Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Thierrys Röntgenaufnahmen gegen die Glasscheibe. »Siebenundzwanzig Brüche in diesem Bein und die meisten davon kompliziert.« Sie deutete auf die schlimmsten Stellen. »Die gebrochenen Enden sind verheilt und das Knochenmark ist intakt. Irgendwelche Anzeichen für einen Fluch?«
»Bedeutet das, seine Beine können gerettet werden?«
»Wenn es keine Komplikationen gibt. Ich bin nicht sicher, was seine Füße betrifft. Sie wurden pulverisiert.« Sie hielt eine weitere Aufnahme hoch. »Wenn er ein Mensch wäre, dann bliebe mir nichts anderes übrig, als zu amputieren. Bedank dich bei Dem Da Oben für diesen Fluch, Cyprien.«
Hoffnung erschien auf seinem Gesicht. »Thierry heilt so wie ich.«
»Bevor du eine Party veranstaltes t – ich bin nicht sicher, was ich für ihn tun kann. Es ist nicht nur das Heilen. Ich muss seine Knochen wiederherstellen, Gewebe in die Löcher auf seinem Rücken transplantieren und von der Hüfte abwärts extrem viel Haut- und Muskelgewebe ersetzen. Ich weiß nicht, ob ich genug Transplantationsmaterial herstellen kann, um seine Füße zu rekonstruieren.« Weil sie es nicht noch länger ansehen wollte, ließ sie das letzte Röntgenbild sinken. »Wo sind die Leute, die ihm das angetan haben?«
»Sie sind tot.«
Alex bedauerte nicht, das zu hören. Jeder, der einem lebendigen Wesen diese Art von Qualen antun konnte, verdiente es zu sterben. »Wer sind sie?«
»Ein Orden ehemaliger katholischer Priester. Sie nennen sich die Brüder.«
Sie starrte ihn an. »Priester.«
Er nickte. » Ehemalige katholische Priester.«
»Cyprien, ich habe das noch nicht erwähnt, aber mein Bruder is t … «
»Ein katholischer Priester. Das wissen wir.«
»Ja, und obwohl er ein echter Idiot ist, läuft er nicht rum und hängt Leute an Fleischerhaken auf. Das tun Priester normalerweise nicht, selbst, wenn sie aufhören, Priester zu sein.«
»Die Brüder tun es.«
Sie konnte mit ihm darüber streiten oder sie konnte ihn seiner fixen Idee von einem Fluch und seinen antikatholischen Fantasien überlassen. »Die Behandlung wird Zeit brauchen; ich weiß nicht wie lange. Tage, vielleicht Wochen. Und was seinen Geisteszustand angeht, kann man den Schmerz, den er erleiden musste, nur als jenseits aller Vorstellungskraft bezeichnen. Wenn man dazurechnet, dass er seine Frau sterben sehen musst e … « Sie schüttelte den Kopf.
»Dann musst du ihn gehen lassen, Michael«, sagte eine tiefe, unbekannte Frauenstimme.
Alex drehte sich um und sah, dass Eliane mit einer Frau im Türrahmen stand, die wie ihre Mutter aussah. Letztere hatte silberblondes Haar, das zu einem komplizierten Knoten zusammengefasst war, und trug ein sehr weibliches lavendelfarbenes Kostüm. Einer ihrer Arme lag in einer Schlinge, die jemand aus einem passenden pastellfarbenen Seidenstoff gefertigt hatte.
Sie sah aus wie ein Gemälde von Monet, überlegte Alex und kam sich sofort schäbig angezogen vor.
»Liliette. Ihr solltet nicht auf sein.« Cyprien ging zu ihr und führte sie zu einem der samtbezogenen Sofas, dann setzte er sich neben sie. »Alexandra, das ist Madame Liliette Durand, Thierrys Tante. Liliette, das ist Dr. Alexandra Keller.«
»Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie zuhören, sonst hätte ich das, was ich sagte, anders ausgedrückt.« Sie ging hinüber und schüttelte die unverletzte Hand, die die ältere Frau ihr reichte. Liliettes Finger zitterten in ihren, und der Duft von Freesien kitzelte Alexandra in der Nase. »Lassen Sie mich mal Ihren Arm sehen.«
»Später.« Sie machte eine gebieterische Geste mit der Hand. »Thierry ist nicht mehr bei Verstand, Michael. Angelica zu verlieren war genug; ich kann nicht ertragen, ihn noch länger leiden zu sehen. Du musst ihn von seinen Schmerzen erlösen.«
Alle blickten Madame Durand an, deshalb war Alex ziemlich sicher, dass sie die Einzige war, die Cyprien zusammenzucken sah.
»Vielleicht wäre das das Mitfühlendste, das wir für Euern armen Neffen tun können«, meinte Eliane und warf Alex ein mitleidiges Lächeln zu. »Wo die Ärztin ihm doch nicht helfen kann.«
»Das habe ich nicht gesagt.« Alex ignorierte den willkommenen Drang, der Sekretärin in ihre große Klappe zu greifen und ihr den Kehlkopf rauszureißen, und konzentrierte sich auf Liliette. »Madame, Ihr Neffe musste schreckliche Qualen erleiden, aber ich würde ihn noch nicht abschreiben. Wenn er erst einmal schmerzfrei ist, wird sein Verstand vielleicht klarer, und er denkt wieder rational. Im
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