Darling
die beiden hingelaufen sind?“
Der Beamte zuckte die Achseln und deutete mit der Hand auf die Großmarkthalle.
„Irgendwo dort. Der Werkschutz hat gesagt, vor cirka zehn Minuten hätten die Wachhunde angeschlagen. Obdachlose, Diebe … Seit dem Baustopp liegt hier einiges brach, was Interessenten findet.“
„Was macht Adrian Baumann mit Clara Sander um die Zeit in der Großmarkthalle?“
Stefan Webers Stimme klang nachdenklich.
„Sie wollten sicher in Enzo Calderolas Wohnung. Der wohnt laut Silke hier vorne an der Windeckstraße. Doch anscheinend war den beiden der Weg durch die Polizeistreife versperrt. Ruf im Präsidium an, Stefan. Wir brauchen dringend Verstärkung. Und lass die Weseler Werft abriegeln, wir müssen sie finden.“
Stefan nickte.
„Baumann muss übrigens noch ganz hier in der Nähe sein. Ich hab eben die SMS bekommen, dass Enzo Calderolas Handy seit ungefähr zehn Minuten im Funkmast auf der Großmarkthalle eingeloggt ist.“
„Gute Arbeit“, lobte ihn die Kommissarin. Dann blickte sie sich prüfend um. Was wollte Adrian Baumann mitten in der Nacht auf dem Gelände?
„Stefan, steig ein. Ich ahne, wo er ist.“
Der Kommissar sah Edith Tannhäuser fragend an.
„Er braucht ein Fahrzeug. Und das hier ist der kürzeste Weg nach Sachsenhausen.“
Mit einer Handbewegung zeigte Edith Richtung Main.
„Meinst du nicht, dass das Wasser im November etwas zu kalt zum Schwimmen ist?“
Skeptisch blickte der Kommissar die Chefin an.
„Blödmann!“ Edith war ungehalten. „Er wird versuchen, über die Deutschherrnbrücke auf die andere Mainseite zu kommen. Erinner’ dich, am Walter-von-Cronberg-Platz steht sein Taxi. By the way, lassen wir das observieren?“
Stefan Weber schüttelte den Kopf.
„Dann schick mal die Kollegen hin. Und wir fahren jetzt über die Holzmannstraße zur Weseler Werft.“
Der Kommissar schüttelte anerkennend seinen Kopf. Edith kannte sich nicht nur in Frankfurt hervorragend aus. Sie konnte sich auch perfekt in Täter hineinversetzen. Ihre langjährige Menschenkenntnis wog in komplizierten Fällen deutlich schwerer als sein gesamtes technisches Know-how.
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„Ich knall ihn ab!“
„Erik, du machst jetzt gar nichts. Du wartest hier im Wagen, wenn ich Clara abhole. Und ICH kümmere mich um den Taxifahrer. Ist das klar?! Nicht noch mal der gleiche Fehler wie bei Karl Blum!“
Alexander Paul war wütend. Aber er musste jetzt rational handeln. Erik wurde zunehmend zu einer schwer einschätzbaren Altlast. Für ihn würde in der umstrukturierten Firma kein Platz mehr sein. Dieser latent gewaltbereite Mann war mittlerweile so gefährlich wie eine tickende Zeitbombe.
Wichtiger war jetzt, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag, seit sie an der Holzmannstraße zur Weseler Werft abgebogen waren. Die Schotterstraße zum Main war von Schlaglöchern übersät. Absolutes Gift für den tiefergelegten BMW.
Claras Anruf hatte zumindest einen Teil der Probleme fürs Erste gelöst. Jetzt wartete sie vor den abgewrackten Kränen auf ihn. Warum sie jetzt mitten in der Nacht das Café am Main ausgewählt hatte, erschloss sich ihm nicht wirklich. Aber wozu auch? Er brauchte ihre Unterschrift, sonst nichts. Und dann würde er nach Hause fahren, einen guten schottischen Whisky trinken und keine überflüssigen Worte wegen der vergangenen Stunden verlieren. Wenn alles optimal verliefe, bekäme er morgen früh um sechs die erste Maschine nach München und könnte seinen amerikanischen Geschäftspartnern bereits beim Frühstück den unterschriftsreifen Vertrag präsentieren.
Einfach tief durchatmen und Ruhe bewahren, dachte er. Auf Clara eingehen. Ihr alles versprechen. Und Erik in Schach halten. Das war zu bewältigen. Sicherlich konnte man auch mit diesem komischen Taxifahrer reden. Solche Typen waren doch chronisch klamm. Mit Geld hatte er bislang jedes Problem aus der Welt geschafft. Oder mit Frauen. Er war ein wahrer Meister, wenn es darum ging, Wünsche und Sehnsüchte zu befriedigen. Das hatte bislang seinen unternehmerischen Erfolg ausgemacht. Und sein wirtschaftliches Überleben.
Zufrieden lehnte er sich im Beifahrersitz des BMW zurück. Alles lief jetzt wieder nach Plan.
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Als er den Hünen aus dem BMW aussteigen sah, beschlich Adrian mehr als nur ein ungutes Gefühl. Nervös zündete er sich eine Zigarette an und beobachtete, wie Clara kerzengerade auf Alexander Paul zuging. Er kickte einen Schotterstein über die Kaimauer und sah auf den Fluss.
Als er
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