Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Luisa gegen alles und jeden gekämpft hatte außer gegen Alex. John hatte ihr das Gleiche angetan und ihr damit eine Wunde zugefügt, die niemals verheilen würde. Es spielte keine Rolle, dass Alex in ihrem Fall keine Wahl gehabt hatte und dass sie durch ihre Mutation keine Menschen mehr behandeln konnte.
Luisa hatte sich auf sie verlassen, und sie war gegangen.
Ich kann noch Menschen behandeln. Alex trat aus dem Fahrstuhl und lächelte einen Wachmann matt an. Ich habe Sachers Hand behandelt, ohne dass ich meine Fangzähne hineinschlagen wollte . Ich muss nur meinen Hunger stillen, bevor ich zu den Patienten gehe …
Bring die Schlampe schnell um .
Alex taumelte zur Seite und wäre beinahe gegen eine Frau mit Baby geprallt, die gerade im Rollstuhl auf den Parkplatz hinausgebracht wurde. Die Frau kreischte und presste das Neugeborene an sich, während ihr Mann sich dazwischenzudrängen versuchte.
»Tut mir leid.« Alex stolperte in die andere Richtung und klammerte sich auf der Suche nach Halt an den Wachmann. »Tut mir leid.«
Schwarze Jacke. Ein Anstecksträußchen roter Rosen.
»Miss? Geht es Ihnen gut?« Hände versuchten, sie zu führen.
Eine Flut von mörderischen Gedanken ergoss sich in Alex’ Hirn und hinderte sie daran zu antworten. Die Gedanken waren nicht zwanghaft oder außer Kontrolle. Sie waren genauso präzise wie eine Statue aus Eis, geformt und ausformuliert, ein glänzender Turm aus kontrolliertem Hass, bereit, zu zerbersten und wie ein Regen aus rasiermesserscharfen Glassplittern zu Boden zu gehen.
»Ich muss mich setzen«, sagte sie. »Ich … ich bin schwanger.«
»Hier, Ma’am.« Sie wurde zu einem Stuhl geführt, und man half ihr, sich daraufzusetzen. »Ich hole einen Arzt.«
»Nein. Mir ist nur ein bisschen schwindelig. Das geht vorüber.« Sie richtete blind ein Lächeln in Richtung der Stimme. Sie wollte die Hände gegen ihre Schläfen drücken, aber sie riss sich zusammen, bis der Wachmann gegangen war.
Übelkeit und Schock ließen sie zittern wie ein Blatt. Die Gefühle, die sie spüren konnte, waren niemals gut, aber dieser Killer wurde von seinem Hass aufgezehrt. Es war alles, was er empfand – Hass auf seine Zielperson, Hass auf sich selbst, Hass auf das Leben –, und er genoss es. Er war eine Maschine, die von Hass angetrieben wurde.
Fahr sie um. Dann setz noch mal zurück.
Er würde ein Auto benutzen, um es zu tun. Alex’ Gehirn schrak zurück, wollte nichts mehr wissen, keinen einzigen Gedanken, keine einzige Sekunde mehr …
Könnte sie mit zurücknehmen. Ist jetzt niemand dort . Bilder von einem Keller und anderen Frauen, die schrien und sich auf dem dreckigen Tisch dort wanden, blitzten vor Alex’ aufgerissenen Augen auf. Er hatte Elektrowerkzeuge, Messer und Strom benutzt, alles, was möglichst viel Schmerzen verursachte. In Würfel ich euch schneid, hübscher ihr dann seid …
Auf der anderen Seite des Empfangsbereichs ging ein großer, breitschultriger Mann in Richtung Ausgang. Er trug ein Hemd und einen Schlips und ein Jackett, aber Alex hätte ihn überall erkannt.
»John?« Sie kämpfte sich mühsam durch die entsetzlichen Gedanken des Killers, stand auf und hob verzweifelt die Stimme. »John.«
Ihr Bruder hörte seinen Namen und blickte zu ihr hinüber.
Wird platzen wie ein Ballon . Der Killer stellte sich den Kopf seiner Zielperson unter dem hinteren Rad seines Autos vor. Ein schwarzes Auto, neues Modell, mit besonderer Ausstattung. Der Kofferraum mit Plastik ausgelegt. Er würde die Leiche mitnehmen. Selbst nachdem sie tot waren, spielte er mit ihnen. Er fickte gerne Tote.
»Hau ab aus meinem Kopf«, flüsterte Alex.
Er betrachtete sich im Rückspiegel seines Wagens. Nicht sein Gesicht, sondern seine Augen. Ein wie ein Pfeil geformter Stecker mit drei Diamanten war in die Mitte seiner rechten Augenbraue gepierct. Er hatte den Ohrstecker einem seiner Opfer abgenommen. Er hatte ihn herausgerissen aus …
Alex spürte, wie ihre Fangzähne herauskamen, und benutzte sie, um sich hart auf die Zunge zu beißen. Als ihr eigenes Blut ihren Mund füllte, zogen sich die Gedanken und die Bilder zurück – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ihr Bruder kehrtmachte und aus dem Krankenhaus lief.
»Nein. Nein, John, warte.« Sie zog ihre Jacke an und rannte ihm hinterher.
Sie konnte draußen nichts sehen; das Sonnenlicht machte sie fast blind. Hektisch suchte sie in ihren Taschen nach ihrer Sonnenbrille und fluchte, als die Taschen leer waren. Sie
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