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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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gab keinen Ton, aber man konnte erkennen, was auf der anderen Seite der Linse passierte. Drei Mönche in merkwürdig aussehenden Gewändern zogen einen verwundeten nackten Mann in etwas, das wie ein Kerker aussah.
    »Das ist ein Verhörraum.« Tee gurgelte aus der Kanne, als Hightower seine Tasse noch einmal füllte. »Die Vampire bilden Nester, verstehst du, so wie das Ungeziefer, das sie sind. Wenn wir einen allein zu fassen kriegen, befragen wir ihn, damit wir die anderen finden können.«
    Der nackte Mann, dessen geschwärzte Beine mehrere Brüche aufwiesen und dessen Füße nur noch Klumpen aus rohem Fleisch waren, wehrte sich, als sie seine Arme an einen großen aufrecht stehenden Mast banden. Sein blutiges Gesicht verzog sich zu dem eines knurrenden Tieres, aber seine Lippen bewegten sich nicht.
    John war früher über genug Zäune gesprungen, um zu erkennen, was sie benutzten, um den Gefangenen festzubinden. »Warum benutzen Sie Stacheldraht, um ihn zu fesseln?«
    »Er ist aus Kupfer, der einzigen Substanz außer Feuer, die sie verletzen kann.« Die Hände des Bischofs legten sich auf seinen beachtlichen Bauch. »Entschuldige. Es schmerzt sie nicht lange, wenn es keinen Kontakt mehr mit ihrem gottlosen Fleisch hat. Beobachte die Wunden.«
    John erstarrte, als er sah, wie die klaffenden Wunden auf den Armen des Gefangenen aufhörten zu bluten. Sie zogen sich zusammen und verschwanden, obwohl das unmöglich war. Johns Magen zog sich zusammen, als seine Augen nicht nur den Schrecken, sondern auch die Vertrautheit dieses Vorgangs registrierten. Er hatte das schon einmal gesehen, in seinen Albträumen.
    Er hatte es in jener Nacht gesehen, in der Gasse.
    Sie saßen zusammengekauert in einem kaputten Karton, und er hatte die Arme fest um Alexandra geschlungen. Sie bewegten sich so wenig wie möglich, damit das ausgefranste Stück Seil, das um ihre Hüften gebunden war, nicht auf ihrer Haut scheuerte. Sie waren vor einer Woche von ihrer Pflegefamilie weggelaufen, und John band jetzt jeden Abend das Seil um sie, damit er aufwachte, falls jemand versuchte, ihm Alexandra wegzunehmen. Wie der alte Schweinehund aus dem Süßigkeitenladen, der John hundert Dollar für eine Stunde allein mit der dreijährigen Alexandra im Hinterzimmer geboten hatte. Er spuckte wahrscheinlich immer noch Zähne aus, nach dem Kinnhaken, den John ihm verpasst hatte.
    Jemand kicherte in der Nähe. Oj e … Schwere schlurfende Schritte näherten sich. Oje, oj e …
    Ein Junkie oder ein Verrückter. Es gab zu viele von ihnen auf der Straße. John hielt den Atem an und wünschte sich mit aller Kraft, dass die Schritte weitergehen würden. Der Nachthimmel und ein Stück von der Hauswand gegenüber waren für eine Sekunde in dem Loch zu sehen, als etwas die Klappe vor dem Karton zurückzog, und John umklammerte das Rohr in seinen Händen. Zwei große, hässliche Hände griffen in den Karton und tasteten herum. Er schlug gegen die Hände, und das gezackte Ende des Rohrs zog über die Haut, als er zum zweiten Schlag ausholte. Blut schoss aus einer klaffenden Wunde auf einem der ausgestreckten Unterarme.
    Johns Lippen zogen sich zurück, und er stieß lautlos die Luft aus. Hab ich dich, gottverdammter Hurensohn, hab ich dich.
    Dann war keine Luft mehr übrig, und eine der Hände des Monsters legte sich um Johns Hals. Seine Augen quollen hervor, und seine Halswirbel knackten. Während er sich wehrte, wachte Alexandra auf und schrie, und er blickte auf, um sehen zu können, wohin er treten sollte. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie sich die Ränder der blutenden Wunde kräuselten, zusammenschrumpfte n …
    Es war ein alberner Albtraum. John war am nächsten Morgen aufgewacht, immer noch in der Gasse, immer noch im Karton, immer noch an seine Schwester gebunden. Immer noch obdachlos und hungrig, aber am Leben. Er sah sich nach Beweisen um. Keine blauen Flecke an seinem Hals, kein Blut irgendwo auf dem Karton. Sein Rohr war verschwunden, das war alles. Was er geträumt hatte, war nie passiert.
    »John.«
    Er blickte auf, die Augen leer. Cabreri und der Bischof starrten ihn an. »Was?«
    »Du hast das Band angehalten«, sagte Hightower freundlich.
    John drückte auf der Fernbedienung herum, und das Band lief weiter. Die drei Mönche nahmen kleine Glasphiolen von einem Tisch, entkorkten sie und fingen an, den Inhalt auf den sich windenden Gefangenen zu träufeln. Dem aufsteigenden Qualm und den Verbrennungen nach zu urteilen, die sich auf der Brust

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