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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ihre Schwiegertochter und ein Diener, alle wohnhaft im Old Coolidge House, bis zum Zeitpunkt der, äh, Niederkunft. Selbst wenn die Leute hier auf uns aufmerksam werden sollten– was höchst unwahrscheinlich ist–, brauchen wir uns nicht zu sorgen. Wir sind absolut unabhängig hier. Die Mahlzeiten lassen wir aufs Zimmer kommen. Einmal die Woche reist der Arzt aus Boston an. Um dir Nachrichten schicken zu können und für kleine Ausflüge mit dem Auto haben wir Ito. Und Agnes kann ihre Spaziergänge, täglich vier Meilen, jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit machen. Wir brauchen also nichts zu tun außer abzuwarten, bis, äh, ihre Zeit gekommen ist. Wie du siehst, mit etwas Geld und umsichtiger Planung fügt sich alles ganz einfach. «
    » Na, das ist ja wunderbar « , sagte ich. » Aber hättest du das alles nicht auch woanders so einrichten können, in einer Hotelsuite in– Cleveland von mir aus oder Milwaukee oder Dallas. Das sind doch alles viel interessantere Städte, und außerdem sind es Orte, an denen ich nicht zu finden bin. «
    » Aber begreifst du es denn immer noch nicht– ich brauche dich doch, mein lieber Kleiner. «
    » Wozu– wenn ihr so unabhängig seid? Was kann ich schon tun– außer mich in der Schule in eine heillose Lage bringen? «
    » Du kannst vier Dinge tun « , sagte Tante Mame finster.
    » Und… die… wären? « , fragte ich. Mir gefiel ihr Ton nicht.
    » Zunächst einmal kannst du Besorgungen machen. Es gibt so viele Sachen, die ich brauche, und ich vermute, auch eine werdende Mutter kann so einiges gut gebrauchen. Du kennst dich in dieser Stadt aus, ich nicht. Außerdem könnte es gefährlich für mich werden, wenn man mich hier sieht… «
    » Gefährlich? Für dich? « , sagte ich. » Wenn du auf die St. Boniface Academy gehen und dir jedes Mal, wenn du dich am Hintern kratzt, einen Tadel einhandeln würdest, dann wüsstest du, wie gefährlich es ist, wenn man gesehen wird… «
    » Patrick! Achte auf deine Wortwahl! Denk an den pränatalen Einfluss! Die Besorgungen wären also das Erste, was du machen könntest. Zweitens könntest du für mich Einkäufe in Boston erledigen. Das Essen hier ist jämmerlich– für Agnes reicht es, aber ich leide darunter. Ito kann man in einer fremden Stadt nicht trauen, du kannst also morgen mit dem Auto zu S. S. Pierce fahren und mir eine Kiste… «
    » Ich kann nicht mit deinem Auto fahren, ich habe nicht mal einen Führerschein. «
    » Natürlich kannst du Auto fahren. Ich habe es dir doch selbst beigebracht. Und wenn du vorsichtig fährst– was ich stark hoffe–, dann wird auch niemand nach deinem Führerschein fragen. Ich habe auch nie einen besessen, und sieh mich an, ich lebe noch. «
    » Ich will meine Abschlussprüfung bestehen, Tante Mame. Die werden mich hochkant rauswerfen, wenn das auffliegt… «
    » Natürlich willst du deine Abschlussprüfung bestehen. Bildung ist eine feine Sache. Und jetzt zu Aufgabe Nummer drei: Ich brauche dich als vierten Mann beim Bridge. Ich bringe Agnes gerade Culbertson bei. Es tut ihr gut. Es bringt sie auf andere Gedanken. «
    » Andere Gedanken? « , stöhnte Agnes.
    » Seien Sie still, Agnes. Ja. Sonst ist sie eine brave, fleißige Schülerin. Ito spielt Sims, gar nicht mal so schlecht, wenn er nur mit dem Kichern aufhören und sich auf das Spiel konzentrieren würde. Dich brauche ich, um die Runde komplett zu machen. « Sie steckte eine Zigarette in ihre Spitze und trank geziert von ihrem Cognacglas. » Den wichtigsten Dienst allerdings, den du leisten kannst… « Sie machte eine Pause.
    » Wa-was wäre der? « , fragte ich misstrauisch nach.
    » Die wichtigste Aufgabe, die ich für dich vorgesehen habe, ist es, Agnes spazieren zu führen. «
    » Was soll ich tun? «
    » Agnes spazieren führen. Jeden Tag, nach Einbruch der Dunkelheit, vier Meilen. Der Arzt sagt, es muss sein. Sie wiegt einfach zu viel. Agnes, das Dummerchen, sagt, ihre Füße würden ihr wehtun, ich würde eher sagen… «
    » Ihre Füße würden auch wehtun, wenn Sie den ganzen Weg von Carmel, Kalifornien, bis… « Wieder brach Agnes in Tränen aus und flüchtete ins Schlafzimmer.
    » Da siehst du, was du angerichtet hast! « , fuhr Tante Mame mich an. » Ach, ihr seid doch alle einer wie der andere! Arme kleine Agnes! Geht allein zu Fuß den ganzen Weg von Kalifornien bis hierher, und du willst sie nicht mal auf ihrem Abendspaziergang begleiten. «
    » Siehst du nicht, dass das alles vollkommen verrückt ist, was du hier

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