wir zur Hause sind.«
»Wie ich dir schon mehrfach gesagt habe, Meryl, werde ich sie nicht umbringen.« Daniel hob das Tuch auf und testete seine Reißfestigkeit. Winzige Flachsreste flogen aus dem Stoff auf den Handschuh, aber das Material war erstaunlich stabil. Er fragte sich, ob es vielleicht tatsächlich das Leichentuch Christi war. Wäre das nicht passend?
»Du tust, was ich dir sage.« Sie trank das Glas aus und ließ es auf den Teppich fallen. »Oder soll ich die Polizei rufen und ihnen sagen, dass du seit dreißig Jahren illegal als Mediziner tätig bist?«
»Ich habe lediglich Jema und dir geholfen.« Das stimmte beinahe. Er hatte einige Maßnahmen ergriffen, um dafür zu sorgen, dass Meryl ihren Rollstuhl niemals verlassen würde, und er hatte das Tagebuch verbrannt, das er unter James Shaws persönlichen Sachen gefunden hatte, die von Athos in die Staaten geschickt worden waren.
»Das wird sie nicht interessieren, und diesmal werden sie dich nicht nur für bankrott erklären und dir die Lizenz entziehen. Diesmal wanderst du ins Gefängnis.« Meryl lächelte. »Vor allem, wenn ich ihnen sage, dass du an zwei Morden beteiligt warst: an Roys und an Jemas.«
Wut, etwas, das Daniel selten empfand, drängte in ihm hoch. »Ich konnte dich nicht davon abhalten, Roy zu töten, aber ich werde nicht zulassen, dass du Jema etwas tust. Sie ist wirklich die Hommage von Athos, weißt du.«
»Sie ist wertlos, und du kannst mich nicht aufhalten, du lächerlicher Schwächling.« Meryl warf einen Stapel Bücher um, ohne sich um den Lärm zu scheren, den sie machten, als sie zu Boden fielen. »Wen, glaubst du, werden sie für den Mörder halten? Den Arzt, der schon wegen Experimenten an schwachsinnigen alten Leuten in seinem Altenheim verurteilt wurde, oder eine trauernde, hilflose Frau in einem Rollstuhl, die ihn in ihr Haus aufnahm und ihm vertraute?«
»Jem hätte meine Tochter sein sollen.« Daniel spannte das Tuch und wickelte sich die Enden um seine Hände. »Du hast keine Ahnung, wie kostbar sie ist. Sie war immer der Grund, warum ich geblieben bin. Es war nie das Geld, das du mir versprochen hast.«
»Oh Gott.« Meryl rollte mit den Augen. »Erspar mir deine Hingebungsvoller-Arzt-Ergüsse. Das ist schon seit Jahren nicht mehr überzeugend. Du gibst ihr morgen früh eine Überdosis Insulin, und dann ist alles vorbei.«
Daniel trat hinter sie. »Es gibt da etwas, das ich dir nicht gesagt habe, Meryl. Dr. Keller hatte ganz recht.« Schnell schlang er das Tuch um ihren Hals und wickelte die
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