Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Jema ein und versuchte, fröhlich zu klingen. »Schon allein die Abgaben wären astronomisch. Da würden die Leute von der Sozialversicherung schlechte Laune kriegen.«
»Mir würde es nichts ausmachen«, witzelte Daniel. »Ich könnte mir den besten Abschlag der Welt antrainieren. Ich würde Tiger Woods wie Wrong-Way Jones aussehen lassen.«
Meryl weigerte sich, in die Scherze einzustimmen, und schob ihren Nachtisch beiseite. »Bring mich jetzt nach oben, Daniel. Ich bin müde.« Sie rollte aus dem Raum, bevor einer von ihnen etwas sagen konnte.
Daniel legte die Serviette auf den Tisch, während er aufstand, um ihr zu folgen.
»Nacht, Jem.«
Die depressive Stimmung ihrer Mutter ging Jema den Rest des Abends nach, bis sie aufgab und selbst nach oben ging. Nachdem sie sich ihre Abendinjektion gesetzt hatte, zog sie sich ein Nachthemd an und legte sich mit einem Buch von Mark Twain ins Bett.
Der Yankee aus Connecticut am Hof von König Artus konnte Jemas Aufmerksamkeit jedoch nicht fesseln, nicht angesichts ihrer neuen Sorgen um ihre Mutter. Warum versuchte Meryl, die Arbeit ihres Vaters zu beenden, und warum musste sie dafür Sachen aus dem Museum holen? Das ergab keinen Sinn. Die Athos-Artefakte waren bereits überprüft und datiert worden; es gab keine, die Jema auch nur besonders auffällig gefunden hätte.
Frustriert darüber, dass sie mehr Fragen als Antworten hatte, legte sie das Buch weg, schaltete das Licht aus und versuchte zu schlafen.
Der Schlaf wollte zunächst nichts mit Jema zu tun haben. Gerade als sie glaubte, sie würde sich für den Rest der Nacht hin und her wälzen müssen, erfüllte der Duft von Gardenien die Luft, und sie dämmerte weg.
Das weiße Gebäude mit dem runden Dach war drei Stockwerke hoch, umgeben von grünen Weiden und eingeschlossen von einfachen Zäunen. Jema setzte davor auf, schwebte sanft herab, wie Glinda, die gute Fee, nur ohne die Lollipop-Gilde. Sie konnte nicht in das Haus hineinsehen, weil es nur zwei kleine Fenster in der Nähe der Dachsimse gab. Sie wusste, dass es eine Scheune war, noch bevor sie das Heu, den Dünger und die Tiere roch.
Wo immer sie war, es war nicht Connecticut oder der Hof von König Artus.
Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, leuchtete jedoch noch hell genug, sodass sich Jema zurechtfand. Es gab keine anderen Häuser, nur endlose grüne Weiden, die Scheune und das große Doppeltor, das weit offen stand. Um sie herum drängte die Nacht sie langsam, aber nachdrücklich auf die geöffneten Tore zu. Ein gelangweilter Cop, der eine Unfallstelle abriegelt, würde es genauso machen. Weiterfahren, Lady; weiter, weiter, hier gibt’s nichts zu sehen …
»Kühe.« Sie konnte sie kauen hören. »Warum träume ich von Kühen?«
Vielleicht war das ihre Art, mit ihrer Laktose-Intoleranz umzugehen.
Sie ging nicht schnell durch die Tür, sondern schlich hinein wie eine Diebin. Ihre Vorsicht kam ihr dumm vor, als sie drinnen stand, denn es war tatsächlich nur eine Scheune: niedergetrampeltes Stroh, gesprenkelt mit Erde, Kuhfladen und Futterresten auf einem festgestampften Boden. Abgenutzte Halfter und Werkzeuge hingen an Balken an Haken; eine Mistgabel steckte in einem Heuhaufen. Zehn Stellplätze für Milchkühe, zwei Pferdeboxen und ein Pferch, alle leer.
Keine Kühe. Wer machte dann die Kaugeräusche?
Verwirrt zog Jema ihren Mantel aus und hängte ihn an einen leeren Haken, bevor sie auf die Mitte der Scheune zuging. Es war so offensichtlich ein Traum, und doch fühlte es sich real an – als würde diese Farm tatsächlich irgendwo existieren.
Aber ich war nie auf einer Farm oder bin in eine Scheune gegangen.
Das Licht veränderte sich, und sie sah, dass sie nicht mehr allein war. Am Ende der Scheune saß eine blonde Frau auf einem dreibeinigen Schemel neben einer fetten schwarz-weißen Holsteiner Kuh und bewegte rhythmisch die Arme. Jema konnte Milch riechen und hörte, wie Flüssigkeit gegen Blech spritzte.
Sie blickte in die leeren Ställe, bevor sie auf die Frau zuging. »Entschuldigung. Könnten Sie mir sagen, wo ich bin?«
Die Kuh ignorierte sie und käute ihr Futter wieder. Die Arme der Frau jedoch hielten inne, und sie drehte den Kopf und sah Jema an. Die dicken goldenen Zöpfe der Frau, ihre rosigen Wangen und ihre strahlend blauen Augen waren milchmädchen-hübsch.
»Guten Abend, Fräulein«, sagte sie auf Deutsch und entblößte beim Lächeln ebenmäßige weiße Zähne, dann arbeitete sie weiter.
Jema wartete darauf,
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