Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
mangelernährt bist, Fieber hast und mal eine richtige Tracht Prügel brauchst ?« Sie stellte seine Infusion neu ein. »Sag du es mir .«
Er warf ihr einen leidgeprüften Blick zu. »Sag mir einfach, was mit mir nicht stimmt, Alex .«
»Dafür musst du mir zuerst ein paar Fragen beantworten « , sagte sie. »Erstens, seit wann hast du Malaria ?«
»Ist es das ?« Er schien verwirrt. »Seit fünfzehn Jahren, schätze ich .«
»Fünfzehn Jahre. Schätzt du. Wunderbar .« Ihre Schultern versteiften sich. »Da du nicht weißt, was es war, nehme ich an, dass du es nie hast behandeln lassen .« Sie beobachtete, wie er den Kopf schüttelte. »Du hast es mir gegenüber auch nie erwähnt. Irgendein spezieller Grund, warum nicht ?«
»Es ist keine große Sache. Alle paar Monate bekomme ich Fieber, und dann geht es wieder weg .« Er schien überhaupt nicht besorgt. »Haben sie das Flugzeug schon gefunden ?«
»Nein. John, wir müssen darüber reden .« Sie setzte sich auf das Bett. »Weißt du, wie viele Menschen auf der Welt jedes Jahr an Malaria sterben? Mindestens eine Million. Die Krankheit löscht in Afrika ganze Dörfer aus .«
Er wandte den Blick ab. »Dann habe ich Glück gehabt .«
»Nein, du warst total dumm. Du wurdest nicht behandelt, und wenn Komplikationen auftreten, was häufig passiert, dann kann das deine Leber, dein Gehirn und die Funktion deiner Nieren beeinträchtigen « , informierte sie ihn mit einem süßlichen Lächeln. »Wenn das passiert, fällst du tot um, genau wie die 999 999 anderen Leute, die jedes Jahr daran sterben .«
Er blickte auf das Licht über seinem Bett. »Alex, wie du schon so oft gesagt hast, bin ich ein Idiot. Mach dir deshalb keine Sorgen .«
»Du verheimlichst mir das, seit ich in der Highschool war .« Sie schnaubte. »Davon, dass du mir jetzt in den Hintern kriechst, wird es auch nicht besser .«
»Ich mache dir wirklich sehr viel Freude, oder ?« Er klang müde. »Ich meine, mach dir keine Sorgen wegen der Malaria. Wenn sie mich umbringt, dann bringt sie mich um .«
»Du möchtest mir so etwas nicht sagen « , sagte sie durch zusammengepresste Zähne. »Nicht, nachdem ich zwölf Stunden lang auf dein abnormes Blutbild gestarrt habe .«
Michael kam herein. »Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört .« Er sah auf John hinunter. »Wie geht es dir ?«
»Gut .« John setzte sich auf. »Ich habe mich auf dem Flug nach Chicago an etwas erinnert, und ich will es dir erzählen, bevor ich es wieder vergesse .«
»Es geht ihm nicht gut « , sagte Alex zu Michael. »Er hat Malaria und vielleicht noch was anderes. Sein Blutbild ist total durcheinander .«
John machte eine wegwerfende Geste, bevor er zu Michael sagte: »Als das Jugendamt mich und Alex der Kirche übergab, brachten sie uns in eine Einrichtung, die nach einem der Heiligen benannt war. Ich glaube, es war das St.-Benedikt-Kinderheim .«
»Darüber reden wir, wenn es dir wieder besser geht « , sagte Michael.
»Es kann nicht warten, Cyprien. Das Heim lag im Norden der Stadt, in der Nähe einer Fabrik mit orangen Schornsteinen. Denkst du, dass deine Leute es anhand dieser Details finden können ?« Als Michael nichts sagte, versuchte John aufzustehen. »Ich werde selbst danach suchen .«
»Oh, nein .« Alex drückte ihn zurück. »Du bleibst im Bett .«
»Das ist sinnlos « , sagte ihr Bruder.
Alex starrte ihn ungläubig an. »Dein Gesundheitszustand ist sehr kritisch, John. Was immer mit uns passiert ist, als wir Kinder waren, ist jetzt dreißig Jahre her. Das kann noch ein oder zwei Wochen warten .«
»Nein, kann es nicht .« Er schob die Decke zurück. »Ich kann nicht warten .«
»Das kannst du, wenn ich dir die Beine breche – «
»Wenn das Waisenhaus noch existiert « , sagte Michael und unterbrach sie, »dann wird Philippe es finden. Wenn es so weit ist, reden wir darüber, wie wir weiter vorgehen .«
Sie drehte sich zu ihrem Geliebten um. »Habe ich plötzlich Jemas Talent bekommen und bin unsichtbar geworden ?«
»Entschuldige uns, John « , sagte Michael und führte Alex hinaus auf den Flur. »Dein Bruder regt sich sehr auf. Es ist das Beste, wenn wir dafür sorgen, dass er ruhig bleibt .«
»Nein, es ist das Beste, wenn ich herausfinde, was für eine Art Malaria er hat, damit ich die Krankheit davon abhalten kann, ihn umzubringen « , sagte sie. »Halt dich da raus .«
Michael blickte zur Tür. »Ist dir das mit seinem Geruch nicht aufgefallen ?«
»Doch, und ich habe dafür gesorgt, dass er
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