Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Moment sagt sein Körper ihm, dass er immer noch gefoltert wird. Unter diesen Umständen ist sein Verhalten ziemlich normal.«
»Sie können seinen Körper wiederherstellen, aber nicht seinen Geist.« Ein großer Mann in einem dunklen Seidenmorgenrock humpelte herein, gefolgt von einem dünnen Teenager. Der Mann trug eine schwarze Augenklappe und stützte sich auf einen Stock; die Hände des Jungen waren bandagiert. Beide waren dunkelhaarig, und ihre Gesichtszüge ähnelten denen Thierrys. Ein Hauch von Sandelholzduft und frisch geschnittenem Gras umgab sie. »Er wird nie mehr ganz sein.«
Cyprien ging zu ihnen. »Das wisst ihr nicht, Marcel. Wir müssen es versuchen.«
»Hier, Jamys.« Marcel führte den schweigenden Jungen zu Liliette, und er blieb neben ihr stehen. Angesichts ihrer langsamen, zögernden Bewegungen fragte Alex sich, ob diese beiden Durands ebenfalls der Fleischerhaken-Aufhäng-Methode unterzogen worden waren.
Während Cyprien Thierrys Zustand mit seiner Familie diskutierte, machte Alex ihre eigenen Beobachtungen. Marcel und Liliette waren davon überzeugt, dass Thierry sich niemals erholen würde und dass es gnädiger war, ihn umzubringen. Merkwürdigerweise sagte Thierrys Sohn nichts dazu und schien der Tatsache völlig gleichgültig gegenüberzustehen, dass sie seinen Vater einschläfern wollten wie einen tollwütigen Hasen.
Was er ja auch ist , dachte Alex traurig.
»Ich sollte jetzt die anderen Untersuchungen durchführen, Cyprien«, sagte sie, als die Unterhaltung stockte. »Gibt es noch einen Raum, in den ich gehen kann?« Die zweite Spritze, die sie Thierry gegeben hatte, würde ihn für eine weitere Stunde ruhigstellen, aber die Durands mussten seinen geschundenen, angeschnallten Körper nicht sehen.
»Eliane hat auf dieser Etage ein Untersuchungszimmer für dich eingerichtet«, sagte er und bot Liliette seine Hand. »Kommt, Madame, lasst Alexandra nach Euerm Arm sehen.«
Nach mehreren Wochen des Reisens und des Arrangierens seines neuen Lebens beschloss Lucan, in New Orleans vorbeizuschauen. Die Durands waren dort, Michael Cyprien und seine Lieblings-Menschenärztin jedoch nicht. Gerüchten zufolge lieferte sich Alexandra Keller mit ihrem wiederhergestellten, aber offensichtlich undankbaren Patienten eine ziemliche Verfolgungsjagd.
»Ich habe gehört, wie der Meister mit seiner Tresora über den neuen Seigneur sprach«, hatte einer von Jaus’ Kyn ihm gestanden, bevor Lucan den Kopf des Mannes von seinen Schultern trennte. »Cyprien lässt zweihundert Kyn im ganzen Land nach ihr suchen.«
Lucan persönlich glaubte nicht, dass Cyprien irgendetwas anderes wollte, als die Ärztin zum Schweigen zu bringen. Wenn Dr. Alexandra Keller so wertvoll für die Kyn war, dann hätte Richard Tremayne sie schon lange nach Dundellan bringen lassen.
Lucan betrat La Fontaine nachts über das Dach. Die Kyn, die Cyprien dienten, waren wachsam und vorsichtig, aber sie hatten nicht fünf Leben damit verbracht, in dunkle Schlafzimmer hinein- und wieder hinauszuschleichen. Sich im Haus zu bewegen, war lächerlich einfach. Er kroch durch vergessene Zwischenräume und verschlossene Rutschen, die das Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert durchzogen wie geheime Tunnel.
Er fand einen Belüftungsschacht und benutzte ihn, um die beiden Männer zu beobachten, die auf beiden Seiten des Korridors, der in den Keller führte, standen. Lucan bemerkte die maßgefertigte Munition, mit Kupfer überzogene Patronen gefüllt mit winzigen Kupferkugeln.
Dann erwartest du mich also, Michael.
Er forderte niemanden herau s – Cyprien war, genau wie die Gerüchte sagten, offensichtlich abwesen d – , aber er fand alle Durands. Nachdem er sich an der bereitwilligen menschlichen Krankenschwester bedient hatte, die im Keller Dienst tat, überlegte er, was er mit Thierry machen sollte.
Ich sollte ihn umbringen , dachte Lucan und beobachtete, wie der Wahnsinnige in seiner engen Zelle herumlief. Er fühlte sich immer noch unwohl, weil er ihn in Dublin am Leben gelassen hatte. Er hatte Thierry da rausgeholt, um Richard etwas vor Augen zu führe n – was diesem jedoch völlig entgangen wa r – , und es war offensichtlich, dass Michaels Freund sich niemals von den Qualen erholen würde. Cyprien würde das nicht übernehmen; er war immer noch zu weichherzig, um seinen Jugendfreund zu töten.
Lucan suchte gerade nach etwas Passendem, mit dem er Thierry köpfen konnte, als er Cypriens Privatwagen vorfahren hörte.
Er versteckte
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