Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
nächsten Tunnels und deutete auf die verbarrikadierte Tür, die er bisher nicht hatte öffnen können.
»Ich hatte beim letzten Mal nur einen Bolzenschneider dabei, deshalb kam ich nicht rein .« Er deutete auf die drei Stahlstangen ganz oben, in der Mitte und unten an der Tür. »Die sind da festgeschweißt .«
Alex sah durch das Sicherheitsglas auf eine Reihe von alten Aktenschränken aus Metall. »Die haben hier alles ziemlich gründlich ausgeräumt, bevor sie gegangen sind. Die Schränke könnten leer sein .«
»Warum sollten sie den Raum dann verbarrikadieren ?«
»Guter Einwand .« Sie blickte Cyprien an, der das andere Ende der mittleren Stange an der Tür umfasste. Als sie zusammen daran zogen, riss der Stahl wie Aluminiumfolie. Das Gleiche machten sie mit den anderen beiden.
John lief an ihnen vorbei zu dem ersten Aktenschrank und riss in seiner Hast die leere Schublade fast ganz heraus. Er beugte sich vor und öffnete die darunter und dann die nächste. Der gesamte Schrank war, wie Alex vorausgesagt hatte, leer.
»Nein, es muss etwas hier sein .« Er ging zum nächsten Schrank, riss an den Schubladengriffen, stellte fest, dass auch dieser leer war, und dann zum nächsten und dem nächsten, bis ihm eine Schublade aus der Hand flog und an der anderen Seite des Raumes gegen die Wand knallte. Er starrte auf den kleinen Krater, den sie in der Wand hinterlassen hatte, bevor sie auf dem Linoleumboden gelandet war. »Wo sind die Unterlagen ?«
Eine kühle, sanfte Hand berührte seine Wange. »Johnny, hör auf. Michael, könntest du uns eine Minute allein lassen ?« Alexandra wartete, bis Cyprien gegangen war, dann führte sie John zu einem Stuhl und setzte sich auf die Kante des Tisches, der daneben stand.
»Ich war so sicher, dass ich hier die Beweise finden würde .« Seine Augen brannten, und seine Augenlider fühlten sich wie Sandpapier an. Etwas wie ein Lachen stieg in seiner Kehle auf. »Ich hätte wissen müssen, dass sie keine Beweise zurücklassen .«
»Die Schlafsäle belegen eindeutig, dass sie hier Kinder festgehalten haben « , sagte sie mit beruhigender Stimme. »Es ist nur nichts da, woran man erkennen könnte, wozu. Vielleicht können wir uns an die Medien wenden, wenn wir herausfinden, von wo aus sie jetzt operieren. Anderson Cooper ist gerade zurück mit Filmmaterial über afghanische Bauern, die Mohn für den Opiumhandel der Taliban anbauen, weißt du. Der würde sich auf so eine Geschichte stürzen .«
»Ich werde sie nie finden .« John war am Boden zerstört. »Sie benutzen die Kirche als Fassade, also könnte es jede katholische Einrichtung, jede Gemeinde oder jedes Gebäude im ganzen Land sein. Es gibt hunderttausend Orte, wo sie sein könnten .«
»Michael wird uns helfen « , erklärte sie ihm. »Die Kyn haben einige überraschende Informationsquellen, die wir nutzen können. Wir werden die Wahrheit herausfinden, John, und wir stellen sie bloß. Ich verspreche es dir .«
Die Wahrheit. Das war der Schlüssel.
»Wir müssen zurück nach Chicago .« Er zögerte. »Da lebt ein Vampir, einer namens Jaus. Er kann Leute berühren und sie dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Ich weiß es; er hat das in Florida mit mir gemacht. Wenn jemand weiß, wie der Orden neue Mitglieder rekrutiert, dann Erzbischof Hightower .«
Alex sah erschrocken aus. »Du willst, dass Val sich Hightower vornimmt? Ich weiß nicht, John. Wir versuchen, jeden Kontakt zu den Brüdern zu vermeiden. Sie tun unschöne Dinge mit uns, wie uns zu foltern und zu ermorden .«
»Wenn ich den Erzbischof zu Jaus bringe, würde er es tun ?« , beharrte John.
»Für mich würde er es wahrscheinlich tun .« Sie sah an ihm vorbei zu Cyprien, der zurück ins Zimmer kam. »Er schuldet mir noch einen Gefallen .«
Nachdem sie Cyprien von Johns Vorschlag berichtet hatte, stimmte dieser einer Reise nach Chicago zu. »Nach den Problemen, die wir mit dem Orden hatten, während wir in Chicago nach Thierry Durand suchten, möchte ich Suzerän Jaus oder seinen Jardin nicht wieder einer Gefahr aussetzen. Aber es gibt Wege, wie wir das sicher handhaben können, und wie Alexandra schon sagte, Valentin ist ein Freund. Es dämmert gleich; wir sollten gehen .«
8
Die Gestalt eines Mannes auf einem Pferd lenkte Liling von den roten Kamelien ab, die sie am Fenster in einer Vase arrangierte. Er stand vor ihrem weiß getünchten Tor und blickte auf das Cottage. Sicher war er einer der Priester, der sie zurück in die Einrichtung bringen
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