Darling wir sind schwanger
“Nein, natürlich nicht. Warum fragst du?”
“Nur so. Du weißt, dass ich mir leicht Sorgen mache, und mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit sehr wenig gegessen hast.”
Glücklicherweise waren sie gerade am Terrassenzimmer angelangt. Im Raum war es laut, man hörte Lachen, das Raunen von zahlreichen Gesprächen sowie das Klirren von Porzellan gegen Glas, während die Appetithäppchen herumgereicht wurden. Weiße Tischtücher und der Schein zahlreicher Kerzen in silbernen Leuchtern schufen eine luxuriöse Atmosphäre. In einer Ecke des Saals hatte die Band sich aufgebaut, und einige Leute drehten sich bereits zu den Klängen der Musik. Geschulte Kellner bewegten sich gewandt durch die Menge und boten, ohne die Gespräche zu unterbrechen, Getränke und Essen an.
“Cori hat Recht gehabt. Ihre Mutter versteht sich wirklich auf das Ausrichten von Festen.” Whitney blickte suchend im Saal umher und versuchte Cori und ihren Bräutigam in der Menge auszumachen.
Schließlich entdeckte sie die beiden am Kopfende der Tafel.
Und plötzlich fühlte Whitney, wie ihre Beine unter” ihr nachzugeben drohten. Ihr wurde übel, das Blut pochte laut in ihren Ohren und übertönte jedes andere Geräusch. Nein, sie konnte jetzt unmöglich in Ohnmacht fallen.
Dankbar spürte sie, wie Karl ihren Ellenbogen ergriff und sie stützte. Er zuckte mit keiner Wimper, als Whitney mit ihren Fingernägeln schmerzhaft in seinen Arm kniff.
“Haltung bewahren, mein Täubchen”, flüsterte er ihr leise zu.
Verzweifelt versuchte sie den Rat ihres Onkels zu befolgen und setzte ein verkrampftes Lächeln auf. Denn den dunkelhaarigen Mann, der neben Cori saß und liebevoll den Arm um ihre Taille gelegt hatte, kannte sie nur allzu gut.
“Ist er … wusstest du es, Onkel Karl?” Whitneys Stimme zitterte.
“Nein. Gracie hat mir nichts davon erzählt.”
Trotz des Schocks wurde Whitney klar, dass Karl soeben etwas Ungewöhnliches gesagt hatte. Sie starrte ihn überrascht an.
“Bist du denn oft mit Gracie Montgomery zusammen?” Ihr Blick fiel auf Dylans Mutter.
Doch bevor Karl antworten konnte, wandte Dylan Montgomery, ihr bester Freund, sich zu ihr um. Deutlich konnte Whitney an seinem Gesichtsausdruck, erkennen, dass es jetzt an ihm war, überrascht, ja, ungläubig und geschockt zu sein.
Ihr kam es vor, als ob jeder der anderen Gäste sie beobachtete und nur darauf wartete, dass sie zusammenbrach.
Doch niemand der Anwesenden wusste, was vor drei Monaten zwischen ihnen geschehen war. Alle hielten sie für gute Freunde. Nicht mehr. Also gab es auch keinen Grund, warum irgendwer sie mitleidig hätte betrachten sollen.
Whitney wusste nicht, woher sie den Mut fand, Dylan direkt ins Gesicht zu blicken und ihn herausfordernd anzulächeln.
Ihr kam es so vor, als könnte sie sein Grübchen sehen, das immer erschien, bevor er lächelte. Genau konnte sie es jedoch nicht sagen, denn sie standen zu weit auseinander. Aber genau das war es ja gerade. Whitney kannte Dylan einfach so gut. Und nachdem, was vor drei Monaten geschehen war, kannte sie ihn noch viel besser.
Sie spürte, wie ihr warm wurde.
Karl machte ein missbilligendes Geräusch. ;,Reiß dich zusammen.”
“Wie meinst du das?”
Er sah sie streng an wie ein Vater, der seine kleine Tochter beim Lügen erwischt hatte. “Ach, schon gut. Ich wusste es.”
Whitney runzelte die Stirn. Sie hatte keine Ahnung, wovon Karl eigentlich sprach. Und es war sonst nicht seine Art, in Rätseln zu sprechen. Zettel mit geheimnisvollen Botschaften in Fräcke zu stecken - ja. Aber in Gesprächen war ihr Onkel sonst immer sehr offen. Doch Whitney fragte nicht nach. Im Moment drehten sich alle ihre Gedanken um Dylan.
Sie sah, wie er sich zu ihr einen Weg durch die Menge bahnte, sah, wie ein älterer Gentleman sich ihm in den Weg stellte.
“Ist das Coris Vater?”, fragte Whitney.
“Ja. Ihre Eltern wohnen in San Francisco. Sie haben mit Computern, die irgendetwas mit Krankenhäusern oder anderen medizinischen Bereichen zu tun haben, ein Vermögen gemacht.”
Whitney spürte, wie ihr erneut übel wurde, denn sie musste an Dylans Worte denken. “Die Hersteller aus dem medizinischen Sektor sind sehr an unseren Ergebnissen interessiert”, hatte er gesagt. Hatte er in diesem Zusammenhang nicht auch von einer Ehe gesprochen?
“Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir den Saal betreten oder uns schnell aus dem Staub machen, mein Täubchen”, drängte Karl.
Whitney atmete tief durch.
Weitere Kostenlose Bücher