Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)
unkontrollierten Wurmbefall passieren, die wenig Spaß machen:
1. Wenn man nicht gut schlafen kann, ist man tagsüber unkonzentriert, hibbelig oder auch empfindlicher als sonst.
2. Was die Würmer nicht wollen – und wir auch nicht –, ist, dass sie sich verirren. Wenn die Würmer nicht da bleiben, wo sie hingehören, müssen sie weg. Wer will schon einen Madenwurm, der so eine schlechte Orientierung hat?
3. Empfindliche Därme oder extrem herumturnende Würmer neigen zur Reizung. Darauf gibt es die verschiedensten Arten zu reagieren – nicht aufs Klo, oft aufs Klo, Bauchweh, Kopfweh, übel oder auch gar nichts von allem.
Fühlt sich ein Wurmgastgeber bei einem der eben genannten Punkte angesprochen, heißt es, ab zum Arzt! Hier wird es dann zu einer Verwendung von Tesafilm kommen, die nicht im Bastelbuch steht. Je nach Charme des Arztes, wird das in etwa so formuliert: »Pobacken auseinanderspreizen, Tesa auf und um den Anus herum aufkleben und dann abziehen. In die Praxis bringen. Und Janine im Sprechzimmer geben. Tschüss.«
Wurmeier sind auch nur kleine Kugeln, die an Tesafilm gut kleben. Hätte man an Ostern einen riesigen Magneten, der alle Eier aus dem Garten anzieht, würde man eine Menge Zeit sparen. Da die Wurmeier um ein Vielfaches kleiner sind als Ostereier, macht es Sinn, diese Suche etwas zu verkürzen. Wichtig ist, dass die ganze Aktion morgens passiert – denn da sind die meisten Eier bereits abgelegt. Und gar nicht gut ist, wenn man den kompletten Madenwurmgarten vor der Eiersuche überflutet oder sauberfegt. Also – das Erste, was diese Zone am Morgen berührt, ist der Tesastreifen.
Unter dem Mikroskop sieht ein Arzt dann ovale Eier. Je nachdem, ob sie schon zu Larven reifen, haben sie in der Mitte einen Streifen. Dann wird ein Medikament verschrieben, und die Apothekerin hilft im Kampf gegen störende Dauergäste. So ein typischer Medikamentenwirkstoff, nennen wir ihn einfach mal Mebendazol, hat einen Hintergedanken, den wir alle aus dem Kindergarten kennen: Wurm stört meinen Darm, also störe ich Wurms Darm zurück.
Das Medikament macht sich auf den Weg von unserem Mund bis zum Enddarm und trifft dabei auf unsere abtrünnig gewordenen Hausbesetzer. Diese haben auch Münder und ebenso Därme, also nimmt das Medikament hier noch mal denselben Weg: von Mund zu Enddarm. Im Würmerdarm wirkt Mebendazol sehr viel schädlicher als bei uns. Es setzt die Würmer auf eine drastische Diät, so dass sie keinen Zucker mehr bekommen. Würmer brauchen aber Zucker zum Leben, also wird diese Diät wohl die letzte sein. Ein bisschen funktioniert das Ganze so, wie wenn man uneingeladenen Dauergästen nichts mehr zu essen macht.
Madenwürmereier leben lange. Wenn man Würmer hat und die Hände nicht ganz vom Mund weghalten kann, sollte man zumindest versuchen, die Eierzahl in der Umgebung so niedrig wie möglich zu halten. Bettlaken und Unterwäsche täglich wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen, Hände waschen, starkes Jucken vielleicht durch Salben statt durch Fingerattacken lindern. Meine Mutter schwört darauf, dass die Würmer durch eine täglich runtergeschluckte Knoblauchzehe verschwinden. Studien dazu habe ich nirgendwo gefunden, aber die gibt es auch nicht zu Jackenanzieh-Temperaturen, und da hat meine Mutter auch immer recht. Wenn alles nicht klappt, nicht verzweifeln, zweite Runde Arzt einläuten und sich darüber freuen, dass man einen so beliebten Darm hat.
Von Sauberkeit und guten Bakterien
Wir wollen uns vor Schlechtem schützen. Kaum jemand hätte freiwillig gerne Salmonellen oder einen gemeinen Helicobacter . Auch wenn wir sie noch nicht alle kennen – wir wollen jetzt schon keine Moppelbakterien, Diabetes-Auslöser oder traurig machende Mikroben. Unser wichtigster Schutz ist Sauberkeit. Wir sind vorsichtig bei rohem Essen, küssen nicht jede fremde Person, die wir treffen, und waschen Krankheitserreger heiß weg. Doch Sauberkeit ist nicht immer das, wofür wir sie halten.
Sauberkeit in einem Darm kann man sich in etwa so vorstellen wie Sauberkeit in einem Wald. Selbst die ambitionierteste Putzperson würde hier keinen Wischmopp austesten. Ein Wald ist sauber, wenn ein Gleichgewicht nützlicher Pflanzen herrscht. Dabei kann man nachhelfen: Man kann neue Pflanzen dazusetzen und hoffen, dass sie anwachsen. Außerdem kann man sich wertvolle Lieblingspflanzen aussuchen und sie so pflegen, dass sie sich vermehren und größer werden. Manchmal gibt es fiese Schädlinge. Dann muss
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