Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
dem T-Shirt VERPISST EUCH AUS DEM IRAK.
»Ich bin John Keller. Ich würde gerne mit Dougall Hurley über die Beratungsstelle sprechen, die hier frei ist.« John fragte sich, ob Union Jack wohl sein erster Fall sein würde. Er trug die richtigen Klamotten, aber sein Gesicht war ein bisschen zu faltig für einen Teenager.
Die Dreadlocks schwangen vor und zurück, während kleine blaue Augen ihn musterten. »Du könntest ein Itaker, ein Hispano, ein Afrikaner oder ein Asiate sein, der gerne weiß wäre. Was davon bist du?«
John hasste rassistische Anspielungen ungefähr so sehr wie weiße Männer, die sich Dreadlocks in die Haare machten. »Ich habe keine Ahnung, ich wurde adoptiert.«
»Ich denke, ein Afrikaner. Mehr braun als schwarz. Ich bin Hurley.« Er streckte ihm nicht die Hand hin. »Dir gefallen meine Haare nicht.«
»Ihre Haare sind unwichtig«, meinte John. »Ich mag Ihre Ausdrucksweise nicht.«
»Die Iren waren die weißen Neger in diesem Land. Sie sind es noch«, informierte ihn Hurley. »Ich trete nur mein kulturelles Erbe an. Suchst du wirklich nur nach einem Job, Keller, oder brauchst du nur einen Ort, an dem du untertauchen kannst?«
Was genau hatte Hightower diesem Mann erzählt? »Ich bewerbe mich um einen Job.« Doch er hatte nicht die Absicht, ihn anzutreten, weil er nicht für Rassisten arbeitete, also würde das Ganze schnell gehen.
»Er hat über dich mehr gesagt, als er mir sonst über die Typen, die er hier ablädt, erzählt.« Hurley wies mit dem Kopf auf ein Büro am Ende des Ganges. »Dann komm, reden wir mal.«
Hurleys Büro war ein Durcheinander von zusammengewürfelten Möbeln und Aktenschränken. Antikriegsposter bedeckten fast alle Flecken und Löcher in den Rigipswänden. Auf einem Aufkleber vorne am Schreibtisch stand: »Namen ändern sich, die Hautfarbe nicht«. Eine uralte Kaffeemaschine verwandelte die zuckerrübenfarbene Brühe in der Glaskanne in ein noch dreckigeres Schwarz.
»Du willst keinen Kaffee«, sagte Hurley zu ihm, als er John dabei erwischte, wie er die Kaffeemaschine anstarrte. »Macht dich von innen zum Afroamerikaner.«
»Ich kann alles trinken«, erklärte John ruhig, »aber ich bevorzuge Tee.«
»Oh, wir lieben’s englisch, ja?« Hurley setzte sich auf einen klapprig aussehenden Stuhl hinter seinem Schreibtisch. »Zufällig stehen wir hier aber nicht auf Tee, ehemaliger Vater Keller.«
John nickte. »Ich bringe mir meinen eigenen mit.« Zu einem anderen Job. Zu jedem anderen Job, nur nicht diesem.
»Wir nehmen außerdem nur Ausreißer auf, die unter achtzehn sind und kein Kapitalverbrechen begangen haben. Ich bin der einzige Priester hier im Hause, der schlappgemacht hat, und ich verbringe die meiste Zeit damit, die Kids davon abzuhalten, zu dealen, irgendwelche krummen Dinger zu drehen und Babys in komischen Farben zu produzieren.« Hurley hob seine orangefarbene Augenbraue. »Unterbrich mich jederzeit gerne, um mir zu sagen, dass ich dich mal kann.«
Es war immerhin eine gute Übung für andere Bewerbungsgespräche. »Ich habe mehrere Kurse in Psychologie und Kindererziehung absolviert, und ich habe außerdem Erfahrungen mit der Ernährung und Beratung von Obdachlosen und ihren Kindern.«
Es war hart für John, seine Referenzen aufzuzählen, ohne dabei so zu klingen, als müsse er sich rechtfertigen. »Ich brauche eine Einarbeitungszeit, aber ich lerne schnell. Ich glaube, ich bin den Anforderungen dieser Aufgabe gewachsen. Ihren Rassismus finde ich beleidigend.«
»Gut. Ich bin für Chancengleichheit. Ich hasse alle gleich.« Hurley schob die Hände hinter den Kopf und lehnte sich zurück, sodass der Stuhl unter ihm quietschte. »Also dann. Nehmen wir mal an, Melissa, ein nicht ganz weißes Mädchen, die wie Beyoncé aussieht, aber nicht gleichzeitig laufen und Kaugummi kauen kann, kommt zu dir. Sie will wissen, was sie ihrem Boss im Diner fürs Hummer-Lutschen berechnen soll. Du rätst ihr …?« Er streckte eine Hand aus.
»Ich würde ihr andere Möglichkeiten aufzeigen, wie sie an Geld kommen kann.« John hielt sein Gesicht ausdruckslos. »Oder, wenn sie es unbedingt will, dann suche ich in der Schwacke-Liste unter Hummer [1] und helfe ihr, das Auto zu verkaufen.«
Hurley stieß einen einzigen lauten Lacher aus. »Du hast ja doch ein bisschen Humor, ehemaliger Vater Keller. Seine Gnädigkeit hat das gar nicht erwähnt.«
Seine Gnaden hatte vieles nicht erwähnt. Zum Beispiel, wie so ein bigotter Typ wie Dougall Hurley überhaupt
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