Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
mühselig, so viel wie möglich in einen winzigen Koffer zu stopfen. Und dann das unvermeidliche Herumhüpfen auf dem Kofferdeckel. Und dann Stephens Schmollen, wenn ich sage, er soll das lassen, weil ich am Packen bin.
Der Trick besteht darin, genau zu wissen, was man mitnehmen muss. Man muss das Klima am Urlaubsortkennen, um zu wissen, welche Kleidung man braucht, und die Küche, um sich beim Büchsenfleisch zu entscheiden. In der Regel ist man mit einem robusten Badeanzug und einem strapazierfähigen Pulli für alle Eventualitäten gerüstet, und eine Familienpackung Spam pro Tag reicht im Allgemeinen, außer man verpflegt sich selbst.
Hier noch ein paar wertvolle Tipps für Auslandsreisen:
10. August, Mittwoch
Noch drei Tage bis zur Abreise. Heute beginnt die große Jagd nach den Pässen. Die Dokumente von mir und den Kindern sind dabei kein Problem – die habe ich im sicheren Gewahrsam der Socken- und Gummistrumpfschublade. Nur bei Stephen sieht die Sache anders aus. Sein Pass kann überall auftauchen – hinterm Sofa, hinterm Kühlschrank, hinter einem Safe am U-Bahnhof Euston. Manchmal hab’ ich den Eindruck, er will nicht, dass ich ihn finde! Vielleicht liegt das am Photo. Ich hab’ meinem großen Dummerchen schon tausendmal gesagt, da sei doch nichts dabei – es ist absolut normal, dass das eigene Passphoto einem peinlich ist. Nicht ganz so normal ist vielleicht, dass ein Taxifahrer als Beruf »Universalgenie« angibt oder Einreisestempel aus Los Angeles, Sydney und Toronto fälscht.
11. August, Donnerstag
Nur noch zwei Tage! Den Hund haben wir heute beim Zwinger
Kläffer im Pfeffer
abgegeben. Die Tollwut ist traurigerweise auch heutzutage noch eine echte Gefahr, aber einen anderen Zwinger konnten wir uns nicht leisten.
12. August, Freitag
Stephen hat endlich seinen Pass gefunden. Im Gibbon-Gehege im Londoner Zoo. Immer da, wo man als Letztes sucht.
13. August, Samstag
Was die hektische Fahrt zum Flughafen angeht, ist es ganz gut, wenn der eigene Mann Taxi fährt. Wobei – ohne die sechsstündige Verspätung unseres Fluges hätten wir die Check-in-Zeit um 18 Uhr verpasst. Es hatte fast den Anschein, als würde er mit Absicht die größten Umwege machen. Und am Ende wollte er Trinkgeld haben.
Als wir Terminal 3 endlich erreicht hatten, rasten wir alle sofort zum Express-Check-in (fünf Gepäckstücke oder weniger) und wuchteten unsere Taschen aufs Fließband. Die junge Schalterangestellte war schrecklich freundlich, als sie unsere Flugtickets kontrollierte – in Stephens Fall übertrieben freundlich, fand ich. Wir hatten kaum noch Zeit fürs Duty-Free-Shopping, da wurde über den Lautsprecher schon durchgegeben, wir könnten einsteigen.
Ich schreibe jetzt im Flugzeug, das gleich starten sollte. Ich muss zugeben, dass mir ein bisschen bange war, als wir unsere Plätze einnahmen. Nicht dass ich etwa Flugangst hätte. Das wäre ja geradezu lächerlich für eine erfahrene Reisende wie mich. Trotzdem geht doch nichts über ein Ginfläschchen, um die Nerven zu beruhigen. Ich mache mir eher Sorgen, Stephens ungehobeltesBenehmen könnte mit der Flughöhe zunehmen, zumal durch die während des Fluges servierten Drinks. Ich muss ihn jedenfalls genau im Auge behalten, damit nichts passiert, was er hinterher bedauern würde.
14. August
15. August, Montag
Wachte mit fürchterlichen Kopfschmerzen auf, einem trockenen Mund und ganz verwirrt. Muss am Jetlag liegen. Ich leg’ mich wohl lieber wieder hin …
16. August, Dienstag
Langsam geht’s mir besser. Glaube ich. Obwohl ich vom Hotelzimmer nicht gerade beeindruckt bin. Es ist völlig kahl, und das Bett ist steinhart. Und dann erst dieser Eimer in der Ecke! Die Photos in der Broschüre fallen wirklich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ich frage mich, wo die anderen abgeblieben sind? Verwüsten garantiert irgendwo das Mobiliar …
Habe endlich Stephen getroffen, der abends kam, um meine Kaution zu stellen. Im Flugzeug muss es zu unschönen Szenen gekommen sein. Im Einzelnen blick’ ich noch nicht ganz durch, aber anscheinend ging es um mich, ein paar Ginfläschchen und eine Notlandung.Zum Glück lag das Feld, auf dem der Pilot die Maschine runterbrachte, viel näher an unserem Urlaubskomplex als der Flughafen.
17. August, Mittwoch
Habe heute mein erstes Urlaubsfrühstück genossen. Der Speisesaal ist riesig und beherbergt eine lange Tafel mit einem kontinentalen und einem englischen
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