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Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Titel: Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Pflegefamilien steckt; Familienzusammenführungen sind vom Gericht angeordnet. Man heilt kein Hundebissopfer, indem man das Baby wieder den Pitbulls vorwirft.«
    Als Hurley ihm die Krankenstation zeigte, die mit einem Dreifachriegel abgeschlossen war, erzählte er ihm von den breit gefächerten Problemen, die die Kinder mitbrachten, wenn sie in den Hafen kamen. Viele waren alkohol- oder drogenabhängig, waren körperlichen, geistigen und/oder sexuellen Misshandlungen ausgesetzt gewesen und kränkelnd bis schwer krank. Vor ihrer Aufnahme mussten sie sich medizinisch untersuchen lassen.
    »Ungefähr die Hälfte der Mädchen ist bei der Aufnahme schwanger«, meinte Hurley. »Die meisten können sich eine Abtreibung nicht leisten, und wir bezahlen sie nicht, also tragen sie die Babys aus. Der Staat holt sich die Babys, und ich hindere ihn nicht; sie haben in Pflegefamilien eine bessere Chance. Die Jungs sind Diebe, Gangster oder Stricher; wenn sie herkommen, sind sie ziemlich fertig. Wir tun für sie, was wir können. Wenn jemand Aids hat, geht er in eine Einrichtung in Kenosha, deren Schwerpunkt HIV-positive Jugendliche sind. Das hier ist einer der Gemeinschaftsräume; wir haben einen auf jeder Etage.«
    Der Bereich war wie ein Familienwohnzimmer eingerichtet, mit mehreren Sofas, Stühlen und Lampen. Alles wirkte wie die Ausschussware der Heilsarmee. Auf fast allen Plätzen saßen bewegungslose Jugendliche. Ein altersschwacher Fernseher zeigte rauschend eine schneeige Wiederholung von The Honeymooners . Trotz der deutlich sichtbar angebrachten NICHTRAUCHER-Schilder an jeder Wand lag Zigarettenqualm in der Luft.
    John bemerkte einen Jungen, der neben einem Mädchen mit weiß gebleichtem Haar und schwarzem Haaransatz saß. Sie drängten sich auf einem engen Sofa zusammen, und der Junge schlief. »Brian?«
    Brian Calloways Augenlider hoben und senken sich wieder. »Decree.«
    »Brian, ich bin’s, John Keller.« Er erkannte Christophers Bruder an der schrägen Narbe auf der Stirn. Brian hatte sie sich während eines Hockeyspiels geholt, als er einen Schläger an den Kopf bekam. »Erinnerst du dich an mich? Ich habe dich im Krankenhaus besucht. Dein Bruder Chris war Messdiener bei uns.«
    »Sein Name ist Decree«, erklärte ihm das Mädchen neben Brian. Sie hatte eine Stimme, die zu ihrem hübschen Lächeln passte. »Ich bin Pure.«
    »Es freut mich, dich kennenzulernen.« John konzentrierte sich auf Brian, der wieder einzuschlafen schien. »Brian – Decree –, wissen deine Eltern, dass du hier bist?«
    Brian Calloway sprang auf, streckte sich und gähnte. »Verpiss dich.« Er beugte sich vor, um Pure zu küssen, dann verließ er den Raum.
    »Decrees Leute haben ihn rausgeworfen«, erzählte Pure John, während sie sich erhob. Sie war größer als Brian und trug so verwaschene, abgenutzte Sachen, dass John blinzelte. Ein silberner Nabelring winkte ihm von ihrem Bauchnabel. »Arbeitest du jetzt hier, John?«
    »Ja.« Er war es nicht gewohnt, mit seinem Vornamen angesprochen zu werden, vor allem von jungen Leuten. Hör auf, wie ein Priester zu denken. »Wo ist Brians Zimmer? Ich möchte gerne mit ihm sprechen.«
    »›Verpiss dich‹ klingt nicht wie eine Einladung«, riet Hurley ihm, »aber das kannst du auch nicht. Er wohnt nicht bei uns.«
    »Decree hat eine eigene Bude.« Pure bückte sich, um eine Plastiktüte aufzuheben, in der sich offenbar Bananen, Orangen und Pflaumen befanden. »Er kommt nur in den Hafen , um mich zu besuchen.«
    »Besuchen.« Hurleys Dreadlocks schaukelten. »Ein neues Wort dafür. Die beiden treiben es wie die Karnickel.«
    »Hast uns noch nicht erwischt.« Pures runde Wangen zeigten Grübchen. »Bis dann, John.« Sie verließ den Raum.
    John starrte ihr nach. »Das Mädchen ist wie alt?«
    »Fünfzehn, glaubt sie. Sie wurde in einer Anlage des sozialen Wohnungsbaus geboren, aber ihre Mutter hat ihre Geburt nie dem Staat gemeldet oder ihren Geburtstag gefeiert.« Hurley ging zu einem der anderen Teenager hinüber und streckte die Hand aus. »Mach das nächste Mal das Fenster auf, Dummkopf.«
    Der Gesichtsausdruck des Jungen wurde säuerlich, während er ein zerknülltes Päckchen Zigaretten abgab, das Hurley einsteckte.
    »Sie sagen ihnen, wie sie die Regeln brechen können«, meinte John, als sie den Raum verließen.
    »Das wissen sie schon«, versicherte ihm der Leiter der Einrichtung. »Ich erinnere sie nur daran.« Er holte sich eine Zigarette aus dem konfiszierten Päckchen. »Menthol.« Er

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