Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Orte, wo Thierry sich verstecken konnte, ohne dass es jemand merkte. Als Zufluchtsort war es sehr viel besser geeignet als eine Gasse oder ein Müllcontainer.
Der andere Vorteil war, dass dieses Haus nicht von Zäunen oder Mauern umgeben war. Das Einzige, was die beiden Grundstücke voneinander trennte, war die zwei Meter hohe Mauer um Jema Shaws Zuhause. Er konnte ohne große Mühe über die Mauer springen und sich den Weg in Jema Shaws Schlafzimmer suchen.
Wenn er dort war, würde Thierry alles herausfinden, was Jema Shaw noch über Luisa Lopez und über ihn wusste. Sie würde nichts davon mitbekommen, weil er das alles in ihren Träumen tun würde.
August Hightower mochte keine Überraschungen, aber als Kardinal Stoss’ Nachfolger in der Diözese auftauchte, hatte er keine andere Wahl, als ihn willkommen zu heißen. Man weigerte sich nicht, den Hüter des Lichts zu empfangen, einen Mann, der über Hightower und viertausend andere Wächter des Glaubens bestimmte.
Kardinal Francis D’Orio hatte den Vatikan vor Kurzem nach dem Tod des Papstes verlassen. Wie alle Brüder war er kein Mitglied der katholischen Kirche und kein Priester, aber wie August Hightower tat er, als sei er beides, um Informationen und Einfluss in Rom zu gewinnen und so dem Orden besser dienen zu können. D’Orio war so in seiner Rolle aufgegangen, dass er sehr schnell innerhalb der Kirche aufgestiegen war. Wäre Stoss nicht in New Orleans umgekommen, dann hätten er und D’Orio es dem neuen Papst vielleicht schwerer gemacht, in sein neues Amt gewählt zu werden.
Kein Bruder war jemals Papst geworden, aber es gab viele Männer wie D’Orio und Hightower. Und zudem sah sich die Kirche mit ihrer schwersten Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert, und der neue Papst war ein sehr alter Mann.
Manchmal träumte August Hightower davon, auf dem Thron in der Vatikanstadt zu sitzen. Er war sicher, dass er einen beeindruckenden Stellvertreter Christi abgegeben hätte. D’Orio dagegen hatte die aktive Führung der Bruderschaft als ihr Hüter des Lichts übernommen und war jetzt aus dem Rennen.
»Eure Exzellenz.« Cabreri rief ihn am Morgen nach seinem Treffen mit John Keller aus dem Empfangsbüro an. »Kardinal D’Orio ist hier.«
Hightower hätte sich beinahe an dem Himbeer-Plunderteilchen verschluckt, das er gerade aß. Schnell wischte er sich die Krümel ab, die ihm auf die Brust gefallen waren. »Ich empfange ihn in fünf Minuten.«
»Er kann nicht warten, Eure Eminenz«, widersprach Cabreri. »Ich bringe ihn jetzt in Ihr Büro.«
Der Hüter des Lichts kam mit einem Gefolge aus Priestern, Mönchen und Leibwächtern in diskreten Anzügen. D’Orio betrat Hightowers Büro mit der ruhigen Selbstsicherheit von jemandem, dem Türen niemals verschlossen blieben, und trat, nachdem seine Männer den Raum wachsam abgesucht hatten, aus dem Gewirr aus Priestergewändern hervor. Er trug nicht das traditionelle Rot des Kardinals, sondern das betont schlichte Schwarz der Benediktiner. Nur die kleine schwarze Kappe auf seinem Kopf und sein faltiges, breites Gesicht, das Hightower auf Fotos gesehen hatte, identifizierten ihn als den wichtigsten Mann im Raum.
Sie wurden begleitet von Hightowers Assistenten, Vater Carlo Cabreri, der ruhig die formale Vorstellung übernahm. »Eure Eminenz, darf ich Ihnen Erzbischof August Hightower vorstellen. Bischof Hightower, Kardinal D’Orio, Hüter des Lichts der Bruderschaft.«
August trat vor und beugte sich über D’Orios ausgestreckte Hand, presste die Lippen voller Ehrfurcht auf den Amtsring des Älteren, einen Diamanten, der wie ein Stundenglas geschliffen war. »Eure Eminenz, wir fühlen uns durch Ihre Anwesenheit gesegnet.«
»Was für ein Optimismus. Sie haben Krümel am Mund.« D’Orio wandte sich an sein Gefolge. »Geht und zählt ein paar Kerzen.« Sein Blick fiel auf Cabreri. »Sie auch, Carlitto, und es wird nicht über die Gegensprechanlage gelauscht.« Sobald der Bischof und der Kardinal allein waren, setzte sich D’Orio. »Sie sind fetter, als ich dachte. Haben Sie es mal mit der Atkins-Diät versucht?« Bevor Hightower antworten konnte, deutete er auf den Stuhl, der seinem am nächsten stand. »Setzen Sie sich, August. Ich habe auf dieser Reise viel zu tun, deshalb müssen wir die nächsten sieben Minuten ausnutzen.«
Hightower wusste nicht, ob er erleichtert oder bestürzt sein sollte, als er sich setzte. »Sie sind Amerikaner.«
»Geboren und aufgewachsen in Brooklyn. Meine erste
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