Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
gewesen. »Ja.«
»Bei mir bist du in Sicherheit.« Sein Lächeln enthüllte starke weiße Zähne. »Leg das Kreuz weg. Meine Seele ist nicht in Gefahr; ich habe keine. Es hat keine Macht über mich.«
John blickte nach unten. Er hatte das Kreuz erhoben und hielt es zwischen sie, um den Mann abzuwehren. Wie in einem schlechten Horrorfilm. Der Parfümgeruch wurde stärker, aber es war ein wunderbarer, harmloser Duft. Vor dieser armen Seele hatte er nichts zu befürchten. Er war freundlich, sogar charmant. Sicher würde er sein Versprechen halten und ihm die Schmerzen nehmen. Er würde nicht sein, was Bruder Orsini behauptete. Er war bestimmt nich t …
Bös e … zwischen uns und der Erlösun g … dich ihm ergebe n … ihn von der Erde verbanne n …
Und erlöse uns von dem Bösen.
»Komm zu mir, Padre«, sagte der Gefangene.
Padre . So hatte das Mädchen in Rio ihn genannt. Hei, Padr e … hei, Padr e … hei, Padre .
Das ließ John wieder klar denken, klar genug, um in die Augen des Mannes zu sehen. Sie waren nicht mehr schön oder traurig; sie veränderten sich, die Pupillen zogen sich zu dünnen Schlitzen zusammen, dämonischen Schlitzen. Die Freundlichkeit und Wärme, die er zuvor gesehen hatte, wurde fremd und feindselig.
Wie sie es gewesen war.
John kam nicht weiter als Erlöse uns von dem Bösen .
Du hast die Wahl.
Wenn er sich irrte, dann richtete er damit keinen Schaden an. »Im Namen des Vaters«, sagte er rau und drückte dem Mann das Kreuz ins Gesicht.
Fleisch verbrannte. Eine riesige Wunde entstand.
Der Gefangene schrie und wich vor John zurück. Sein Mund öffnete sich weit und verwandelte sich in das Maul einer Schlange, enthüllte zwei lange, scharfe Fangzähne.
John brach fast an der Tür zusammen, aber er hielt den zitternden Arm ausgestreckt und das Kreuz vor sich erhoben. »Du bist das, was sie sagen.«
Die Ränder der schrägen Wunde, die Johns Kruzifix über das Gesicht des Vampirs gezogen hatte, schlossen sich langsam wieder. »Genau wie du, Amigo.« Er sprang auf ihn zu, die Arme ausgestreckt.
Wie Orsini es ihm wieder und wieder eingebläut hatte, drückte John in die kleine Vertiefung an der Rückseite des Kruzifixes. Ein dünnes Kupferstilett sprang unten heraus. Er drehte die Klinge so, dass sie, als der Vampir nach ihm griff, in einem schrägen Winkel in seine Brust drang. Ein beißender, verbrannter Gestank erfüllte Johns Nase, als der Mann wie erstarrt dastand, aufgespießt von der Kupferklinge in seinem Herzen. Als John sie herauszog, erklang ein hilfloses, gurgelndes Geräusch tief in der Brust des Vampirs.
»Ich schicke dich zurück in die Hölle, Dämon«, flüsterte John, während das Monster zu seinen Füßen zusammenbrach. Er fasste den Vampir an den Haaren, stellte sich hinter ihn und zog die Klinge über seinen verkrampften Hals. Dunkles Blut quoll hervor, und er stieß die Leiche mit dem Gesicht voran in die Lache, die auf dem Boden entstand.
Der Vampir zuckte wild und wurde dann still.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.
John stand mit der blutverschmierter Klinge da, und ein süßes Rauschen erfüllte seinen Kopf. Ein weiches blaues Glühen erfüllte den Raum, begleitet von tausend leisen süßen Stimmen. Es war, als hätten sich alle Engel im Himmel versammelt, um ihn zu rufen, und er verlor sich in ihrem Gesang.
Es war kein Wunder. Es war Erkennen. Gott sah auf ihn herunter, und John fand Anklang. Er war ein heiliger Krieger geworden, im Kampf bewährt, stark im Glauben und furchtlos im Angesicht des sicheren Todes.
Endlich hatte John Patrick Keller bewiesen, dass er würdig war.
Die Stimmen und das Licht verschwanden langsam. Bevor sie es taten, schloss John die Augen und sprach ein stilles Dankgebet. »Ihr könnt jetzt hereinkommen, Bruder«, rief er Orsini zu. »Es ist vorbei.«
Die Tür öffnete sich, und der Lehrmeister blickte vorsichtig herein. Diesmal formten sich seine dünnen Lippen zu einem aufrichtigen Lächeln, als er über den toten Vampir stieg und vor John das Zeichen des Kreuzes machte.
» Es arca Dei «, murmelte Orsini und umarmte ihn wie einen Sohn. »Du bist die Arche Gottes.«
In Ewigkeit , dachte John. Amen .
Michael brachte Alexandra im Privatjet des Jardins von Atlanta nach New Orleans.
»Noch ein Vorteil, wenn man mehr als siebenhundert Jahre lebt, schätze ich«, murmelte sie, während sie sich so weit weg von ihm setzte, wie es in der kleinen Kabine möglich war. »Viele teure
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