Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Getrocknete Blutspritzer bedeckten seine Arme, seine Hände und seine Brust, und dennoch duftete er nach Gardenien.
»Was ist mit dir passiert?« Ohne darüber nachzudenken, streckte sie die Arme nach ihm aus, aber er wich einen Schritt zurück. »Was ist los? Du hast doch keine Angst vor mir.«
» Non .« Er lehnte das Schwert gegen eine der Schlachtbänke, zog seine Tunika aus und warf sie neben einen Haufen Organe. » Va-t’en .«
Französisch. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er Franzose war. »Was bedeutet das?«
»Geh weg.«
»Wenn du mitkommst, dann gehe ich.« Jema war nicht sicher, wie man diesen Ort verließ. »Kannst du mich nicht irgendwo anders hinbringen? Nach Netherfield?«
»Netherfield existiert nur in einem Buch. Das hier ist real.« Er zog die Stulpenhandschuhe aus, die er trug, und sie landeten mit einem gedämpften Laut auf den Steinen. Seine Hände sahen schrecklich wund aus, so als hätte er jemandem die Seele aus dem Leib geprügelt. »Du hast ein Leben, Jema. Warum verbringst du es damit, Liebesgeschichten zu lesen und nur davon zu träumen, dass es besser wird?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht, weil nichts Gutes im Fernsehen lief?« Es war ein armseliger Witz, und es war so kalt in diesem Gemäuer, dass sie beim Sprechen ihren eigenen Atem sehen konnte.
Der Dämon zog das Kettenhemd aus, das er unter der weißen Tunika anhatte und das auf eine archaische Weise mit Riemen zusammengebunden war. Darunter trug er ein grob gewebtes Hemd und weite Hosen, die nicht besonders geschickt zusammengenäht waren.
»Wenn du dich umziehen willst, dann warte ich draußen.« Sie deutete auf ein glänzendes Gehirn, an dem an Muskelsträngen zwei Augäpfel hingen. »Gerne.«
»Du bist nackt gekommen.« Nachdem er seinen Oberkörper entblößt hatte, kam er auf sie zu. »Nackt in mein Schlachthaus.«
Jema blickte an sich hinunter und wurde wütend, als sie sah, dass sie immer noch bekleidet war. »Ich bin nicht …«
Er legte die Hände um ihre Hüfte und hob sie hoch, bis ihre Füße den Boden nicht mehr berührten. »Nackt im Sinne von wehrlos. Ich könnte in deinen Träumen alles mit dir tun, und niemand würde mich aufhalten.« Er hielt sie so, dass sie ihm direkt in die Augen sehen konnte. »Ist es das, was du wolltest?«
Sie steckte in Schwierigkeiten. Sie hätte es mit dem Ansatz aus Rick Warrens Bestseller Leben mit Vision versuchen sollen, doch sie war die Einzige in diesem Land, die dieses verdammte Buch nicht gelesen hatte. »Ist es das, was du willst?«
Er legte sie auf einen der Tische. Jemas Hintern berührte die Steinkante, und etwas Weiches und Nasses spritzte gegen ihren Rücken. Sie sah nach unten und glaubte, dass eine Wiederholung des Morgens bei Wendy’s durchaus wahrscheinlich war.
»Ich mag dieses, äh, Schlachthaus nicht sehr.« Sie wollte an einen anderen Ort, einen, wo er andere, nettere Dinge mit ihr tat. »Magst du es?«
»Nein.« Er kam zu ihr und lehnte seine Arme zu jeder Seite von ihr auf den Tisch, ohne darauf zu achten, was er dadurch mit den Händen zerdrückte. »Das habe ich nie getan. Selbst als ich schwor, ich würde bleiben, um uns bis zum letzten Mann zu verteidigen. Ich habe nie genossen, was ich tat. Glaubst du mir?«
Sie blendete die ekelhafte Umgebung aus und erinnerte sich daran, wie gut es sich angefühlt hatte, ihn zu küssen, seine Hände auf sich zu spüren. In seinen Augen brannten goldene Flammen, und er sprach mit gebleckten Zähnen, aber sie konnte noch etwas anderes fühlen.
Er will, dass ich ihn schlage. Er will, dass ich ihn bekämpfe und hasse. Dass ich angewidert von ihm bin. Dass ich mich benehme wie in dem Traum mit dem Gasthaus.
»Warum tust du das?«, wollte sie wissen und hielt sich an dem blutigen Steintisch fest, um nicht abzurutschen.
»Du hast mir dein Geheimnis gezeigt. Das hier ist meins. Hier bin ich gewesen.« Er blickte sich um, als wäre er nicht sicher. Dann sagte er mit neuer Überzeugung: »Ich habe mein Leben an diesem Ort verbracht. Für sie getötet. Für Gott.«
»So schlecht ist es hier nicht.« Doch, das war es, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Empfindlichkeit. Blut vom Tisch klebte an ihren Händen, und die Schnittwunde in ihrer Handfläche brannte. »Musst du hierbleiben?«
Fassungslos trat er einen Schritt zurück. »Natürlich.«
»Aber du könntest doch jederzeit gehen.«
»Gehen? Wenn Shujai und Al-Ashraf uns in ihre Falle gelockt haben und uns zwischen Beirut und Haifa zu Tode
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