Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Spielzeuge.«
Philippe nahm seinen üblichen Platz in der Reihe hinter ihr ein, und als sie sich angeschnallt hatte, erhob sich Michael und setzte sich ihr gegenüber.
Alex funkelte ihn wütend an. »Ich werde nicht aus dem Flugzeug springen.«
Michael hörte kaum, was sie sagte. Er war immer noch erschüttert von der Tatsache, dass sie sich seinen verbalen und mentalen Befehlen widersetzen konnte. Er war ihr Meister durch das Blut, durch sein Blut, das in ihren Adern floss, und dennoch hatte sie ihn schon mehrfach weggejagt wie ein lästiges Insekt. In siebenhundert Jahren hatte noch kein von ihm erschaffener Kyn seiner Stimme widerstehen können.
Sie könnte etwas ganz anderes sein: halb Mensch, halb Kyn. Ist das möglich? Er sah, dass sie ihn mit neugierigem Blick betrachtete.
»Wir sollten über deine Patienten reden«, sagte er und griff nach seinem Aktenkoffer, den er unter dem Sitz verstaut hatte.
»Das sind nicht meine Patienten.« Sie beugte sich vor, schloss das Rollo am Fenster und wappnete sich, als das Flugzeug die Startbahn herunterrollte.
Michael sah, wie sie ihre Nägel in die Armlehnen krallte und ihre Knöchel weiß wurden. »Alexandra, hast du Angst?«
»Nein, ich tanze den Conga«, sagte sie mit zusammengepressten Zähnen. »Kannst du meine Gedanken nicht lesen?«
»Nein, das ist nicht mein Talent.« Als sie ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: »Ich kann dich nur Dinge vergessen lassen.«
»Dann gehört Gedankenlesen also nicht zum Gesamtpaket, nein? Gut zu wissen.« Die Geschwindigkeit ließ das Flugzeug leicht zittern, und ihre Lippen verschwanden. »Gott, wie ich das Fliegen hasse .«
Hätte Michael gewusst, dass sie so darunter litt, dann hätte er sie von Philippe zurückfahren lassen. Eine Verzögerung um einen Tag machte für Thierry keinen Unterschied. Michael bezweifelte, dass irgendetwas einen Unterschied machte. »Du hättest es mir sagen sollen.«
»Habe ich doch gerade.« Als das Flugzeug abhob, kniff sie die Augen fest zu.
Alex’ Angst hatte einen Vorteil: Sie verschaffte ihm Gelegenheit, sie zu betrachten. Ihre verführerischen Kurven waren verschwunden; die Verwandlung hatte ihre Figur kompakt, schlank und hart gemacht. Ihre Haut war nicht mehr golden und gebräunt, sondern hatte einen cremefarbenen Elfenbeinton. Ihre Locken waren jetzt länger; das Ende des Pferdeschwanzes, den sie trug, reichte bis zur Mitte ihres Rückens. Er würde sie vor den unvorhersehbaren Wachstumsschüben warnen müssen, von denen Haare und Nägel betroffen waren, sonst wachte sie eines Nachts vielleicht schreiend auf, umgeben von einem Meer von Haaren und mit Krallen an den Fingern.
Wenn sie nicht vorher starb. Alexandra konnte immer noch menschlich genug sein, um einen schnellen und sinnlosen Tod zu sterben.
Ihre Augen hatten sich auch verändert, wie er sah, als sie sie wieder öffnete. Sie hatten immer noch dasselbe gewöhnliche Braun, aber die madonnenhafte Klarheit, die früher darin gelegen hatte, war verschwunden. Jetzt blitzten Schatten und Geheimnisse darin auf.
Als ihr Meister war es Cypriens Recht, ihre Geheimnisse zu kennen. Alle.
Vielleicht lag ihr Widerstand an der Zeit, in der sie lebte. Anders als die anderen Darkyn war die Ärztin nicht während einer feudalen Zeit verflucht worden, in der sie die einfache Mentalität einer Bäuerin besessen hätte, die es von Geburt an gewohnt war, ihrem Herrn blind zu dienen. Alexandra war eine freie, in ihrem Beruf hochgeachtete Frau, und seine Einmischung hatte alles zerstört, was ihr etwas bedeutete. Wenn er wollte, dass sie ihm vertraute, dann konnte er sie nicht wie seine Sygkenis behandeln. Er würde stattdessen wie bei einer Gleichgestellten um einen Gefallen bitten und ihr ihren Beruf zurückgeben.
Wieder als Chirurgin zu arbeiten würde Alexandra von anderen Wegen fernhalten. Es konnte ihm auch ganz nützlich dabei sein, sie unter seine absolute Kontrolle zu bringen.
»Hör auf, Intrigen zu spinnen«, sagte sie zu ihm.
»Intrigen sind was für Frauen.« Er lächelte leicht. »Männer machen Pläne.«
»Sexist.« Sie seufzte, aber sie sah ihn nicht an. »Erzähl mir, wie schlimm es um sie steht.«
Michael kannte die medizinischen Fachbegriffe nicht, die sie benutzen würde, und abgesehen von Thierry hatten die drei anderen Durands jede Form der Unterstützung strikt abgelehnt. Am Ende hatte er ihnen eigene Zimmer und genügend Nahrung gegeben und ihnen gestattet, sich auszuruhen.
»Sie wurden gefoltert, genau
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