Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

beschimpft. Asbo sagte, sie hätten einfach Pech gehabt, und beschwerte sich, dass »Mrs. Kackifresse Ohren am Hinterkopf« habe. Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich ihre leibliche Mutter bin. Man hört ja immer wieder Geschichten, dass Babys auf der Entbindungsstation vertauscht werden. Das soll Gott bewahre nicht heißen, dass es nicht meine sind. Aber ich kann mich nur erinnern, ein Kind zur Welt gebracht zu haben.
    26. Juli, Dienstag
     
    Die Spatzen haben sich wieder an der Milch gütlich getan. Ich verstehe nicht, wie sie das bei den neuen Plastikkartons schaffen. Außerdem mach’ ich die Kühlschranktür immer fest zu.
    27. Juli, Mittwoch
     
    Stephen hat heute Vormittag frei genommen, um den Taxirücksitz vom Erbrochenen zu säubern. Er wollte den Kunden dafür zahlen lassen, aber der meinte, Stephen hätte ja gar nicht erst kotzen müssen.
    28. Juli, Donnerstag
     
    Normal ruhiger Abend vor der Glotze. Das heißt, normal war er eigentlich nicht: Stephen hat mir einen Tee gekocht. Ein roter Tag im Kalender.
    29. Juli, Freitag
     
    Habe Brangelina wieder erwischt, wie sie die Wände bekritzelte, und musste sie auf die stille Treppe setzen. Habe ihr gesagt, da kann sie sitzen bleiben, bis ihr Vater nach Hause kommt. Für zwei ist da nämlich kein Platz.
    30. Juli, Samstag
     
    Heute Morgen hat Stephen mir das Frühstück ans Bett gebracht. Ich hoffe bloß, er wird mir nicht krank.
    31. Juli, Sonntag
     
    Habe herausgefunden, warum sich Stephen neuerdings so ungewöhnlich fürsorglich um mich kümmert. Er muss die Bücher gefunden haben, die ich Viennetta gekauft habe, und aus naheliegenden Gründen auf die Idee gekommen sein, ich wäre wieder schwanger. Daraufhin blieb mir natürlich nichts anderes übrig, als ihn einzuweihen. Im ersten Augenblick wirkte er erleichtert. Dann kurz enttäuscht. Dann wieder erleichtert. Als es ihm dann wirklich dämmerte, bestand er auf einem Vaterschaftstest, aber ich versicherte ihm, er sei definitiv Viennettas Vater.

August
     
     
    1. August, Montag
     
    Habe heute Morgen Brangelinas letztes Bild am Kühlschrank befestigt. Ich hab’s gern da hängen. Es hilft beim Diäthalten.
    2. August, Dienstag
     
    Heute sind die Kinderphotos aus der Schule angekommen. Es ist schwer, nicht gefühlsduselig zu werden, wenn ich sie mit den wunderschönen Babybildern vergleiche. Aber das zweite Album ist immer das schwerste.
    3. August, Mittwoch
     
    Du liebes bisschen, seit die Ferien angefangen haben, sitzen die Kinder rund um die Uhr vor der Glotze und sehen Zeichentrickfilme. Heute ist es eine Dauerausstrahlung ihrer Lieblingsserie
Schock & Auuu!
Laut Programmzeitschrift schildert sie »die lustigen Abenteuer eines 2000-Volt-Zitteraals und seiner liebenswertenSpielgefährten«. Die Episoden von heute decken die liebenswerten Spielgefährten 1 bis 35 ab.
    4. August, Donnerstag
     
    Auweia, ich habe schon wieder ein graues Haar entdeckt. Das war das letzte Mal, dass wir Huhn bei NanDoes bestellen – und dann war es auch noch um mein Minimaiskölbchen gewickelt.
    5. August, Freitag
     
    War heute Abend zum letzten Wiegen im Fitnessstudio. Dank meinem Engagement hat Stephen sein Urlaubsziel locker erreicht und ich auch. Allerdings erst, nachdem ich genötigt worden war, auch den BH abzunehmen, woraufhin der Schokoriegel und die Speckstreifen runterfielen. Ich hätte im Erdboden versinken können, aber Stephen grinste mich bloß an: Er stand schon immer auf Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Rippen.
    6. August, Samstag
     
    Habe heute bei BuyCurious unsere Urlaubsklamotten bestellt. Das ist eine Auktions-Website, wo man gegen andere Kunden auf unbekannte Kleidungsstücke bietet. Wenn man bereit ist, ein Risiko einzugehen, kann man echte Schnäppchen machen. Letztes Jahr hab’ ich zweiPaar Bermuda-Shorts, ein halbes Dutzend T-Shirts und einen David-Hasselhoff-Zahnbürstenhalter für nicht mal zehn Pfund bekommen.
    7. August, Sonntag
     
    Junge, Junge, ist das eine Hitzewelle. Stephen läuft wieder überall mit einem verknoteten Taschentuch herum. Ich könnte vor Scham vergehen. Es wäre ja nicht so schlimm, wenn er es wenigstens auf dem Kopf hätte.
    8. August, Montag
     
    Stephen und ich mussten heute beim Gemeinderat anrufen. Das Bewässerungsverbot schränkt uns definitiv in der Freizeitgestaltung ein. Wie muss das erst für Leute sein, die einen Rasen haben?
    9. August, Dienstag
     
    So sehr ich mich auf unseren Urlaub freue, so sehr nervt das Packen. Es ist immer so