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Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Titel: Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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herausholen müssen.
    Valentin kannte sich mit medizinischen Dingen überhaupt nicht aus, und sein Unwissen machte ihn wütend. Er hätte alles darum gegeben, wenn Alexandra Keller jetzt hier gewesen wäre.
    Er trug Liling aus dem Bad, aber die Couch war für seine Zwecke zu niedrig. Er nahm nur die Decke mit, die darauf lag, und ging mit Liling in die Küche. Der Tisch dort war klein, trug aber ihr Gewicht. Er breitete die Decke darüber und legte sie vorsichtig darauf.
    Dort, wo die Schusswunde gewesen war, sah die Haut gerötet aus. Als er näher hinsah, erkannte er, dass die winzigen Adern unter der Haut gerissen waren. Er wusste vielleicht nichts über Medizin, aber es war anhand des Musters der Adern offensichtlich, dass die Kugel dafür verantwortlich war, denn sie zeigten genau diese Form.
    Liling war immer noch halb bewusstlos, und Valentin hatte nichts, womit er sie hätte betäuben können. Er hatte Angst, dass er alles nur noch schlimmer machte, wenn er l’attrait benutzte, um sie zum Schlafen zu zwingen, aber er konnte die Kugel nicht entfernen, während sie bei Bewusstsein war.
    Er würde es riskieren müssen.
    Valentin legte seine Hand auf ihren schlanken Hals und verströmte so viel Duft, wie er wagte.
    »Kamelien .« Sie lächelte, und ihre Augenlider wurden schwer.
    »Genau. Schlaf ein, Liebling « , sagte er leise und strich über die zarte Kurve ihrer Kehle. »Ich werde mich um dich kümmern, bis du wieder aufwachst .«
    Ihre Lippen bewegten sich und formten ein Wort, dann öffneten sie sich mit einem Seufzen. Er wartete, aber sie regte sich nicht mehr.
    Valentin ging hinüber zur Arbeitsplatte und holte das Messer mit der dünnsten Klinge aus dem Messerblock. Sie war zu stumpf, deshalb holte er einen Teller aus dem Schrank und benutzte den Porzellanrand, um das Messer daran zu schärfen.
    Er dachte daran, wie er in Alexandra Kellers Rücken geschnitten hatte, um einen Kupferpfeil daraus zu entfernen. Er würde schnell schneiden müssen und nicht zu tief.
    Er ging zum Tisch und senkte für einen Moment den Kopf. Er selbst konnte im tauben Himmel nicht mehr auf Gnade hoffen, aber sicher würde sein Flehen um dieses unschuldige Wesen erhört werden.
    »Führe meine Hand, Vater « , sagte er zu dem Gott, den er seit Jahrhunderten nicht mehr angesprochen hatte. »Mach sie wieder gesund .«
    Valentin betastete die Haut über ihren Rippen und entdeckte die kleine Erhebung, die er schon vorher gefühlt hatte. Die Klinge zitterte leicht, als er sie an ihren Körper hielt, hörte aber auf, als er den Griff fester umfasste und mit der Spitze durch ihre Haut drang.
    Er musste nicht tief schneiden; die zusammengedrückte Kugel lag direkt unter der Haut und war nur teilweise in einen Knochen eingedrungen. Sie löste sich nicht, deshalb musste er die Messerspitze darunterschieben, um sie zu entfernen. Blut floss aus der Wunde, als er kräftig drückte, um sie aus dem Knochen zu lösen, in dem sie feststeckte. Endlich brach sie wie ein verrotteter Zahn heraus und quoll hässlich und vertraut rotbraun glänzend aus dem Gewebe.
    Die Kugel war aus reinem Kupfer gemacht.
    Valentin entfernte die Kugel aus der Wunde und spürte das Brennen auf seiner eigenen Haut kaum, als er sie beiseitewarf. Er musste die Wunde schließen, und er hatte nur eine Möglichkeit dazu: mit seinem eigenen Blut.
    Das war ebenfalls gefährlich; zu viel konnte sie vergiften. Er legte sein Handgelenk an den Mund, riss seine Haut auf und drehte die Wunde so, dass sein Blut auf ihre Wunde tropfte. Die wenigen Tropfen seines Kyn-Blutes reichten nicht, um ihr zu schaden, und ließen die Wunde schnell heilen.
    Nachdem er sich um sie gekümmert hatte, blickte er auf seine Hände, die nass von ihrem Blut waren. Er hasste es, das für sich selbst zu nutzen, aber bis sie wieder in der Zivilisation waren, konnte er es sich nicht leisten, einen Tropfen davon zu verschwenden. Er leckte sich das Blut von den Händen und gestattete sich für einen Moment, ihren Geschmack zu genießen, bevor er sie in die Decke wickelte und in das Schlafzimmer trug.
    Der Morgen dämmerte in der Ferne.
    Er legte Liling auf das Bett und schloss die Fensterläden, bevor er sich zu ihr legte. Das Bett war nicht bezogen, aber ihre Temperatur schien wieder normal zu sein, deshalb würde die Decke erst mal reichen. Valentin zog sie dicht an sich und hielt sie fest, ihren Kopf unter sein Kinn gepresst. Erst dann ließ er seinen Gefühlen, die er so lange unter Kontrolle gehalten

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