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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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mir jetzt, sofort, bevor ich dich windelweich schlage. «
    » Aua! Sie tun mir weh « , wimmerte Albert.
    » Es tut noch zehnmal so weh, wenn du mir nicht sagst, wie das passiert ist « , schrie ich.
    » Wir haben nur eine Raketenbombe gebastelt « , sagte Albert.
    » Eine Raketenbombe. Woraus? «
    » Ach, aus so Zeug, das wir in Werkzeugschuppen gefunden haben. «
    » Dynamit? Sprengstoff? Solches Zeug? «
    » Es war nicht meine Idee « , jammerte Albert. » Die andern haben damit angefangen, und ich habe noch gesagt, ich sage… «
    Tante Mame, bedeckt mit Dreck und Ruß und Putz, stand inmitten des Trümmerhaufens, und auf einmal fing sie an zu lachen. Sie lachte und lachte und lachte, bis Tränen ihr die Wangen hinunterliefen. » Ich halte es nicht mehr… es ist einfach so komisch… dabei ist es nicht einmal mein Zimmer, sondern das von Miss Peabody und den Vorfahren und… das Komischste, das ich je… « Sie bog sich vor Lachen. » Ist doch zum Schießen, dass wir… wir beinahe alle… alle in die Luft geflogen wären… ins Jenseits befördert. « Sie krümmte sich und schlug sich auf die Schenkel.
    Die Kinder glucksten nervös.
    » Haltet den Mund « , brummte ich. » Geht auf eure Zimmer. Euch knöpfe ich mir später vor. « Sie hatten viel zu viel Angst, um einen Streit vom Zaun zu brechen.
    » Aber meine Lieben, seht ihr denn nicht… « Tante Mames Gesichtszüge waren von der irren Belustigung ganz verzerrt. » Seht ihr denn nicht, dass das zum Totlachen ist… Totlachen, auch so ein Wort! « Sie schaukelte vor und zurück und hielt sich den Bauch.
    Entsetzt starrte ich sie an.
    » Aufhören! « , bellte Doc. » Hören Sie sofort damit auf! « Er ging auf sie zu und gab ihr eine Ohrfeige. Im ersten Moment stutzte sie, dann fing sie an zu weinen, als hätte ihr jemand das Herz gebrochen.
    Doc trug sie auf ihr Zimmer und brachte sie zu Bett. Während er seine Injektionsnadel sterilisierte, flößte ich ihr einen doppelten Brandy ein. » Es tut mir leid « , flüsterte sie. » Es tut mir leid, aber ich kann es nicht mehr länger ertragen. Ich wünschte, die Bombe hätte mich getötet. «
    » Tante Mame! «
    » Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich, Eleanora Duse. In Wirklichkeit wollen Sie das doch gar nicht. Ich jedenfalls will es nicht. Dazu sind Sie eine viel zu einträgliche Patientin « , sagte Doc und streichelte ihre Hand. » Sie haben eben mehr durchgemacht, als ein normaler Mensch verkraften kann. «
    » Ich hatte gedacht, ich wäre eine gute Mutter. Aber ich bin gescheitert. Gescheitert. Gescheitert. «
    » Sie müssen die Kinder loswerden « , sagte Doc. » Das ist mein Ernst. Sie sind krank. «
    » Das kann ich nicht. Wo sollen die Kleinen denn hin? «
    » Ich schlage eine Besserungsanstalt vor « , sagte ich.
    » Und dann gibt es immer noch das Bellevue « , ergänzte Doc.
    » Nein. Das kommt nicht in Frage « , seufzte Tante Mame. » Es geht nicht. Ich habe gesagt, ich würde mich um sie kümmern, und deswegen… «
    » Deswegen kommen Sie noch zu Tode. Von Wollen kann keine Rede mehr sein, nur noch von Müssen. Sie müssen die Kinder loswerden. Das verordne ich Ihnen als Arzt « , sagte Doc ernsthaft. » Sie haben mehr als das Menschenmögliche für diese kleinen Wechselbälger getan. Sie haben fast ein ganzes Jahr Ihres Lebens mit ihnen zugebracht, haben Tausende von Dollar in sie hineingepumpt. Das Haus, das Essen, die Kleidung, die Schule. Allein meine Rechnung beläuft sich auf über zwei Riesen. Aber irgendwann hört der Spaß auf. Sie müssen die Kinder loswerden– bevor die Kinder Sie loswerden. «
    » Aber wer ist schon so blöd, sie aufzunehmen? « , fragte Tante Mame. » Sie sind ja jetzt schon bekannt wie ein bunter Hund. «
    » Trotzdem, sie müssen von hier weg « , sagte Doc streng.
    » Edmunds Alter könnten wir verheimlichen und ihn in die Armee stecken « , schlug Tante Mame vor.
    » Und Gladys als Soldatenliebchen gleich mit « , sagte Doc.
    » Pass auf, Tante Mame « , sagte ich, » ich fahre einfach morgen in die Stadt zu der Agentur. Wir brauchen ja nicht alle sechs Kinder auf einmal anzubieten. Die Gruppe sollte aufgeteilt werden. Edmund könnte man auf eine Farm schicken, da kann er sich bei der Feldarbeit abreagieren. «
    » Bloß darauf achten, dass keine Schafe in der Nähe sind « , sagte Doc.
    » …und Gladys könnte man auf eine Nonnenschule geben… «
    » Möglichst in ein Kloster « , sagte Doc.
    » Was Albert und Margaret Rose betrifft « , fuhr ich fort, »

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